"Männer gab es bei uns schon immer"
Im Berliner Pestalozzi-Fröbel-Haus, einer Kindertagesstätte im Stadtteil Charlottenburg, arbeiten drei Männer. Einer ist gerade in Elternzeit. Die Männer müssen sich immer wieder mit Vorurteilen herumschlagen - nicht nur von den Eltern.
Die Kinder lieben ihn, weil er für die Gitarre spielt und mit ihnen sing: Urs Reuber - seit acht Jahren arbeitet er als Erzieher im Kitabereich.
"Für mich ist das nicht nur ein Job, für mich ist das eine Herzensangelegenheit. Ich mache das, weil es mir eine große Freude macht, die Kinder einen Stück ihres Entwicklungsweges begleiten zu können."
Urs Reuber ist einer von drei Männern, der im Berliner Pestalozzi-Fröbel-Haus arbeitet. Drei Männer auf 14 Frauen - für eine Kita ist das deutlich über dem Durchschnitt. Konfliktfrei war und ist dieser Weg bis heute nicht - noch immer gibt es viele Ängste und Vorurteile, die abgebaut werden müssen, meint Kitaleiterin Christine Paschke.
"Gerade zum Thema: Darf dieser Erzieher mein Kind wickeln, sollten Männer Kinder wickeln, sollten Männer überhaupt Kinder begleiten auf die Toilette. Aber da geht's eben darum, damit offen umzugehen. Ängste der Eltern einfach ernst nehmen. Natürlich gibt's gestandene Erzieherinnen, die haben das noch nie gehabt und dann wollen sie es auch nicht und das soll doch bitte so weiter gehen wie es immer war. Die so eine Haltung haben: Was sind denn das für Männer, die so einen Beruf haben, sind das richtige Männer? Das Bild, was es von einem Erzieher gibt, da sind auch die Erzieherinnen nicht frei von."
Das Pestalozzi-Fröbel-Haus zeichnet sich durch ein offenes Konzept aus. Es gibt keine festen Gruppen, was es den Erziehern - männlichen wie weiblichen - leichter macht, eigene Schwerpunkte zu setzen. Das Schubladendenken soll vermieden, Klischees möglichst nicht bedient werden.
"Jeder kann das, was ihm wichtig ist, einbringen, kann aber auch sagen: das ist nicht so meins. Und dass wird auch nicht vom Geschlecht abhängig gemacht Das Handwerkliche zum Beispiel ist überhaupt nicht meins, ganz und gar nicht. Mir liegt eher das Musische und das ist ja nicht das, was man das typisch Männliche in Kitas beschreibt oder was man Männern typisch zuschreibt."
Klassische Rollenmuster auflösen - für Urs Reuber ist das nur ein Weg, um tatsächlich künftig "Mehr Männer in Kitas" zu haben. Neben einer besseren Bezahlung wünscht er sich mehr Akzeptanz und vor allem mehr gesellschaftliche Anerkennung für Erzieher.
"Dass auch nach Außen hin wirklich deutlich gemacht wird, was gerade in den ersten 6 Lebensjahren wirklich an Entwicklung und Bildung passiert, und durchaus noch mal verstärkt darauf hinweist, dass auch da schon die männliche Perspektive für die Kinder eine Bereichernde ist."
Wenn er Bekannten erzählt, dass er als Erzieher in einer Kita arbeitet, sind die meisten überrascht:
"Die meisten sind eher erstaunt und wenn ich dann noch sage, dass ich besonders meinen Schwerpunkt bei den Null- bis Dreijährigen sehe, bei den ganz Kleinen, ist das Erstaunen noch größer. Die häufigste Frage wie sie mir manchmal entgegenkommt, ja was machst du denn mit denen, was kannst du denn mit denen machen? Und dann sage ich ihnen halt, was wir erleben und dass die Kinder nicht unbedingt sprechen müssen, damit man in den Dialog, in den Austausch geht."
Die schlechte Bezahlung ist für Christine Paschke noch immer der Hauptgrund, warum sich so wenig Männer für den Beruf des Erziehers entscheiden.
"Aber es gilt auch nach wie vor, Vorurteile, beziehungsweise Ängste abzubauen. Es ist mehr geworden durch berufsbegleitende Ausbildung entscheiden sich immer mehr Männer für den Beruf des Erziehers, 30 zu 70 Bewerbungen. Das andere ist natürlich immer noch die gesellschaftliche Anerkennung dieses Berufes und Frauen fühlen sich da immer noch eher das sie es als Profession sehen, aber für Männer kommt es da einfach immer noch weniger in Frage."
Viele Eltern stehen dem aufgeschlossen gegenüber:
"Ich kenn tatsächlich mehrere männliche Erzieher die immer eine gewissen Scheu und Angst mitbringen und Hemmungen haben, ... also die sichern sich da viel mehr ab ... . Männer haben da Ängste."
