Experimentelle Comic-Kunst aus Lettland
"Kus!" bedeutet übersetzt so viel wie "Pst!" – und ist der Titel eines auch international viel beachteten Comic-Heftes aus Lettland. Gegründet wurde es vor zehn Jahren vom Schweizer David Schilter - weil es in Lettland "keine Comics gab".
"Wir hatten am Anfang ziemliche Probleme, unser Heft zu verteilen", erzählt "Kus!" -Redakteur David Schilter. Denn als er das Magazin vor zehn Jahren gründete, sah es mit dem Angebot an Comic-Heften in Lettland recht dürftig aus: "Asterix", "Tim und Struppi" und einige "Mickey Mouse"-Hefte gab es am Zeitungskiosk. Das war es schon.
Die Letten, sie schienen sich für Comics einfach nicht zu interessieren. Das muss sich ändern, fand der Schweizer, den es im Zuge eines Erasmus-Austausches ins Baltikum verschlagen hatte – und gründet "Kus!".
Das lettische Publikum reagierte überrascht
Das Publikum in Lettland reagierte entsprechend überrascht, erzählt Schilter. Alle hätten ...
"... gedacht, das sei ein Heft für Kinder. Und dann gab es irgendwie [einen] Schock, dass da auch Erwachsenen-Themen drin waren. Die wollten unser Heft zuerst gar nicht verteilen, weil es pornografisch und gewalttätig sei, was es überhaupt nicht ist."
Er selbst beschreibt sein Magazin als künstlerisch:
"Es wurde schon gesagt, wir machen Avantgarde-Comics. Ich weiß nicht, ob ich da ganz zustimme."
Mainstream sei es jedenfalls nicht.
Statt Superhelden-Stories gibt es im vierteljährlich erscheinenden Magazin Geschichten aus dem Alltag oder auch abstrakte Comic-Kunst, im handlichen Reclam-Format – und auf Englisch.
In den vergangenen zehn Jahren hat "Kus!" Künstler aus den unterschiedlichsten Ländern eingeladen, für sich zu zeichnen – und hat dadurch immer mehr Kontakte in die weltweite Comic-Szene geknüpft.
Schilter blieb der einzige Comic-Verleger
International ist "Kus!" also längst bei Kennern bekannt, in Lettland sieht es mit der Comic-Szene allerdings noch immer recht mau aus. Nach wie vor sei er der einzige Comic-Verleger, berichtet Schilter.
Immerhin: Einige lettische Künstler habe er sicher motivieren können, Comics zu zeichnen. (lk)