Macht Hunger dick?
Wer zu dick ist, den bestraft die Öffentlichkeit. Dem Adipösen können nämlich widerspruchslos zu hoher Kalorienverbrauch und Bewegungsmangel unterstellt werden. Damit birgt er ein Gesundheitsrisiko, ist dadurch eine Belastung für die Krankenkassen und überhaupt. Nun aber gibt es neue Erkenntnisse über das Dicksein durch Hunger. Diäten aber sind damit nicht gemeint.
Adipositas wird gerne auf den Verzehr von Lebensmitteln mit hoher Energiedichte bei gleichzeitigem Bewegungsmangel zurückgeführt. Doch Beobachtungen in Entwicklungsländern stellen diese Theorie in Frage. Denn auch dort, wo bis dato Nahrungsmangel herrschte und körperliche Arbeit zum Alltag gehört, steigt die Rate der Übergewichtigen. Das liegt nicht nur am langsam steigenden Lebensstandard, zumal vor allem Menschen betroffen sind, die im Laufe ihres Lebens hungern mussten und sich nun satt essen können.
Der Anthropologe Roberto Frisancho von der Universität Michigan hat anhand von Versuchen mit Tieren und Menschen zahlreiche Indizien dafür zusammengetragen, dass Übergewicht durch Hunger ausgelöst wird. Der Grund: Um magere Zeiten zu überstehen, greift der Körper auf ein Energiesparprogramm zurück, das auch dann in Betrieb bleibt, wenn sich die Nahrungssituation verbessert. Dazu gehören unter anderem:
- reduzierter Energieumsatz, z.B. durch verminderte Thermogenese und verringerten Bewegungsdrang
- gebremstes Größenwachstum zu Gunsten der Bildung neuer Energiereserven
- geschonte Fettreserven, indem vor allem Kohlenhydrate zur Energiegewinnung herangezogen werden.
Vor diesem Hintergrund sieht Frisancho eine Parallele zwischen Menschen, die im Wohlstand und solchen, die in Armut leben: Beide werden dick, sobald sie eine Hungerperiode überstanden haben. In den Entwicklungsländern sind vor allem arme und daher unterversorgte Kinder betroffen, die im Wachstum zurückbleiben. Verbessert sich ihre Versorgung langfristig, so werden aus ihnen kleine übergewichtige Erwachsene. In Überflussgesellschaften sind es die figurbewussten Menschen, die durch Diäten ihren Stoffwechsel umprogrammieren und danach vermehrt Gewicht zulegen. Fazit: Nicht Überversorgung, sondern überstandener Kalorienmangel macht dick.
(Quelle: Frisancho AR: Reduced rate of fat oxidation: a metabolic pathway to obesity in the developing nations. American Journal of Human Biology 2003/15/S. 522-532)
Entnommen aus Eulenspiegel 2005; Heft 1; S. 17-18
Der Anthropologe Roberto Frisancho von der Universität Michigan hat anhand von Versuchen mit Tieren und Menschen zahlreiche Indizien dafür zusammengetragen, dass Übergewicht durch Hunger ausgelöst wird. Der Grund: Um magere Zeiten zu überstehen, greift der Körper auf ein Energiesparprogramm zurück, das auch dann in Betrieb bleibt, wenn sich die Nahrungssituation verbessert. Dazu gehören unter anderem:
- reduzierter Energieumsatz, z.B. durch verminderte Thermogenese und verringerten Bewegungsdrang
- gebremstes Größenwachstum zu Gunsten der Bildung neuer Energiereserven
- geschonte Fettreserven, indem vor allem Kohlenhydrate zur Energiegewinnung herangezogen werden.
Vor diesem Hintergrund sieht Frisancho eine Parallele zwischen Menschen, die im Wohlstand und solchen, die in Armut leben: Beide werden dick, sobald sie eine Hungerperiode überstanden haben. In den Entwicklungsländern sind vor allem arme und daher unterversorgte Kinder betroffen, die im Wachstum zurückbleiben. Verbessert sich ihre Versorgung langfristig, so werden aus ihnen kleine übergewichtige Erwachsene. In Überflussgesellschaften sind es die figurbewussten Menschen, die durch Diäten ihren Stoffwechsel umprogrammieren und danach vermehrt Gewicht zulegen. Fazit: Nicht Überversorgung, sondern überstandener Kalorienmangel macht dick.
(Quelle: Frisancho AR: Reduced rate of fat oxidation: a metabolic pathway to obesity in the developing nations. American Journal of Human Biology 2003/15/S. 522-532)
Entnommen aus Eulenspiegel 2005; Heft 1; S. 17-18