Macron bei Putin
Ein Gespräch auf Abstand: Putin und Macron bei ihrem Treffen am Montag in Moskau. © imago images/SNA
"Das ist eine Männer-machen-Geschichte-Inszenierung"
08:27 Minuten
Was für ein Bild! Der russische Präsident Wladimir Putin sitzt an einem Ende eines langen Tisches, der französische Präsident Emmanuel Macron am anderen Ende. Für Medienwissenschaftler Michael Klemm ist das eine Inszenierung mit ikonischem Charakter.
Im Ukraine-Konflikt hat der französische Präsident Emmanuel Macron am Montag den russischen Präsidenten Wladimir Putin besucht. Von dem Treffen sind Fotos veröffentlicht worden, bei dem beide Politiker an einem sehr lang gestreckten weißen Tisch sitzen.
Das sei schon ein bemerkenswertes Bild, sagt Michael Klemm, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Koblenz. Der Tisch stelle zwar eine große Distanz zwischen den beiden her, aber Putin sei auch sonst im Kreml auf eine „Art Monumentalismus“ aus: „Diese goldenen Türen, die viel größer sind als er. Die Art und Weise von Prunk und Protz. Das nutzt er ganz gerne zur eigenen Inszenierung.“
Macron setzt einen anderen Ton
Für Michael Klemm sagt das Bild aber auch: „Wir treffen uns.“ Im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der NATO in den letzten Wochen habe Macron einen anderen Ton gegenüber Putin angeschlagen. Insofern ist diese Inszenierung für Klemm ein Versuch gewesen, auch visuell zu zeigen, dass man einen neuen Punkt in der Diskussion setzen wolle.
Für den Medienwissenschaftler ist das eine sehr geschickte Bildpolitik. Das Foto sei ein Kandidat für ein ikonisches Bild: „Das ist eine Männer-machen-Geschichte-Inszenierung."
Fast gleichzeitig haben sich am Montag Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden in Washington im Oval Office getroffen. Dieses Foto am Kamin sei wiederum das „Gegenbild“ zu Putin und Macron, erklärt Michael Klemm: Es zeige, wir diskutieren miteinander, wir sind im Gespräch. „Es ist schon die Inszenierung von Nähe, von Freundschaft.“
„Hochgradig inszeniert“
Grundsätzlich könne er nach seiner 15-jährigen Forschung zur Selbstinszenierung von Politikern und visueller Politik sagen, dass alle Bilder „hochgradig inszeniert“ seien. So würden westliche Politiker und Politikerinnen versuchen, Nähe zu kommunizieren: „Wir sind zusammen. Wir halten zusammen. Wir stehen zusammen.“
(jde)