Lust und Last eines Unesco-Gütesiegels
Die Waldschlösschen-Brücke in Dresden oder der von Hochhäusern umbaute Kölner Dom könnten dazu führen, die jeweiligen Welterbestätten auf die rote Liste der Unesco in Paris zu bringen. Stadtoberhäupter freuen sich zwar über das Siegel, um damit den Tourismus anzukurbeln - wollen sich aber nicht reinreden lassen. Die deutsche Unesco-Kommission tagt zurzeit in Hildesheim.
Baudenkmäler pflegen, Kulturlandschaften erhalten? Für viele deutsche Regionalfürsten bleibt das zwar Pflicht – aber eine zunehmend lästige. Das UNESCO-Siegel Weltkulturerbe? Nehmen wir gerne – wenn’s denn nicht daran hindert, schnelles Geld zu machen.
Da wären die Stadt Köln und ihre Idee, dem gotischen Dom insgesamt vier Hochhäuser als Nachbarn hinzuzugesellen. Nur unter gehörigem Weltschmerz respektive Druck nimmt die Stadt davon Abstand.
Da wäre die Stadt Eisenach – die sich baren Ernstes den Blick auf die Wartburg verstellen lassen will – durch vier jeweils hundert Meter hohe Windräder. Ein Gerichtsbeschluss vom Januar hat das vorläufig verhindert. Das Hauptverfahren steht noch aus.
Und da wäre die Stadt Dresden, die eine vierspurige Brücke mitten in ihr Elbpanorama hineinbauen will. Ein Streit, der schon im Juli eskalieren könnte – wenn die Stadt an ihren Plänen festhält. Der Pressesprecher der UNESCO-Kommission Deutschland, Dieter Offenhäußer:
"Diese geplante Waldschlösschen-Brücke würde das Welterbe Dresdner Elbtal erheblich stören, beeinträchtigen. Jetzt wird das Welterbe-Komitee darüber zu entscheiden haben, welche Schlüsse es daraus zieht – wird es Dresden auf die Rote Liste setzen, auf die Liste des gefährdeten Welterbes, oder wird es Dresden nur androhen, wenn sie die Brücke umsetzen, also wie geplant dann auch bauen würden, gänzlich von der Liste gestrichen zu werden oder kommt Dresden noch einmal mit einem blauen Auge davon?"
Egal wie – es fragt sich schon, weshalb es in dieser Hinsicht immer häufiger in Deutschland hart auf hart kommt. Regionale Wirtschaftsförderung und die Verpflichtung zum Erhalt der Kulturdenkmäler – das ist etwas, was sich in der Vorstellung der betroffenen Städte oder Gemeinden auszuschließen scheint. Weshalb eigentlich?
Offenhäußer: "In der Regel liegt die Motivation, eine Stätte als Welterbe-Stätte anerkennen zu lassen, in der Förderung des Tourismus. Man möchte das UNESCO-Label nutzen als Marketing-Instrument, aber ist sich häufig der Konsequenzen, der Verpflichtungen und der Folgen, bewusst. Und in dem Augenblick, wo dann aus irgendeinem anderen Sektor, Wirtschaftsentwicklung oder Städteplanung etwas kommt, was eventuell konfligieren könnte mit dem Welterbe-Status, da haben wir dann den Konflikt, dass dann eben auch Menschen aus anderen Kontinenten dieser Welt mit hineinreden in vermeintlich lokale Angelegenheiten."
Der eigene Dom, das eigene Stadtpanorama – ein Geschenk an die Welt – bei dieser Auffassung hört für viele Stadtoberhäupter die Idee des Welterbes auf. Dabei geht es nicht darum, eine wirtschaftliche Weiterentwicklung einer Stadt oder einer Kulturlandschaft zu verhindern. Eher um die Frage, ob es sich um eine homogene Weiterentwicklung handelt.
Offenhäußer: "Eine, die auch auf die Zustimmung der Bevölkerung stößt, eine, die auch historische Bezüge respektiert, eine, die nicht nur einseitig jetzt kurzfristige wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund stellt – denn in der Regel sind es ja nur kurzfristige wirtschaftliche Interessen –, und die langfristigen wirtschaftlichen Interessen, die ergeben sich ja durchaus auch sehr häufig gerade durch den Faktor Weltkulturerbe."
