"Lulu & Jimi"
Oskar Roehler war bislang für schwierige Filmdramen bekannt und wurde vor allem für das Porträt seiner Mutter "Die Unberührbare" berühmt. Mit "Lulu & Jimi" liefert Roehler jetzt jedoch ein quietschbuntes Unterhaltungsvergnügen ab, das eine Art Romeo & Julia in der Nachkriegs-BRD zeigt und mit einem gut aufgelegten Ensemble aufwartet.
Deutschland 2008. Regie: Oskar Roehler. Darsteller: Jennifer Decker, Ray Fearon, Katrin Sass, Udo Kier, Rolf Zacher, Bastian Pastewka, Ulrich Thomsen, Hans-Michael Rehberg, Simon Böer, Lavinia Wilson, Catherine Flemming. Länge: 94 Minuten
Der an diesem Mittwoch 50 Jahre alt werdende Sohn der Schriftstellerin Gisela Elsner und des Schriftstellers Klaus Roehler hat sich mit ganz persönlichen Filmen wie "Sylvester Countdown" (Debüt 1997); "Die Unberührbare" (2000/dem Biopic über seine Mutter, gespielt von Hannelore Elsner; seinem bislang erfolgreichsten Film, der mit zahlreichen Preisen, darunter dem "Deutschen Filmpreis in Gold", ausgezeichnet wurde); "Der alte Affe Angst" (2003) und zuletzt mit der unsäglichen Houellebecq-Adaption von "Elementarteilchen" (2005) einen exaltierten Cineasten-Spezi-Ruf erworben.
Diesmal ist alles ganz anders: Haben wir die Amis nicht schon so oft um die kleinen, aber bisweilen feinen B-Pictures/Neon-Movies/Schrott-Späße wie zum Beispiel "The Cooler - Alles auf Anfang" oder "Die Blechpiraten" als rotzige, schräge Unterhaltungsbonbons auf der Leinwand beneidet, so können wir jetzt konstatieren: Wir können es auch bzw. wir haben jetzt endlich auch mal "so was" im Kino!
Oskar Roehler hat ein fabelhaftes B-Filmchen gedreht, das höchstlästerlich-köstlich unterhält. Seine für 5,7 Millionen Euro gedrehte Rock 'n' Roll-Stänkerei, die jetzt auch beim renommierten Sundance-Festival (als einziger deutscher von insgesamt 16 Beiträgen) innerhalb der Sektion "World Cinema Dramatic Competition" läuft, erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen BRD-Liebe anno 1959.
Als sich zu jener Zeit die Schweinfurter Fabrikantentochter Lulu in den smarten Rummelplatz-Boy Jimi verliebt, ist das familiäre Entsetzen groß. Denn Jimi ist schwarz, und Lulus ehrgeizige Alkoholiker-Mama Gertrud (Katrin Sass) beabsichtigt vielmehr, ihr schönes Töchterlein mit dem reichen Unternehmersohn Ernst (Bastian Pastewka) zu vermählen, um zugleich die finanziellen Familien-Probleme ein für allemal zu lösen. Denn die Fabrik von Lulus Eltern steht vor dem Ruin, weil der Vater (erstaunlich sensibel: Rolf Zacher) schwer-depressiv ist und die saufende Mama die Familie nur tyrannisiert.
Doch Lulu lässt sich nichts vorschreiben und hält zu Jimi. Als der Druck jedoch zu groß wird, fliehen sie. Gertrud setzt daraufhin einen Schnüffler-Killer in Bewegung. Roehler inszeniert dies ungewohnt peppig-spielerisch-schwungvoll, leicht und lakonisch-locker als schön-emotionale Zirkus-Show mit viel Bunte-Bühne-Geschmack: Mit poppigen Farben und reizvoll überhöhten Klischee-Typen.
Von Anfang an signalisiert der Film: Hey, das ist der Rock 'n' Roll des Kinos; macht es Euch bequem, wir bieten Euch einen fetzigen Gig. Und so ist es auch, kommt es auch rüber: Die Love-Story um die weiße Schöne und den farbigen Kirmesbubi ist prima angesetzt, wird zünftig wie prickelnd radauhaft vorangetrieben, besitzt Spiel-Spaß-Spannungs-Charme, bedient sozusagen stimmungsvolle Nippes-Amüsement-Unterhaltung-pur. Und die wird von Kamera-As Wedigo von Schultzendorff (der Woody-Allen-Kameramann von 2002 bei "Hollywood Ending") in herrlich verspielt farbenprächtiger Rummelplatz-Optik sehr atmosphärisch präsentiert.
Bei Roehler kriegt der Kitsch seine teutonische Kurve, was zu einem richtig schönen Unterhaltungs(knall)bonbon führt. Mit rosagefärbtem Pudel, einem Bambi im Wald oder gar einem Mann im Mond. Eine Romeo-und-Julia-Chose mit ungehörigem Elvis-Fieber und kessem David-Lynch-Geschmack a la "Wild at Heart" von 1990.
