Märchenhelden, Labyrinth, Kamininferno

Von Marcus Richter |
Bei den Computerspielen der Vollpreiskategorie beginnt das Jahr 2013 nur schleppend. Die kleineren Downloadspiele bieten allerdings ein paar interessante Neuerscheinungen: ein Spiel mit dem Feuer, eine sprechende Höhle und einen etwas anderen Freizeitpark.
"Dungeonland" - Bunter Actionspielspaß für vier Spieler
"Welcome Happy Visitors to my humble park!”"

"Dungeonland" ist ein Vergnügungspark, thematisch angelehnt an die dunklen Gewölbe, in denen die Helden der Märchengeschichten gegen untote Monster kämpfen und nach Schätzen suchen.

Die Helden - also die Spieler, als Besucher des Dungeonlands - sollen von Horden absurder Gegner umgebracht werden, darunter laserschießende Papageien, Killerkaninchen und riesige Tintenfische. Die Abneigung ist allerdings gegenseitig: Ziel der Spieler ist es nämlich, alle Monster aus dem Weg zu räumen und alle Schätze zu plündern die "Dungeonland" so bietet.

Spielerisch präsentiert sich "Dungeonland" als simples Actionspiel: Per Maus und Tastatur oder wahlweise per Gamepad steuern bis zu drei Spieler Zauberer, Dieb oder Kämpfer. Dabei steht ein simpler Angriff per Knopfdruck und einige wenige Spezialfähigkeiten zur Verfügung, mit denen sich zum Beispiel verlorene Lebenspunkte wieder auffüllen lassen. Das wird alleine schnell eintönig, der besondere Reiz von "Dungeonland" liegt in der Mehrspielerkomponente.

""Hello stupid Heroes!"

Bis zu drei Spieler können an einem Rechner zusammen durch das "Dungeonland" streifen. Nur so ergänzen sich die Charaktere richtig und nur so kommt echter Spielspaß auf. Per Onlineverbindung kann sogar ein vierter Spieler hinzukommen, der dann die Rolle des Bösewichts übernimmt.

"This is your host, wishing you a deadly stay in my glorious Park"

Dungeonland ist also keine spielerische Offenbarung - aber ein großer Spaß für Alle, die sich für ein schnelles, buntes, freundliches Actionspiel mit Freunden begeistern können.

"Dungeonland" für Windows-PC, Hersteller: Paradox Interactive, USK: keine Angabe, Preis: rund 10 Euro


”The Cave” - In Rätseln verpackte Kurzgeschichten
"Welcome to the Cave. That’s me."

Eine sprechende Höhle ist in "The Cave" gleichzeitig der Handlungsort in Form eines Labyrinths voller Rätsel, aber auch die Märchenerzählerstimme aus dem Hintergrund, die beschreibt, wie Abenteurer in der Höhle das Ziel ihrer Träume suchen. Diese Abenteurer steuert der Spieler und kann sich aus sieben Protagonisten drei Figuren aussuchen. Eines haben alle gemeinsam: ein dunkles Geheimnis.

""It’s a story about seven people and a glimpse into a dark place in each of their hearts."

Um die dunklen Geheimnisse zu ergründen, müssen die Spieler jede Menge Rätsel im Stil klassischer Point-and-Click-Adventures lösen. Dabei müssen bestimmte Gegenstände in einer bestimmten Reihenfolge miteinander kombiniert werden. Ein Beispiel: Ein Hotdog-Automat muss durch Einsetzen einer Sicherung repariert werden und spuckt ein Würstchen aus. Dieses wird dann benutzt, um einen Drachen in eine Falle zu locken. Dort wird er mittels eines Krans gefangen genommen, der im selben Moment gestartet werden muss, wie die Glocke, die den Drachen anlockt.

"Eh, eh, there is no dying in the cave, at least not this soon."