Und es gibt für diese Alternative derzeit kein besseres Beispiel als den Streit um eine Brücke im Welterbe Mittelrheintal, nahe der berühmten Loreley. Das rein wirtschaftliche Interesse ist dort immerhin bereits vom Tisch: Eine mautfinanzierte Brücke, die auch nichts geworden wäre als ein weithin abschreckendes Beispiel für Kostenbewusstsein. Auf das Abenteuer einer internationalen Ausschreibung für ein kühnes Bauwerk, einen Publikumsmagneten, mag sich aber auch niemand einlassen.
Da wären die Stadt Köln und ihre Idee, dem gotischen Dom insgesamt vier Hochhäuser als Nachbarn hinzuzugesellen. Nur unter gehörigem Weltschmerz respektive Druck nimmt die Stadt davon Abstand.
Da wäre die Stadt Eisenach – die sich baren Ernstes den Blick auf die Wartburg verstellen lassen will – durch vier jeweils hundert Meter hohe Windräder. Ein Gerichtsbeschluss vom Januar hat das vorläufig verhindert. Das Hauptverfahren steht noch aus.
Und da wäre die Stadt Dresden, die eine vierspurige Brücke mitten in ihr Elbpanorama hineinbauen will. Ein Streit, der schon im Juli eskalieren könnte – wenn die Stadt an ihren Plänen festhält. Der Pressesprecher der UNESCO-Kommission Deutschland, Dieter Offenhäußer:
"Diese geplante Waldschlösschen-Brücke würde das Welterbe Dresdner Elbtal erheblich stören, beeinträchtigen. Jetzt wird das Welterbe-Komitee darüber zu entscheiden haben, welche Schlüsse es daraus zieht – wird es Dresden auf die Rote Liste setzen, auf die Liste des gefährdeten Welterbes, oder wird es Dresden nur androhen, wenn sie die Brücke umsetzen, also wie geplant dann auch bauen würden, gänzlich von der Liste gestrichen zu werden oder kommt Dresden noch einmal mit einem blauen Auge davon?"
Egal wie – es fragt sich schon, weshalb es in dieser Hinsicht immer häufiger in Deutschland hart auf hart kommt. Regionale Wirtschaftsförderung und die Verpflichtung zum Erhalt der Kulturdenkmäler – das ist etwas, was sich in der Vorstellung der betroffenen Städte oder Gemeinden auszuschließen scheint. Weshalb eigentlich?
Offenhäußer: "In der Regel liegt die Motivation, eine Stätte als Welterbe-Stätte anerkennen zu lassen, in der Förderung des Tourismus. Man möchte das UNESCO-Label nutzen als Marketing-Instrument, aber ist sich häufig der Konsequenzen, der Verpflichtungen und der Folgen, bewusst. Und in dem Augenblick, wo dann aus irgendeinem anderen Sektor, Wirtschaftsentwicklung oder Städteplanung etwas kommt, was eventuell konfligieren könnte mit dem Welterbe-Status, da haben wir dann den Konflikt, dass dann eben auch Menschen aus anderen Kontinenten dieser Welt mit hineinreden in vermeintlich lokale Angelegenheiten."
Der eigene Dom, das eigene Stadtpanorama – ein Geschenk an die Welt – bei dieser Auffassung hört für viele Stadtoberhäupter die Idee des Welterbes auf. Dabei geht es nicht darum, eine wirtschaftliche Weiterentwicklung einer Stadt oder einer Kulturlandschaft zu verhindern. Eher um die Frage, ob es sich um eine homogene Weiterentwicklung handelt.
Offenhäußer: "Eine, die auch auf die Zustimmung der Bevölkerung stößt, eine, die auch historische Bezüge respektiert, eine, die nicht nur einseitig jetzt kurzfristige wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund stellt – denn in der Regel sind es ja nur kurzfristige wirtschaftliche Interessen –, und die langfristigen wirtschaftlichen Interessen, die ergeben sich ja durchaus auch sehr häufig gerade durch den Faktor Weltkulturerbe."
Und es gibt für diese Alternative derzeit kein besseres Beispiel als den Streit um eine Brücke im Welterbe Mittelrheintal, nahe der berühmten Loreley. Das rein wirtschaftliche Interesse ist dort immerhin bereits vom Tisch: Eine mautfinanzierte Brücke, die auch nichts geworden wäre als ein weithin abschreckendes Beispiel für Kostenbewusstsein. Auf das Abenteuer einer internationalen Ausschreibung für ein kühnes Bauwerk, einen Publikumsmagneten, mag sich aber auch niemand einlassen.