Roža Domašcyna: Die tödin kommt
Kerstin Hensel empfiehlt Roza Domascyna, weil ihr Gedicht ein "schönes Spiel mit der Spache ist, offen und gleichsam vorborgen".
die sprache verröchelt
ich benenne noch einmal die dinge
im bilderbuch wie im anfang: swontschko
die sonne gelegt in die wasser der flüssin nebenher
die füchsin die zugleich fuchs ist
und starka die gänsin
zischelt mir zu
hutschko soj
das macht gänsehaut meiner köpfin
daß meine mündin
nur noch das geräusch des gähnens weiß
ich benenne noch einmal die dinge
im bilderbuch wie im anfang: swontschko
die sonne gelegt in die wasser der flüssin nebenher
die füchsin die zugleich fuchs ist
und starka die gänsin
zischelt mir zu
hutschko soj
das macht gänsehaut meiner köpfin
daß meine mündin
nur noch das geräusch des gähnens weiß
frag nicht warum und wieso
endet eine sprache
endet eine sprache
jede sprache verendet mit einem menschen
doch wenn du ihn nachahmst läßt du ihn
auferstehn in deiner person
was wichtig ob er noch lebt –
und trachtenteile wie uniformteile
sind sowieso aus dem gleichen nest
doch wenn du ihn nachahmst läßt du ihn
auferstehn in deiner person
was wichtig ob er noch lebt –
und trachtenteile wie uniformteile
sind sowieso aus dem gleichen nest
aber wortflöz ist erdflöz
ist das liegende und das hangende.
an überhängen und bruchstellen
nistet die füchsin
ist das liegende und das hangende.
an überhängen und bruchstellen
nistet die füchsin
sag hutschko sooj
und sie fangen zu gähnen an
alle gänse
alle
und sie fangen zu gähnen an
alle gänse
alle
(Verlag Gerhard Wolf Janus Press, 1998)