Im Ensemble tummeln sich namhafte wie gut aufgelegte deutsche Promis wie Udo Kier, eben Comeback-As Rolf Zacher, Hans-Michael Rehberg oder die völlig überschminkte grandiose Alki-Furie Katrin Sass sowie der Däne Ulrich Thomsen ("Das Fest") als feiner Killer-Proll. In den beiden Hauptrollen überzeugt ein unbekannte Pärchen: Die "süße" Französin Jennifer Decker und der britische (Shakespeare-)Schönling Ray Fearon. Fazit: Gute Unterhaltung!
Filmhomepage "Lulu & Jimi"
Der an diesem Mittwoch 50 Jahre alt werdende Sohn der Schriftstellerin Gisela Elsner und des Schriftstellers Klaus Roehler hat sich mit ganz persönlichen Filmen wie "Sylvester Countdown" (Debüt 1997); "Die Unberührbare" (2000/dem Biopic über seine Mutter, gespielt von Hannelore Elsner; seinem bislang erfolgreichsten Film, der mit zahlreichen Preisen, darunter dem "Deutschen Filmpreis in Gold", ausgezeichnet wurde); "Der alte Affe Angst" (2003) und zuletzt mit der unsäglichen Houellebecq-Adaption von "Elementarteilchen" (2005) einen exaltierten Cineasten-Spezi-Ruf erworben.
Diesmal ist alles ganz anders: Haben wir die Amis nicht schon so oft um die kleinen, aber bisweilen feinen B-Pictures/Neon-Movies/Schrott-Späße wie zum Beispiel "The Cooler - Alles auf Anfang" oder "Die Blechpiraten" als rotzige, schräge Unterhaltungsbonbons auf der Leinwand beneidet, so können wir jetzt konstatieren: Wir können es auch bzw. wir haben jetzt endlich auch mal "so was" im Kino!
Oskar Roehler hat ein fabelhaftes B-Filmchen gedreht, das höchstlästerlich-köstlich unterhält. Seine für 5,7 Millionen Euro gedrehte Rock 'n' Roll-Stänkerei, die jetzt auch beim renommierten Sundance-Festival (als einziger deutscher von insgesamt 16 Beiträgen) innerhalb der Sektion "World Cinema Dramatic Competition" läuft, erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen BRD-Liebe anno 1959.
Als sich zu jener Zeit die Schweinfurter Fabrikantentochter Lulu in den smarten Rummelplatz-Boy Jimi verliebt, ist das familiäre Entsetzen groß. Denn Jimi ist schwarz, und Lulus ehrgeizige Alkoholiker-Mama Gertrud (Katrin Sass) beabsichtigt vielmehr, ihr schönes Töchterlein mit dem reichen Unternehmersohn Ernst (Bastian Pastewka) zu vermählen, um zugleich die finanziellen Familien-Probleme ein für allemal zu lösen. Denn die Fabrik von Lulus Eltern steht vor dem Ruin, weil der Vater (erstaunlich sensibel: Rolf Zacher) schwer-depressiv ist und die saufende Mama die Familie nur tyrannisiert.
Doch Lulu lässt sich nichts vorschreiben und hält zu Jimi. Als der Druck jedoch zu groß wird, fliehen sie. Gertrud setzt daraufhin einen Schnüffler-Killer in Bewegung. Roehler inszeniert dies ungewohnt peppig-spielerisch-schwungvoll, leicht und lakonisch-locker als schön-emotionale Zirkus-Show mit viel Bunte-Bühne-Geschmack: Mit poppigen Farben und reizvoll überhöhten Klischee-Typen.
Von Anfang an signalisiert der Film: Hey, das ist der Rock 'n' Roll des Kinos; macht es Euch bequem, wir bieten Euch einen fetzigen Gig. Und so ist es auch, kommt es auch rüber: Die Love-Story um die weiße Schöne und den farbigen Kirmesbubi ist prima angesetzt, wird zünftig wie prickelnd radauhaft vorangetrieben, besitzt Spiel-Spaß-Spannungs-Charme, bedient sozusagen stimmungsvolle Nippes-Amüsement-Unterhaltung-pur. Und die wird von Kamera-As Wedigo von Schultzendorff (der Woody-Allen-Kameramann von 2002 bei "Hollywood Ending") in herrlich verspielt farbenprächtiger Rummelplatz-Optik sehr atmosphärisch präsentiert.
Bei Roehler kriegt der Kitsch seine teutonische Kurve, was zu einem richtig schönen Unterhaltungs(knall)bonbon führt. Mit rosagefärbtem Pudel, einem Bambi im Wald oder gar einem Mann im Mond. Eine Romeo-und-Julia-Chose mit ungehörigem Elvis-Fieber und kessem David-Lynch-Geschmack a la "Wild at Heart" von 1990.
Im Ensemble tummeln sich namhafte wie gut aufgelegte deutsche Promis wie Udo Kier, eben Comeback-As Rolf Zacher, Hans-Michael Rehberg oder die völlig überschminkte grandiose Alki-Furie Katrin Sass sowie der Däne Ulrich Thomsen ("Das Fest") als feiner Killer-Proll. In den beiden Hauptrollen überzeugt ein unbekannte Pärchen: Die "süße" Französin Jennifer Decker und der britische (Shakespeare-)Schönling Ray Fearon. Fazit: Gute Unterhaltung!
Filmhomepage "Lulu & Jimi"