Vom Flüchtling zum umstrittenen Popstar
Ein Stinkefinger vor Millionen Fernsehzuschauern beim US-Superbowl oder das Bekenntnis zu tamilischen Rebellen: Die Rapperin Mathangi Arulpragasam alias M.I.A. ist streitbar. Das zeigt auch die Musik-Doku "Matangi/Maya/M.I.A.", zu sehen bei der Berlinale.
Mit einem Videokurs am College hat alles angefangen. Hier entdeckte Mathangi Arulpragasam ihr kreatives Potenzial, als sie eine Kamera in die Hände bekam. Sie filmte und filmte - sich, ihr Leben und ihre Familie. Sie - das Immigrantenkind in London, dessen Vater als gesuchter Rebellenführer in der Heimat Sri Lanka zurückgeblieben war. Er wird ein Fehlstelle bleiben in ihrem Leben. Diese Leere füllen die Kamera und später der Tanz und die Musik. Im Videokurs am College saß auch Kommilitone Steve Loveridge. Die beiden freundeten sich an. Er wurde der Regisseur der Musik-Dokumentation "Matangi/Maya/M.I.A.", die gerade auf der Berlinale läuft.
Chronologisch arbeitet der Film die Biografie und den musikalischen Werdegang ab - bis zum großen Knall: der berühmte Stinkefinger beim Superbowl 2012. Amerika hat M.I.A. das übel genommen und bis heute nicht verziehen. "Controversial" steht nun über jedem Artikel über sie.
Lehrstück über das brutale Unterhaltungsgeschäft
"Matangi/Maya/M.I.A." ist eine relativ typische Musik-Doku in O-Tönen erzählt, ohne Sprecher. Regisseur Loveridge glorifiziert seine Protagonistin aber nicht. Weil er keinen Popstar portraitiert, sondern eine Kulturarbeiterin, die sich ihrer Vergangenheit stellt. Man sieht eine Künstlerin, die ihr Recht einfordert, aus einer Biografie mit Ecken und Kanten Kunst zu schöpfen. Es ist auch ein Lehrstück über die Brutalität des amerikanischen Unterhaltungsgeschäfts, das politisch engagierte Künstler zwar zulässt - aber nur innerhalb der vom Business diktierten Regeln.