"Luisa Miller" - mehr Liebe als Kabale ?

Manchenorts gehörte das Schillersche Trauerspiel zur Pflichtlektüre in der Schule. Einfaches Mädchen verliebt sich in Sohn des durch Mord zu Rang und Namen gekommenen neuen Herrn. Weil der Sprössling zu Höherem bestimmt ist, müssen alle unlauteren Mittel her, um diese Heirat zu verhindern. Am Ende suchen die Liebenden im Freitod die Lösung, aber nicht, ohne dem intriganten Nebenbuhler ebenfalls das Licht auszulöschen.
"Luisa Miller" entstand 1849, gegen Ende seiner so genannten Galeerenjahre, bevor Verdi mit "Rigoletto", "Il Trovatore" und "La Traviata" finanzielle Unabhängigkeit ereichte und endgültig zum bedeutendsten italienischen Opernkomponisten seiner Zeit aufstieg. Parallel zu heroisch-monumentalen Stoffen suchte Verdi jetzt zunehmend nach leidenschaftlichen Einzelschicksalen.

Was mit "Due Foscari", dem venezianischen Dogendrama, begonnen hatte, wird mit "Luisa Miller" erstmals in bürgerlichem Milieu fortgeführt. Der engste Familienkreis ist nun Schauplatz ganz persönlicher Konflikte. Allerdings musste Verdi, Zensurzwängen und Erwartungshaltungen geschuldet, einen guten Teil an sozialem Sprengstoff aus dem Schillerstück nehmen. So liegen die Akzente mehr auf Liebe als auf Kabale. Um die Namensgleichheit mit dem amtierenden Bourbonenkönig zu vermeiden, musste aus dem Ferdinand sogar ein Rodolfo werden.


Metropolitan Opera New York
Aufzeichnung vom 25.03.2006

Giuseppe Verdi
"Luisa Miller", Oper in drei Akten
Libretto: Salvatore Cammarano (nach Friedrich Schiller)

Karen Slack, Sopran - Luisa
Irina Mishura, Alt - Federica
Eduardo Villa, Tenor - Rodolfo
Carlos Alvarez, Bariton - Miller
James Morris, Bass - Graf Walter
Stephen West, Bass - Wurm
Tamara Mumford, Mezzosopran - Laura
David Lowe,Tenor - Bauer
Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York
Leitung: Maurizio Benini

Nach dem 1. Akt ca. 20:10 Uhr Nachrichten und anschließend:
"Ende der Galeerenjahre – Verdis Weg zur Wahrheit der Gefühle”
Von Bernhard Neuhoff