Lyriksommer - Dichter empfehlen Gedichte (15)

    Elbe Erb: Winkelzüge

    Elke Erb in der Akademie der Künste Berlin.
    Elke Erb in der Akademie der Künste Berlin. © imago / gezett
    Monika Rinck über Elke Erb – "Winkelzüge" - ein 400 Seiten langes Langgedicht.
    I
    Draußen regnet der heilige Frühling.
    - Wie aufgesperrte Schnäbel von Vogeljungen immer
    die Regungen.
    Mein Blick, unter den Regenstrichen
    Signaltänze (seiner Winkel, Blickwinkel)
    auf Laub und Baumkronen heftend,
    dreht,
    da er in die Vorstellung der verborgenen Nester zielt,
    in die Geniste aufgesperrter Vogelschnäbel vor mir,
    an jenem Punkt - seiner Zielgeraden, seiner Seh-Achse –
    an dem er im grünen Innern der Baumkronen
    die Vorstellung zeugt
    mein Blick in die Vorstellung - dreht seine Herkunft um:
    (Ver-)Hungern und Ersticken legen ihre einander fremden
    (in einem Vergleich gegensätzlichen) Enden zusammen
    und sperren gleichzeitig denselben Schnabel auf
    (Auszug)
    (Verlag Edition Galrev 1991)