Märchenhafte Frauen: Rotkäppchen
Das Märchen vom Rotkäppchen erzählt man sich schon seit drei Jahrhunderten. Und mit den Jahren geht es immer besser aus. Anfangs wird das Kind gefressen, dann vom Jäger aus dem Raubtierbauch geschnitten, bis es am Ende den Revolver zückt und sich den Weg frei schießt.
Es war einmal: Rotkäppchen.
"Ich will was über die Kleine mit dem roten Käppchen erfahren!"
"Das Märchen von Rotkäppchen ist eines der bekanntesten Stoffe der Weltliteratur und wird natürlich immer mit den Brüdern Grimm verbunden."
Bernhard Lauer, Direktor des Grimm-Museums in Kassel, kennt Rotkäppchens Vorgeschichte:
"Die erste gedruckte Fassung dieses Märchens geht aber bis ins späte 17. Jahrhundert zurück. 1697 findet es sich unter dem Titel la petite chaperon rouge, das kleine rote Käppchen, in der französischen Märchensammlung des Charles Perrault. Dieser Text ist aber ein bisschen anderes als bei den Brüdern Grimm. Bei Perrault gibt es kein Happy-End."
'Großmutter, was habt Ihr für große Zähne!' - kann la petite chaperon rouge gerade noch den als Großmutter verkleideten Wolf fragen.
'Damit ich dich besser fressen kann!' - Mit diesen Worten stürzte sich der böse Wolf auf Rotkäppchen und fraß es auf.
Ein grausiger Schluss. Die moralische Sentenz, mit der Perrault wie alle Märchen auch Rottkäppchen enden lässt, überträgt das Märchen auf die höfische Welt des 18. Jahrhunderts:
"Heute sieht man, dass kleine Kinder, zumal junge Mädchen, wenn sie hübsch sind, fein und nett, sehr schlecht daran tun, jedwedem Gehör zu schenken, denn dann nimmt es nicht wunder, dass der Wolf so viele von ihnen frisst."
Der Wolf als Verführer wie Valmont in Choderlos de Laclos' Roman "Gefährliche Liebschaften". Für solch einen galanten Raubtier-Antihelden ist im romantischen Märchenwald der Brüder Grimm kein Platz. In ihrer Fassung schlitzt ein Jäger dem schlafenden Wolf den Bauch auf und befreit so beide: Großmutter und Rotkäppchen. Das zieht für sich selbst den pädagogisch wertvollen Schluss:
"… und dachte: Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dir's die Muter verboten."
Mittlerweile lässt sich Rotkäppchen von den bösen Raubtier-Männern im Wald nicht mehr einschüchtern. Es hat sich emanzipiert. Bereits 1939 zieht little red riding hood in der Version des New Yorker Schrifstellers James Thurber kurzerhand einen Revolver und schießt den Wolf über den Haufen.
Märchen, das lehrt Rotkäppchen uns, spielen eben nicht nur im zeitlosen "Es war einmal …", sondern sind auch immer ein Spiegel ihrer Zeit.
Mehr auf dradio.de:
"Die Märchen sind heute in aller Welt berühmt"
- Leiter des Grimm-Museums freut sich über die Popularität von Schneewittchen und Co.
"Märchen sind gar nicht so grausam" - Holger Ehrhardt findet, dass der Erzählstil der Brüder Grimm den Erfolg ihrer Geschichten beflügelt hat
"Ich will was über die Kleine mit dem roten Käppchen erfahren!"
"Das Märchen von Rotkäppchen ist eines der bekanntesten Stoffe der Weltliteratur und wird natürlich immer mit den Brüdern Grimm verbunden."
Bernhard Lauer, Direktor des Grimm-Museums in Kassel, kennt Rotkäppchens Vorgeschichte:
"Die erste gedruckte Fassung dieses Märchens geht aber bis ins späte 17. Jahrhundert zurück. 1697 findet es sich unter dem Titel la petite chaperon rouge, das kleine rote Käppchen, in der französischen Märchensammlung des Charles Perrault. Dieser Text ist aber ein bisschen anderes als bei den Brüdern Grimm. Bei Perrault gibt es kein Happy-End."
'Großmutter, was habt Ihr für große Zähne!' - kann la petite chaperon rouge gerade noch den als Großmutter verkleideten Wolf fragen.
'Damit ich dich besser fressen kann!' - Mit diesen Worten stürzte sich der böse Wolf auf Rotkäppchen und fraß es auf.
Ein grausiger Schluss. Die moralische Sentenz, mit der Perrault wie alle Märchen auch Rottkäppchen enden lässt, überträgt das Märchen auf die höfische Welt des 18. Jahrhunderts:
"Heute sieht man, dass kleine Kinder, zumal junge Mädchen, wenn sie hübsch sind, fein und nett, sehr schlecht daran tun, jedwedem Gehör zu schenken, denn dann nimmt es nicht wunder, dass der Wolf so viele von ihnen frisst."
Der Wolf als Verführer wie Valmont in Choderlos de Laclos' Roman "Gefährliche Liebschaften". Für solch einen galanten Raubtier-Antihelden ist im romantischen Märchenwald der Brüder Grimm kein Platz. In ihrer Fassung schlitzt ein Jäger dem schlafenden Wolf den Bauch auf und befreit so beide: Großmutter und Rotkäppchen. Das zieht für sich selbst den pädagogisch wertvollen Schluss:
"… und dachte: Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dir's die Muter verboten."
Mittlerweile lässt sich Rotkäppchen von den bösen Raubtier-Männern im Wald nicht mehr einschüchtern. Es hat sich emanzipiert. Bereits 1939 zieht little red riding hood in der Version des New Yorker Schrifstellers James Thurber kurzerhand einen Revolver und schießt den Wolf über den Haufen.
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