Maccabia

Die Olympiade der Juden

Ein Spieler von TuS Makkabi Berlin steht auf dem Spielfeld und hält den Ball unter dem Arm. Die Weiß-Blauen tragen auf ihrem Trikot einen verfremdeten Davidstern als Vereinswappen. (aufgenommen 2008)
Ein Spieler von TuS Makkabi Berlin steht auf dem Spielfeld und hält den Ball unter dem Arm. © picture alliance / dpa / Georg Ismar
Von Peter Kaiser |
Die jüdische Olympiade, Makkabiade genannt oder Makkabia, entstand in den 1930er-Jahren. Vorläufer der Makkabi-Bewegung waren die vielen jüdischen Turn- und Sportvereine. Ein Besuch im Makkabi-Museum Tel Aviv.
"Makkabi-Berlin ist der erste Makkabi-Verein in Europa und weltweit, vor über 110 Jahren. Von hier aus ist die Makkabi-Bewegung weltweit gewachsen."
Und Yssak Lat, Vorstand im Berliner TUS Makkabi, fügt hinzu:
"Wir sind ja als Sportverein für alle offen, und natürlich überwiegender Anteil sind jüdischer Abstammung. Wo aber für alle andere Nationen immer wieder die Tür offen gehalten wird. Es sind Moslems, es sind Christen, es sind Hindus, aus dem fernen Osten, ob Korea oder China."
Übersetzt bedeutet das aramäische Wort "Makkaba" der Hammer.
Kraftvoll und stark sind wohl auch die Makkabiaden, die jüdischen olympischen Spiele, die 1932 in Israel zum ersten Mal stattfanden. Seitdem gibt es alle vier Jahre eine Makkabiade, demnächst werden die 14. Europäischen Makkabi-Spiele als größte jüdische Sportveranstaltung Europas in Berlin stattfinden. Auch darum, sagt Rodney Sanders in Tel Aviv, ist das Wort Makkaba, der Hammer, schon Programm:
"Das ist die jüdische Revolte gegen die griechisch-römische Kultur. Das ist interessant, denn Sport in der Antike war Teil der römisch-griechischen Kultur."
Der Sitz der Maccabi World Union mit rund 400.000 Mitgliedern aus 65 Ländern ist in der Stadt Ramat Gan bei Tel Aviv. Hier am Ramat Gan National Park befindet sich neben zwei Hotels, einem Kongress- und Eventzentrum, plus Sportplatz und anderen Einrichtungen das 1982 von Pierre Gildesgame gegründete und nach ihm benannte Makkabi-Museum.
Trikots, Medaillen, Dokumente
Auf drei Etagen sieht man alles, was die jüdische Sportbewegung seit ihrer Entstehung ausmacht. Trikots, Medaillen, Unmengen an Dokumenten, Briefe, und natürlich viele Fotos. Die zeigt Mitarbeiter Rodney Sanders stolz:
"Kommen Sie, hier sehen sie ein Foto der Parade des ersten Makkabi mit mehr als 400 Athleten aus 18 Ländern hier in Palästina 1932."
"Wie viele Besucher haben Sie im Jahr?"
"Etwa eintausend Besucher, meistens sind es organisierte Schulgruppen mit einem Spezialprogramm. Wir sind ja nur ein kleines Museum mit drei Stockwerken."
Das es aber in sich hat. Erst sanft, dann immer mehr wird der Besucher in eine vergangene Welt hineingezogen, in der Sport noch weitgehend frei war von Sponsoring, Doping oder Merchandising. Die erste Makkabiah wurde unter der sengenden Nahost-Sonne in einem Stadion nahe Tel Aviv ausgetragen, das mehr als Sand und Steinen bestand. 1350 Athleten nahmen teil. Von den 134 deutschen Sportlern blieben viele in Israel.
Sanders: "Wir haben drei Makkabi-Sprachen: Hebräisch, Englisch und Spanisch. Die drei Sprachen werden hauptsächlich von den 29 Sprachen gebraucht, die es bei der Makkabia gibt."
Rodney Sanders sagt, dass fast jeder hier irgendwo im Museum stehen bleibt, weil er einen der fotografierten Sportler erkennt. Und tatsächlich, auf einem Foto entzündet der Weltklasseschwimmer Marc Spitz bei der zwölften Maccabiah 1985 das Feuer der Spiele.
Jahre später wird Marc Spitz mit sieben errungenen Goldmedaillen Olympiageschichte schreiben. Auf einem anderen Stockwerk zeigt Rodney das Goldene Buch des Sportvereins Hakoah Wien.
Sanders: "Das ist das große Mitgliederbuch. Das Buch gilt als Beispiel für den heutigen Club in Wien, der wieder ein großer hervorragender Sportclub ist, ein Markenzeichen."
Vollgestellte Archiv
Man ist in mehr als einer Stunde durch die Etagen geschlendert. Oben trifft man auf das Archiv, das natürlich zum Museum gehört. Im über und über mit Kartons vollgestellten Archiv erklärt Archivleiter Ronny Drowe was er macht:
"Nach der Makkabia bekomme ich alle Dokumente, Fotos, Videos und Video-Clips. Ich verarbeite alles in unserer Software, dann ist es verfügbar für alle Nutzer hier und aus anderen Ländern, die sich für die Makkabi-Spiele interessieren."
So endet der Besuch im Pierre Gildesgame-Makkabi-Museum, während draußen Jugendliche auf dem Sportplatz Fußball spielen. Eine friedliche Atmosphäre, die etwas kontrastierend wirkt angesichts der Sportfotos aus Zeiten, in denen Sport ein politisches Instrument war. Doch so ganz sind die Zeiten nicht vorbei, denn
auf die Frage, ob er findet, dass es eine gute Idee der Berliner war sich um die neuen Olympischen Spiele zu bewerben, lächelt Ronny Drowe. Und sagt:
"Ich denke schon. Denn ich glaube, dass Deutschland eine Menge gegen Rassismus tut. Ich meine, es ist ein guter Start zu einer neuen Geschichte."
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