"Märchen sind gar nicht so grausam"
Die Grimmschen Märchen sind ein beispielloser Bestseller. Kein deutschsprachiges Buch ist weiter verbreitet. In 160 Sprachen wurden die Märchen übersetzt. Das liegt auch an ihrem wunderbaren Erzählton, den man sogar im Japanischen noch erkennt, sagt Grimmforscher Holger Ehrhardt.
Die Grimmschen Märchen sind derart populär, dass man in vielen Länden gar nicht weiß, dass sie deutsche Märchen sind, sagt Holger Ehrhardt. Er ist Leiter des Fachgebiets Werk und Wirkung der Brüder Grimm an der Universität Kassel. In Japan etwa glaubten viele Menschen, das seien japanische Märchen.
Der Grund für die Universalität dieser Erzählungen liege darin, dass sie "alte Mythen in sich gespeichert haben - und auf der anderen Seite aber auch deshalb, weil Wilhelm Grimm es meisterhaft verstanden hat, die Märchen in eine Form zu gießen, die alle Menschen anspricht. Und es ist auch so, dass dieser Ton - dieser typische Märchenton, der von den Brüdern Grimm geschaffen wurde - auch in anderen Sprachen bewahrt ist."
Ehrhardt erklärt das so, dass durch Ton "eine sehr schöne angenehme Atmosphäre geschaffen wird". Die Märchen hätten dadurch "einen hohen Wiedererkennungswert hat - und wenn man den abändert, dann merkt man sofort, da stimmt etwa nicht". Vor allem Kinder reagierten sehr allergisch auf Änderungen in den Märchen.
Den immer wieder erhobenen Vorwurf, Märchen seien grausam, kann Ehrhardt nicht verstehen. "Natürlich wird da mal ein Mensch verspeist, oder da wird ein Bauch aufgeschnitten - aber das ist doch auch in einem poetischen Raum erzählt. Und jedes Kind weiß das zu entschlüsseln und richtig einzuordnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand seelische Schäden von Märchen davonträgt. Und ich finde diese Diskussion angesichts einer Medienlandschaft, die mehr als katastrophal ist, vollkommen überflüssig."
Das vollständige Interview können Sie bis mindestens zum 18. Mai 2013 in unserem Audio-on-demand-Angebot nachhören.
Der Grund für die Universalität dieser Erzählungen liege darin, dass sie "alte Mythen in sich gespeichert haben - und auf der anderen Seite aber auch deshalb, weil Wilhelm Grimm es meisterhaft verstanden hat, die Märchen in eine Form zu gießen, die alle Menschen anspricht. Und es ist auch so, dass dieser Ton - dieser typische Märchenton, der von den Brüdern Grimm geschaffen wurde - auch in anderen Sprachen bewahrt ist."
Ehrhardt erklärt das so, dass durch Ton "eine sehr schöne angenehme Atmosphäre geschaffen wird". Die Märchen hätten dadurch "einen hohen Wiedererkennungswert hat - und wenn man den abändert, dann merkt man sofort, da stimmt etwa nicht". Vor allem Kinder reagierten sehr allergisch auf Änderungen in den Märchen.
Den immer wieder erhobenen Vorwurf, Märchen seien grausam, kann Ehrhardt nicht verstehen. "Natürlich wird da mal ein Mensch verspeist, oder da wird ein Bauch aufgeschnitten - aber das ist doch auch in einem poetischen Raum erzählt. Und jedes Kind weiß das zu entschlüsseln und richtig einzuordnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand seelische Schäden von Märchen davonträgt. Und ich finde diese Diskussion angesichts einer Medienlandschaft, die mehr als katastrophal ist, vollkommen überflüssig."
Das vollständige Interview können Sie bis mindestens zum 18. Mai 2013 in unserem Audio-on-demand-Angebot nachhören.