"Mademoiselle Chambon"

Familienvater lernt die Lehrerin sein Sohnes kennen und lieben - wie wird er sich entscheiden?
Frankreich 2009, Regie: Stéphane Brizé, Darsteller: Vincent Lindon, Sandrine Kiberlain, Aure Atika, Länge: 101 Minuten

Stéphane Brizé, der nach einer Romanvorlage auch das Drehbuch für seinen Film schrieb, erzählt wieder eine scheinbar einfache Liebesgeschichte, die wir so ähnlich auch schon in seinem letzten Film "Man muß mich nicht lieben" gesehen haben.

Angesiedelt in einem schönen Sommer in der französischen Provinz, erleben wir das unkomplizierte Leben in einer intakten kleinen Familie. Jean (Vincent Lindon) ist Maurer, seine Frau Verkäuferin und ihr kleiner Sohn hat Mühe, die französische Grammatik in der Schule zu verstehen, wobei ihm die Eltern trotz aller Zuwendung auch nicht helfen können.

Als Jean von seiner Lehrerin Veronique Chambon (Sandrine Kiberlain) zu einem Besuch vor der Klasse eingeladen wird, um über seinen Beruf zu reden, spürt man sofort das Interesse der spröden jungen Frau an diesem Mann, der nicht nur über handwerkliche Fähigkeiten verfügt, sondern auch mit Leidenschaft über einfache Arbeit sprechen kann.

Als er ihr kurz danach ein Fenster einbaut - spielt sie auf seinen Wunsch hin seit Jahren zum ersten Mal wieder für einen anderen Menschen Geige. Die Anziehung, die beide Menschen aus so unterschiedlichen Lebenskreisen spüren, wird zur unwiderstehlichen Sehnsucht nach einer neuen emotionalen Erfahrung, nach einem neuen Leben.
Wenn andere Liebesfilme aus solcher Konstellation dramaturgische Funken schlagen, bietet die Geschichte den beiden Hauptdarstellern keine Schauplätze hoch schlagender Gefühle. Vincent Lindon und Sandrine Kibelain müssen und können auch glaubwürdig mit kleinen Gesten und immer im Zaum gehaltenen Blicken sowohl eine aufkeimende Liebe als auch ihren Verzicht spielen.

Denn auch wenn Jeans Ehefrau (Aure Atika) die Veränderung an ihrem Mann spürt und ihn zur Rede stellt, wird er sein einfaches gutes Leben mit Frau und Kind nicht aufgeben, zumal seine Frau wieder schwanger ist. Es ist keine Entscheidung aus einem leeren, unbefriedigenden Dasein zu fliehen, sondern einer neuen Möglichkeit, zu lieben und zu leben, zu entsagen.

Vor dieser Entscheidung steht jeder Mensch in seinem Leben und wohl deshalb kann der sehr zurückhaltend inszenierte Film mit seinen wundervollen Darstellern den Zuschauer fordern und berühren.

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