Luiz Ruffato

Die Flüchtlingskrise aus brasilianischer Perspektive

Der brasilianische Schriftsteller Luiz Ruffato
Der brasilianische Schriftsteller Luiz Ruffato im Oktober 2013 auf der Frankfurter Buchmesse © dpa / picture alliance / Thomas Maier
Luiz Ruffato im Gespräch mit Joachim Scholl |
Brasilien ist ein Land, das sich mit Einwanderung auskennt - und inzwischen auch mit Auswanderung. Der Schriftsteller Luiz Ruffato denkt dabei an die gegenwärtige Wirtschaftskrise. Wir blicken mit dem Schriftsteller auf Flucht und Migration in Brasilien und Europa.
Die Flüchtlingskrise in Europa hat dem Roman "Ich war in Lissabon und dachte an dich" des Brasilianers Luiz Ruffato aus dem Jahr 2010 neue Aktualität verliehen. Er erzählt die Geschichte des jungen Serginho, der für sich keine Perspektive in Brasilien sieht und sich nach Europa durchschlägt. Im August 2015 ist das Buch auf Deutsch erschienen.
Auch in der brasilianischen Presse sei die Flüchtlingskrise in Europa "tägliches Thema", sagt Ruffato. Er selbst sehe die Situation jedoch vor allem aus einem ökonomischen Blickwinkel.
"Solange die Wirtschaft stabil ist, sind ja billige Arbeitskräfte immer sehr willkommen. Denn die einheimischen Arbeitskräfte möchten vielleicht bestimmte Arbeiten nicht ausführen und geben sie bereitwillig an billige Arbeitskräfte aus dem Ausland ab. Und es genügt eine einzige, kleine Erschütterung dieses Wirtschaftssystems, eine kleine Krise, und die Menschen werden eben egoistisch, bekommen Angst um ihre Pfründe, um ihre Arbeitsplätze, um ihren Status, und das schlägt augenblicklich um in Xenophobie."
Das sehe man derzeit in Brasilien, das trotz seiner Armut immer noch Arbeitskräfte aus anderen Ländern anziehe:
"Die jetzige Wirtschaftskrise in Brasilien führt sofort zu rassistischen Auswüchsen, zu Verachtung gegenüber Haitianern, Bolivianern, Paraguayern, Chinesen."
Luiz Ruffato: "Ich war in Lissabon und dachte an dich"
Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler
Verlag Assoziation A, Berlin 2015,
96 Seiten, 14 Euro.
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