Berührungsängste gibt es aber nicht nur außerhalb, sondern auch in der Kita selber. Denn solche Fragen wie: Was sind denn das für Männer, die werden auch von Erzieherinnen gestellt.
"Natürlich gibt's gestandene Erzieherinnen, die haben das noch nie gehabt und dann wollen sie es auch nicht und das soll doch bitte so weiter gehen wie es immer war. Und natürlich gibt's auch Männer, denen man klar machen muss, das bedeutet, du bist für alles zuständig. Genauso wie die Frauen bist du hier als Mann für alles zuständig. Man darf denen halt nicht dieses, dass sie hier der Hahn im Korb sind, so eine Position haben sie natürlich nicht und sollen sie auch nicht kriegen. Und ich denke, bei den Frauen gibt es auch Erzieherinnen die so eine Haltung haben: Was sind denn das für Männer, die so einen Beruf haben, sind das richtige Männer. Das Bild, was es von einem Erzieher gibt, da sind auch die Erzieherinnen nicht frei von."
Und so ist durch das offene Konzept der Kita, in der es keine feste Gruppen gibt, sondern jeder Erzieher seine Schwerpunkte einbringen kann, für Urs Reuber leichter, seine Rolle im Team mit den Kindern zu definieren.
"Man kann sich eher sein Steckenpferd raussuchen. Natürlich ist es auch schön, wenn der Erzieher mit den Kindern Fußball spielt, muss er aber nicht. Ich will nicht, dass alle Männer sie hier vermeintlich für den Klassiker Handwerken und die typischen männlichen Attribute bedient, die können hier ihre Nische finden."
"Deswegen möchte ich doch gerne Männer hier haben, weil sie anders sind als Frauen und auch das wieder die Gesellschaft wiederspiegelt. Diese Familienbild Vater Mutter… na klar, schön wenn die Väter und die Männer an dem Punkt auch bei uns an der Kita sind.
Man muss, glaube ich, grundsätzlich den Job des Erziehers in der Gesellschaft anders positionieren. Und das fängt z.B. einfach mal beim Gehalt an. Wir sagen erst seit einigen Jahren, das auch Kita eine Bildungseinrichtung ist, das hat sich noch nicht wirklich etabliert."
Auch Urs Reuber sagt, dass er von seinem Erziehergehalt keine Familie ernähren können wird. Und trotzdem ist ihm sein Beruf eine Herzensangelegenheit.
"Ja ich brenne dafür, es ist nicht nur ein Job, den ich da mache, es ist mehr ich mache das weil es mir wirklich sehr wichtig ist, und ein Herzensanliegen ist."
Und wenn das anerkannt ist, dann werden Männer und Frauen sich gerne für diesen Beruf interessieren.
"Für mich ist das nicht nur ein Job, für mich ist das eine Herzensangelegenheit. Ich mache das, weil es mir eine große Freude macht, die Kinder einen Stück ihres Entwicklungsweges begleiten zu können."
Urs Reuber ist einer von drei Männern, der im Berliner Pestalozzi-Fröbel-Haus arbeitet. Drei Männer auf 14 Frauen - für eine Kita ist das deutlich über dem Durchschnitt. Konfliktfrei war und ist dieser Weg bis heute nicht - noch immer gibt es viele Ängste und Vorurteile, die abgebaut werden müssen, meint Kitaleiterin Christine Paschke.
"Gerade zum Thema: Darf dieser Erzieher mein Kind wickeln, sollten Männer Kinder wickeln, sollten Männer überhaupt Kinder begleiten auf die Toilette. Aber da geht's eben darum, damit offen umzugehen. Ängste der Eltern einfach ernst nehmen. Natürlich gibt's gestandene Erzieherinnen, die haben das noch nie gehabt und dann wollen sie es auch nicht und das soll doch bitte so weiter gehen wie es immer war. Die so eine Haltung haben: Was sind denn das für Männer, die so einen Beruf haben, sind das richtige Männer? Das Bild, was es von einem Erzieher gibt, da sind auch die Erzieherinnen nicht frei von."
Das Pestalozzi-Fröbel-Haus zeichnet sich durch ein offenes Konzept aus. Es gibt keine festen Gruppen, was es den Erziehern - männlichen wie weiblichen - leichter macht, eigene Schwerpunkte zu setzen. Das Schubladendenken soll vermieden, Klischees möglichst nicht bedient werden.
"Jeder kann das, was ihm wichtig ist, einbringen, kann aber auch sagen: das ist nicht so meins. Und dass wird auch nicht vom Geschlecht abhängig gemacht Das Handwerkliche zum Beispiel ist überhaupt nicht meins, ganz und gar nicht. Mir liegt eher das Musische und das ist ja nicht das, was man das typisch Männliche in Kitas beschreibt oder was man Männern typisch zuschreibt."
