"Männerherzen"

Regisseur Simon Verhoeven zeigt hier fünf Exemplare des starken Geschlechts bei ihrer Suche nach Liebe und ihrem Kampf mit den Frauen. Ulkige Beobachtungen vom Geschlechterkampf mit Schauspielstars wie Til Schweiger oder Christian Ulmen.
Simon Verhoeven, der Sohn der Schauspielerin Senta Berger und des Regisseurs Michael Verhoeven wurde am 20. Juni 1972 in München geboren. Nach dem Abitur 1991 absolvierte er eine Schauspieler-Ausbildung am "Lee Strasberg Theatre Institut" in New York. Ein Jahr später ging er nach Boston, um dort am "Berklee College of Music" Jazz-Komposition und Filmmusik zu studieren. 1995 wurde Simon Verhoeven an der "Tisch School of the Arts"-Universität in New York aufgenommen und studierte dort Film-Regie. Abschluss 1999.

Als Schauspieler arbeitete Verhoeven mit Regisseuren wie Sönke Wortmann ("Das Wunder von Bern"/2003), Doris Dörrie ("Der Fischer und seine Frau"/2004) und Roland Suso Richter ("Mogadischu Welcome"/ARD 2008) zusammen. 2001 entstand sein erster Kinofilm "100 Pro".

In "Männerherzen" tritt er einmal mehr an, um "die Differenzen" zwischen den Geschlechtern komödiantisch zu spezifizieren. Passender Ausgangsort dafür heute:- das Fitnessstudio. Hier haben wir sie alle beisammen: Die Lauten und die Leisen, die Besserwisser und die Luschen, die Kraftprotze und die Möchtegerns, die Harten und die Zarten. Sechs dieser Prototypen mit Sinnkrisen hat sich Verhoeven zusammengebastelt, um sie näher zu beleuchten. Als da wären: Chaot Philipp, der nichts auf die Reihe kriegt, beruflich dauer-spinnert und vor dem finanziellen Aus steht, während ihm Gelegenheitsfreundin Nina (Jana Pallaske) eröffnet, dass sie schwanger ist.

Sein Kumpel Niklas dagegen befindet als Werbefuzzi auf dem Erfolgstrip, bereitet gerade die Hochzeit mit der attraktiven Laura (Liane Forestieri) und den Eigenheimkauf vor. Musikproduzent Jerome dagegen ist der angesagte Top-Boy, gutaussehend, mit "entsprechendem" Frauenverschleiß, doch irgendwie fühlt auch er sich mehr und mehr "daneben". Zumal er sich derzeit "intensiv" auch um den Schlagerstar Bruce zu kümmern hat, dessen Geplärre ihm zwar auf den Keks geht, der aber angesagt und mit seinem platt-dämlichen Liedgut ziemlich erfolgreich ist.

Währenddessen bemüht sich der einsame Landesbeamte Günther ebenso verklemmt wie verzweifelt, online endlich seine Traumfrau zu ordern, was ihn schließlich zur bodenständigen Tierfutterladen-Verkäuferin Susanne (Nadja Uhl) führt. Die hätte gegen ein Kennenlernen im Grunde nichts einzuwenden, gäbe es da nicht ihren extrem eifersüchtigen, extrem cholerischen Ex Roland, einen U-Bahn-Fahrer, der sich nicht unter Kontrolle hat und ziemlich oft die Beherrschung verliert.

Natürlich sind die Parallelen zum britischen Episodenfilm "Tatsächlich Liebe ... " von Richard Curtis (aus dem Jahr 2003/mit u.a. Hugh Grant), inzwischen der TV-Weichspüler zum Weihnachtsfest, unverkennbar. Wie ja überhaupt die komödiantische Annäherung an die "emotionalen Machenschaften" zwischen "Jäger und Sammlerin" ("Caveman") nichts unbedingt Neues darstellt.

Aber: Bei Drehbuch-Autor und Regisseur Simon Verhoeven sind originelle, witzige Ansätze in Sachen Typen und Pointen vorhanden, die wirklich Spaß machen, für Vergnügen sorgen. Weil er - bei aller tragischen Komik - seine "Mündel" nicht nur durch den Blödian-Kakao zieht, sondern die liebevoll-ernst nimmt. "Männerherzen" zeigt sich als freche Komödie, die voller intelligenter Ansätze, spritziger Dialoge und schön-frecher Situationskomik steckt.

Mit darstellerischem Genuss-Potenzial wie Justus von Dohnanyi als abgehalftertem Schlagersänger, dessen Lieder dermaßen schmalzen, dass sie ebenso unerträglich wie irrsinnig komisch klingen. Oder Christian Ulmen (neulich "Maria, ihm schmeckt's nicht!"; früher "Herr Lehmann") als beamteter Peinlichkeitstyp mit erheblichen emotionalen Defiziten; grandios in diesen kleinen, feinen Tupfern von verzweifelten Gefühlsregungen. Oder ein Til Schweiger, endlich mal befreit vom eigenen Drehbuch und vom Selber-Regie-Führen, gibt sich angenehm zurückhaltend als erfolgreiches Alphatier mit Identitätsproblemen, wunderbar-leise überzeugend. Oder Wotan Wilke Möhring ("Hardcover") als ständig ausrastender Gefühlsbomber, der völlig verzweifelt wie durchgeknallt in sich feststeckt und da überhaupt nicht mehr rauskommt, um schließlich seinen Kontrahenten sogar und buchstäblich den Krokodilen zum Fraß vorzuwerfen.

Starke Figuren, weil spielfreudige Akteure. Wie dann auch Florian David Fitz und Maxim Mehmet als gebeutelte "Männchen" mit ziemlich viel verzweifeltem Komik-Potenzial. Mit einfallsreichen Wendungen, sanfter Ironie und süffisanter Sprache erzählt Verhoeven unterhaltsam von den Träumen und Hoffnungen, von den Macken und Streichen, von den Glücks- und Niederlagen-Momenten im Dasein von sechs tapferen Adams, die ulkig auf die Schippe genommen, aber nie verraten oder denunziert werden.

Natürlich fehlt dem Newcomer Verhoeven noch die Eleganz, um Humor und Tragik durchgehend stimmig zu mixen; manchmal kommen die aggressiven Tiefs - wie beim Roland von Wotan Wilke Möhring - zu "dicke" daher, um anschließend sofort wieder "auf Lockerheit" umschalten zu können, aber das sind Debütanten-Schwächen, die nicht sonderlich wehtun. Denn insgesamt ist dies hier ein urig-überzeugendes, ulkiges deutsches Feelgood-Movie, mit erstaunlich viel Herz und pfiffigem Verstand. "Männerherzen" - es gab schon lange keine deutsche Komödie mehr, die so witzig funktionierte. Alle Achtung!

Deutschland 2009. Regie: Simon Verhoeven. Darsteller: Florian David Fitz, Maxim Mehmet, Til Schweiger, Nadja Uhl, Christian Ulmen, Jana Pallaske, Wotan Wilke Möhring, Liane Forestieri, Justus von Dohnányi. Länge: 107 Minuten

Filmhomepage "Männerherzen"