Ein Twitter-Feind wird zum Twitter-Fan
Der iranische Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat einen Twitter-Account eingerichtet. Unter dessen Regierung wurde Twitter 2009 verboten. Nun hat er die Vorzüge von Social Media entdeckt und nutzt sie für innenpolitische Zwecke, sagt die Journalistin Stefanie Rohde.
Hinter dem Twitter-Auftritt des Ex-Präsidenten stecke eine große Ironie, kommentiert die Journalistin Stephanie Rohde im Deutschlandradio Kultur - denn unter Ahmadinedschads Regierung sei Twitter 2009 wegen der Proteste nach dessen Wahl verboten worden:
"Erst im November 2016 – das hat eigentlich kaum jemand mitbekommen – da wurde Twitter teilweise entsperrt. Teilweise heißt, dass nicht alle Internetservice-Provider den Iranern jetzt Zugang erlauben, aber eben die meisten. Das berichtet Human Rights Watch Iran. Millionen von Iranern können das Netzwerk jetzt frei nutzen. Das haben sie natürlich vorher auch gemacht, aber mit Umgehungen."
Ahmadinedschad habe bisher erst ein paar Tweets auf persisch und auf englisch veröffentlicht , sagt Rohde.
"Erst im November 2016 – das hat eigentlich kaum jemand mitbekommen – da wurde Twitter teilweise entsperrt. Teilweise heißt, dass nicht alle Internetservice-Provider den Iranern jetzt Zugang erlauben, aber eben die meisten. Das berichtet Human Rights Watch Iran. Millionen von Iranern können das Netzwerk jetzt frei nutzen. Das haben sie natürlich vorher auch gemacht, aber mit Umgehungen."
Ahmadinedschad habe bisher erst ein paar Tweets auf persisch und auf englisch veröffentlicht , sagt Rohde.
"Er haut vor allem viel Pathos heraus", so ihr Eindruck. Ahmadinedschad versuche auch, einen Hashtag, "I am on twitter", zu etablieren – den habe aber bisher noch niemand aufgegriffen. Manche Darstellung erscheine ihr so, als ob der Ex-Präsident einen Volkshochschulkurs in Social Media besucht habe.
Die Kehrtwendung entstammt innenpolitischer Motivation
Welche Gründe hat Ahmadinedschads unerwartete Zuwendung zu Twitter? Das sei vor allem innenpolitisch motiviert, erklärt Rohde. Er versuche offenbar auf indirekte Weise ein politisches Comeback. Revolutionsführer Khomeini habe Ahmadinedschad von einer erneuten Kandidatur abgeraten:
"Das war eine wirkliche Demütigung für Ahmadineschad, der selbst keine starke Basis mehr hat bei vielen Teilen der Konservativen, die sich von ihm abgewendet haben während der Präsidentschaft. Und jetzt sieht es eben so aus, als ob seinen Ahmadinedschad seinen langjährigen Weggefährten Hamid Baghaei als Kandidaten der Hardliner ins Rennen geschickt hat – obwohl er noch vor ganz kurzer Zeit angekündigt hat, gar keinen Kandidaten zu unterstützen. Und deshalb ist das jetzt total interessant, diesen Account anzuschauen."
"Das war eine wirkliche Demütigung für Ahmadineschad, der selbst keine starke Basis mehr hat bei vielen Teilen der Konservativen, die sich von ihm abgewendet haben während der Präsidentschaft. Und jetzt sieht es eben so aus, als ob seinen Ahmadinedschad seinen langjährigen Weggefährten Hamid Baghaei als Kandidaten der Hardliner ins Rennen geschickt hat – obwohl er noch vor ganz kurzer Zeit angekündigt hat, gar keinen Kandidaten zu unterstützen. Und deshalb ist das jetzt total interessant, diesen Account anzuschauen."