Klassische Rollenmuster auflösen - für Urs Reuber ist das nur ein Weg, um tatsächlich künftig "Mehr Männer in Kitas" zu haben. Neben einer besseren Bezahlung wünscht er sich mehr Akzeptanz und vor allem mehr gesellschaftliche Anerkennung für Erzieher.
"Dass auch nach Außen hin wirklich deutlich gemacht wird, was gerade in den ersten 6 Lebensjahren wirklich an Entwicklung und Bildung passiert, und durchaus noch mal verstärkt darauf hinweist, dass auch da schon die männliche Perspektive für die Kinder eine Bereichernde ist."
Wenn er Bekannten erzählt, dass er als Erzieher in einer Kita arbeitet, sind die meisten überrascht:
"Die meisten sind eher erstaunt und wenn ich dann noch sage, dass ich besonders meinen Schwerpunkt bei den Null- bis Dreijährigen sehe, bei den ganz Kleinen, ist das Erstaunen noch größer. Die häufigste Frage wie sie mir manchmal entgegenkommt, ja was machst du denn mit denen, was kannst du denn mit denen machen? Und dann sage ich ihnen halt, was wir erleben und dass die Kinder nicht unbedingt sprechen müssen, damit man in den Dialog, in den Austausch geht."
Die schlechte Bezahlung ist für Christine Paschke noch immer der Hauptgrund, warum sich so wenig Männer für den Beruf des Erziehers entscheiden.
"Aber es gilt auch nach wie vor, Vorurteile, beziehungsweise Ängste abzubauen. Es ist mehr geworden durch berufsbegleitende Ausbildung entscheiden sich immer mehr Männer für den Beruf des Erziehers, 30 zu 70 Bewerbungen. Das andere ist natürlich immer noch die gesellschaftliche Anerkennung dieses Berufes und Frauen fühlen sich da immer noch eher das sie es als Profession sehen, aber für Männer kommt es da einfach immer noch weniger in Frage."
Viele Eltern stehen dem aufgeschlossen gegenüber:
"Ich kenn tatsächlich mehrere männliche Erzieher die immer eine gewissen Scheu und Angst mitbringen und Hemmungen haben, ... also die sichern sich da viel mehr ab ... . Männer haben da Ängste."
Berührungsängste gibt es aber nicht nur außerhalb, sondern auch in der Kita selber. Denn solche Fragen wie: Was sind denn das für Männer, die werden auch von Erzieherinnen gestellt.
"Natürlich gibt's gestandene Erzieherinnen, die haben das noch nie gehabt und dann wollen sie es auch nicht und das soll doch bitte so weiter gehen wie es immer war. Und natürlich gibt's auch Männer, denen man klar machen muss, das bedeutet, du bist für alles zuständig. Genauso wie die Frauen bist du hier als Mann für alles zuständig. Man darf denen halt nicht dieses, dass sie hier der Hahn im Korb sind, so eine Position haben sie natürlich nicht und sollen sie auch nicht kriegen. Und ich denke, bei den Frauen gibt es auch Erzieherinnen die so eine Haltung haben: Was sind denn das für Männer, die so einen Beruf haben, sind das richtige Männer. Das Bild, was es von einem Erzieher gibt, da sind auch die Erzieherinnen nicht frei von."
Und so ist durch das offene Konzept der Kita, in der es keine feste Gruppen gibt, sondern jeder Erzieher seine Schwerpunkte einbringen kann, für Urs Reuber leichter, seine Rolle im Team mit den Kindern zu definieren.
"Man kann sich eher sein Steckenpferd raussuchen. Natürlich ist es auch schön, wenn der Erzieher mit den Kindern Fußball spielt, muss er aber nicht. Ich will nicht, dass alle Männer sie hier vermeintlich für den Klassiker Handwerken und die typischen männlichen Attribute bedient, die können hier ihre Nische finden."
"Deswegen möchte ich doch gerne Männer hier haben, weil sie anders sind als Frauen und auch das wieder die Gesellschaft wiederspiegelt. Diese Familienbild Vater Mutter… na klar, schön wenn die Väter und die Männer an dem Punkt auch bei uns an der Kita sind.
Man muss, glaube ich, grundsätzlich den Job des Erziehers in der Gesellschaft anders positionieren. Und das fängt z.B. einfach mal beim Gehalt an. Wir sagen erst seit einigen Jahren, das auch Kita eine Bildungseinrichtung ist, das hat sich noch nicht wirklich etabliert."
Auch Urs Reuber sagt, dass er von seinem Erziehergehalt keine Familie ernähren können wird. Und trotzdem ist ihm sein Beruf eine Herzensangelegenheit.
"Ja ich brenne dafür, es ist nicht nur ein Job, den ich da mache, es ist mehr ich mache das weil es mir wirklich sehr wichtig ist, und ein Herzensanliegen ist."
Und wenn das anerkannt ist, dann werden Männer und Frauen sich gerne für diesen Beruf interessieren.