Dabei müssen die Spieler keine Angst haben, dass sie etwas falsch machen, denn sie sind unsterblich. Auch sonst ist "The Cave" sehr zugänglich, die Steuerung ist so einfach und intuitiv, dass sich selbst Computerspielanfänger sofort zurechtfinden. Lediglich ein paar Rätsel sind so schwer oder mit so langen Laufwegen verbunden, dass ungeduldige Geister möglicherweise verzweifeln.

"I really need to talk to my father about this. Ok, let’s get it over with.”"

Ansonsten ist "The Cave" ein - Spiel, dass durch stimmungsvolle Comicgrafik, einen hervorragend produzierte Soundkulisse und nicht zuletzt durch die bissigen Dialoge der herrlich überzeichneten Charaktere überzeugt. Einziger Wermutstropfen: Die großartigen Sprecher gibt es leider nur auf Englisch zu hören - wer nur des Deutschen mächtig ist, muss sich mit Untertiteln begnügen. Das sollte der Unterhaltung aber keinen Abbruch tun, wer gut erzählte Geschichten mag, sollte The Cave unbedingt ausprobieren.

""The Cave, alright, now I’m really done!”"

"The Cave" für Windows-PC, Mac, XBox 360, Playstation 3, WiiU; hier gespielte Version: Xbox 360, Hersteller: Double Fine Interactive, USK: freigegeben ab 12 Jahren, Preis: rund 15 Euro


"Little Inferno" - Das Spiel mit dem Feuer
""Do you like toys? Yeah! Know what’s more fun than playing with toys? Setting them on fire! With your new Little Inferno Entertainment Fireplace!"

Auf den ersten Blick gleicht "Little Inferno" den Tausend anderen zeitfressenden Browser- und Smartphonespielen, die alle nach demselben Muster funktionieren: Der Spieler bestellt in einem Katalog Spielsachen und verbrennt diese in einem Kamin, damit er in einer Winterwelt ein wenig Wärme abbekommt. Dafür bekommt er Geld, mit dem er neue Sachen bestellt, die er wieder verbrennt um dafür noch mehr Geld zu bekommen und so weiter und so fort.

Auf den zweiten Blick schleichen sich aber skeptische und auch unheimliche Untertöne ein: Die ganze Menschheit scheint im Spiel nichts anderes mehr zu tun, als Sachen zu verbrennen, obwohl die Welt schon unter einer Klimakatastrophe leidet. Die Hauptfigur bekommt traurige, alberne und nachdenkliche Briefe von anderen im Spiel integrierten Charakteren geschickt, die den Spieler zur Reflektion anregen.

Letztlich erweist sich "Little Inferno" als Kommentar auf solche Spiele, welche Zeit und Geist der Spieler durch simple, dröge Spielmechaniken verschwenden. An deutlichsten wird das in der Wiederholung der immer gleichen Schleife aus dem Anschaffen von Gegenständen und ihrem Verbrauch. Spiele wie "Farmville", "Pixel People" oder "Hay Day" benutzen ähnliche Mechaniken. Während diese endlosen Spiele immer mehr Zeit- oder tatsächliche Geldinvestitionen vom Spieler verlangen, bleibt "Little Inferno" ein Spiel ohne Zusatzkosten – und mit einem Ende, in dem genau diese Eigenarten thematisiert werden – das an dieser Stelle aber nicht verraten werden soll.

Gleichzeitig wird gezeigt, dass sich diese Kritik nicht auf alle Computerspiele ausweiten lässt: "Little Inferno" selbst zeigt, wie einfache, aber gute Spielprinzipien, stimmungsvoll gezeichnete Grafiken und kleine Geschichten zu einem unterhaltsamen und kritischen Gesamtwerk vereinen lassen.

"Little Inferno" für Windows-PC, WiiU, iPad; hier gespielte Version: iPad, Hersteller: Tomorrow Corporation, USK: freigegeben ab 12 Jahren, Preis: 4,49 Euro (iPad), rund 10 Euro (Windows-PC, WiiU)
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