Das Print-Magazin aus der Influencer-Welt
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Unter dem Titel "Soul Sister" bringen vier Influencerinnen ein Print-Magazin an den Kiosk. Verkehrte Welt? Charles Bahr, jugendlicher Berater, sagt, so etwas traditionelles wie ein eigener Printtitel hebe die vier unter ihresgleichen hervor.
Der Verlag Gruner + Jahr gibt das Magazin "Barbara" von Barbara Schöneberger heraus, in der gleichen Mache "JWD" nach Joko Winterscheid und "Dr. von Hirschhausen" nach Eckhard von Hirschhausen. Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng hat das Lifestyle-Magazin "BOA" angekündigt. Personality-Magazine liegen also im Trend.
Nun kommt "Soul Sister" an den Kiosk: Motor Presse Hearst veröffentlicht das Printmagazin von vier Influencerinnen, von denen jede ein Thema zum Mittelpunkt ihres Lebens gemacht habe, wie es vom Verlag heißt. Als Online-Geschöpf auf Print zu setzen – wir haben Charles Bahr gebeten, uns das Phänomen zu erklären. Bahr ist erst 16 Jahre alt, aber Leiter der Social-Media-Agentur Tubeconnect Media und Unternehmensberater.
Printmagazin ist etwas Besonderes
Bahr glaubt, hinter dem Magazin "Soul Sister" stecke die Absicht, "das Selbstwertgefühl der Influencer selbst zu steigern – weil eben das Printmagazin heutzutage so besonders ist. Alles findet im digitalen Raum statt, und man bekommt eine ganz andere Akzeptanz, wenn man was in klassischer, in traditioneller Form auf Papier produziert." Dadurch könnten auch die Influencer an ihre Community ein Gefühl weitergeben à la "Das ist etwas Besonderes."
Er verglich die Begeisterung für Printmedien mit der Nostalgie, die einen beim alten Computerspiel "Pac-man" befiele. Es gehe bei dem Projekt weniger um eine hohe Auflage als vielmehr um zusätzliche Aufmerksamkeit innerhalb der Netzgemeinde: "Genauso wie Pac-man vielleicht wieder cool ist – überspitzt gesagt –, ist vielleicht auch ein traditionelles Medium wie eine Tageszeitung oder ein Magazin, was heutzutage in der Teenager-Zielgruppe eigentlich überhaupt gar nicht mehr beliebt ist, etwas Besonderes."
Bahr ist sich aber nicht sicher, ob es tatsächlich einen Mehrwert bringt. Der Verlag werde wohl am ehesten von der sozialen Reichweite profitieren, die auf das Magazin übertragen wird. Bahr vermutet, vor allem das Image sei der Grund für das Engagement, und nicht die Auflage der Zeitschrift. Die müsse am Ende durch gute Inhalte kreiert werden.
Identifikationsangebote für die Community
Auf die Frage, warum Personalisierung, siehe "Barbara", "JWD" etc., das Gebot der Stunde ist, sagt Bahr, in der Community gehe es sehr stark darum, so zu sein wie der Influencer selbst und sich damit identifizieren zu können. "Genau deswegen ist es total wichtig, ein Magazin herauszugeben, das so ist wie der Influencer – weil die Community ihn deswegen feiert und cool findet, weil er seinen eigenen Stil, seine eigene Identität vermittelt. Deswegen funktionieren auch diese personalisierten Magazine so gut, weil man die Persönlichkeiten, die dort repräsentiert werden, schon sehr gut kennt oder einen persönlichen Bezug zu ihnen hat."
(mf)