Schlankheitswahn oder Krankheit
Gestern ging die Webseite "Heute sind doch alle magersüchtig" der Hamburger Journalistin Nora Burgard online. Mit ihrer Plattform will sie die Komplexität der Krankheit jenseits der Promi-Welt verdeutlichen.
Der Titel ihrer Plattform sei ironisch zu verstehen, sagte Nora Burgard in der Kultursendung "Kompressor": "Ich will natürlich genau das Gegenteil mit meiner Plattform zeigen. Und zwar, dass der gesamtgesellschaftliche Schlankheitswahn, den es natürlich gibt, nicht gleichgesetzt werden darf mit der tatsächlichen Diagnose, der tatsächlichen Krankheit 'Anorexia nervosa'."
"Essstörung ist nicht gleich Essstörung", ist auf der Homepage der Journalistin zu lesen. Man müsse genau unterscheiden: "Ob jemand sehr darauf achtet, nur wenig Kalorien zu sich zu nehmen und sehr schlankheitsfixiert ist. Oder ob es tatsächlich eine Essstörung ist. Und dann gibt es innerhalb der Essstörungen noch einmal Abgrenzungen wie etwa Bulimie oder das Binge-Eating-Syndrom."
Mit ihrer Plattform wolle sie die Komplexität dieser Krankheit verdeutlichen, meinte Burgard: "Ich möchte zeigen: Es gibt ganz unterschiedliche, individuelle Motivationen, Gründe und Ausprägungen dieser Essstörungen." Sie habe zahlreiche Interviews geführt, ihre Gesprächspartnerinnen habe sie in sozialen Netzwerken gefunden: "Da war die Bereitschaft sehr groß. Oft sagten die Betroffenen: Wir fühlen uns missverstanden. Und wir möchten gerne ernst genommen werden."
Sind Fernsehshows wie etwa "Germany's Next Topmodel" mit schuld daran, dass junge Frauen magersüchtig werden? Nein, sagt Burgard: "So stark kann dieses Schlankheitsideal, was da vermittelt wird, gar nicht sein, dass man anfängt zu hungern. Und dass das stärker wird als der Lebenserhaltungstrieb." Aber natürlich hätten solche Shows einen starken Einfluss auf den "Schlankheitswahn der Gesellschaft an sich".