Luftgeister und Paladine

Von Maike Albath · 14.09.2010
Er war Partisan, Journalist, Verlagslektor, Schriftsteller und politischer Kopf. Mit seinem plötzlichen Tod ging vor einem Vierteljahrhundert eine exemplarische italienische Intellektuellen-Biografie des 20. Jahrhunderts zu Ende.
Allem, was er tat, verschrieb er sich mit Haut und Haaren: Italo Calvino war Partisan, Journalist, Verlagslektor, Schriftsteller und politischer Intellektueller. 1923 auf Kuba als Sohn eines Professorenehepaares geboren, wuchs er im ligurischen San Remo auf. Dem Einzug in Mussolinis Armee konnte Calvino knapp entgehen, und als Italien 1943 kapitulierte, ging er in den Widerstand.

Nach dem Krieg wurde Italo Calvino Mitarbeiter bei dem renommierten Turiner Einaudi Verlag, der zehn Jahre zuvor mitten im Faschismus gegründet worden war und in der Nachkriegszeit Kulturgeschichte schrieb. Binnen weniger Jahre avancierte Calvino, inzwischen selbst Verfasser bedeutender Romane, zur Triebfeder des Unternehmens. In über 5000 Briefen an Autoren kommentierte der Schriftsteller-Lektor Manuskripte, gab Empfehlungen, wies mit scharfen Worten seine Schützlinge zurecht oder klagte über eigene gestrandete Projekte.

Italo Calvino, Erfinder von halbierten Rittern und Baronen auf Bäumen, war bis zur Niederschlagung des Ungarnaufstandes 1956 Mitglied der Kommunistischen Partei und glaubte an die Veränderbarkeit Italiens. Enttäuscht von den politischen Entwicklungen seines Landes zog er sich in den sechziger Jahren nach Paris zurück und kultivierte sein Faible für Theorie. Mit seinem plötzlichen Tod im September 1985 ging eine exemplarische italienische Intellektuellen-Biografie des 20. Jahrhunderts zu Ende.

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