Mac Barnett und Jon Klassen: "Dreieck Quadrat Kreis"
Aus dem Englischen von Thomas Bodmer
NordSüd-Verlag, Zürich 2019
Einzelne Exemplare 15 Euro, drei Bücher im Schmuckschuber 99,00 Euro
Ab fünf Jahren
Ein Lesespaß für Kinder
05:53 Minuten
Dreieck, Quadrat und Kreis heißen die Helden in der gleichnamigen Kinderbuchreihe der US-Autoren Mac Barnett und Jon Klassen. Mit witzigen Geschichten und durchdachten Illustrationen wird hier die Welt der Geometrie vermittelt.
Was für ein großer Spaß diese drei Bücher sind! Denn hier stimmt alles: Der Grundgedanke, die Geschichte und die Illustration. Letztere stammt vom preisgekrönten Kanadier Jon Klassen: streng in schwarz, braun und hellgrün gezeichnet, mit einfachen Formen, kommen sie scheinbar minimalistisch daher. Dabei haben es die Bilder von Dreieck, Quadrat und Kreis, alle drei mit jeweils großen runden Augen und Strichmännchen-Beinen versehen, faustdick in sich: sind voll zahlreicher hintergründiger Wendungen, tiefer Weisheit und – was sonst – simpler Geometrie.
So will in der einen Geschichte Dreieck seinem Freund Quadrat einen Streich spielen, indem er ihn fürchterlich erschreckt. Um am Ende selbst das Fürchten zu lernen. In der anderen versucht Quadrat, ein Kunstwerk zu schaffen, das genauso vollkommen ist wie Kreis und merkt schnell, leicht wird das nicht. Und in der dritten Geschichte will Kreis mit Quadrat und Dreieck Verstecken spielen. Doch Dreieck hält sich nicht an die Regeln und muss dann prompt auch noch gerettet werden. Sehr zum Schrecken seiner Freunde.
Kindgerecht wird ein ganzes Universum näher gebracht
Klingt alles ziemlich simpel und kindgerecht, was es auch ist. Doch wie dem Illustrator gelingt es auch dem Autor Mac Barnett mit nur wenigen Sätzen, fast nie mehr als drei pro Doppelseite, ein ganzes Universum an Fragen zu öffnen. Geht es also vordergründig ums Erschrecken, um Streichespielen, werden im Hintergrund gleichzeitig Fragen verhandelt:
Was ist mit den eigenen Ängsten? Gibt es Grenzen, die man nicht überschreiten darf? Und ist der beste Coup nicht der, der ganz spontan passiert? Das gilt ja auch in Sachen Kunst. Kann man Kunstwerke planen oder ergibt sich so was von allein? Oder liegt Kunst nicht immer im Auge des Betrachters? Und was ist mit Regeln? Muss man sich an die halten, in der Kunst, im Spiel? Und was passiert, wenn man die ignoriert? Passiert dann was Schlimmes? Kongenial passen diese Fragen letztendlich auf alle drei Geschichten gleichermaßen.
Geometrie clever und witzig erklärt
Nicht nur deshalb sind diese Bücher ein großes Geschenk an alle kleinen und großen Leserinnen und Leser. Das Duo Barnett/Klassen hat es einfach drauf, wie schon das Vorgängerbuch "Der Wolf, die Ente und die Maus" bewiesen hat. (Auch ein sehr besonderes Buch über Freundschaft.) Wenn es dann aber noch wie hier um Fragen der Geometrie geht, dann ist man geradezu berauscht vom Einfallsreichtum dieser beiden Männer – und von ihrem Witz:
Wenn das kleine Dreieck sich auf den Weg zum Quadrat macht, dann geht es aus seinem Dreieckshaus, durch seine Dreieckstür und vorbei an kleinen, mittleren und großen Dreiecken wie "an Formen, die keine Dreiecke mehr waren". Sondern die "Formen ohne Namen" sind, die dem keinen Dreieck prompt Angst machen, mit ihrer Größe und Masse. Sinnbildlich stehen sie für das, was es ja gleich selbst vorhat, seinen Freund zu erschrecken. Auch muss man lachen, wenn man sieht, wie schnell das kleine Dreieck versucht, an ihnen vorbei zu kommen. Und zugleich gerät man dann auch noch ins Nachdenken darüber, was den Zauber von Formen ausmacht. All das auf wenigen Bilderbuchseiten verhandelt.
Ganz klar, nach dem Buch weiß nicht nur jedes Kind ab fünf Jahren, was "Dreieck Quadrat Kreis" sind, sondern Kinder wie auch ihre Eltern wollen noch sehr viel mehr über diese drei lesen.