Mahsa und Marjan Vahdat mit dem Kronos Quartet

Persische Lyrik trifft westliche Kammermusik

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Mahsa und Marjan Vahdat stehen in einer Reihe mit den Mitgliedern des Kronos Quartett: David Harrington, John Sherba, Hank Dutt, Sunny Yang
Mahsa und Marjan Vahdat haben mit dem Kronos Quartett das Album "Placeless" aufgenommen. © Pål A. Berg
Von Grit Friedrich |
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Mahsa und Marjan Vahdat haben sich für ihr erstes Projekt mit dem Kronos Quartet Großes vorgenommen. Sie vertonen ein jahrhundertealtes persisches Gedicht genauso wie das einer modernen iranischen Poetin. Das Album "Placeless" ist ihr bislang mutigstes.
"Ich komme weder aus dem Osten, noch aus dem Westen
Ich komme weder vom Land, noch aus dem Meer
Ich bin nicht von der Welt, nicht aus dem Jenseits.
Mein Platz ist die Ortlosigkeit. Meine Spur ist die Spurlosigkeit."

Ein Gedicht feiert die Menschlichkeit

Mahsa Vahdat sagt: "Dieses Gedicht von Rumi ist so reizvoll, es spricht sehr stark zu meinem Herzen, auf einer sehr tief empfundenen Ebene. Es feiert die Menschlichkeit. Es ist frei von jeglichem Vorurteil, jeglichen Grenzen oder Beschränkungen, die uns manchmal von Politikern oder Herrschenden oder einfach einigen Menschen aufgedrängt werden. Dieses 800 Jahre alte Gedicht ist sehr modern und es ist sehr wichtig für die Welt, in der wir heute leben, in der die Konflikte zwischen Nationen und Menschen zunehmen. Und es ist sehr stark damit verbunden, was das Kronos Quartet all diese Jahre mit seiner Musik verfolgt hat."
Mahsa Vahdat sagt, dass sie ortlos sei. Auch darum beginnt das Album mit dem Text des persischen Dichters Rumi zum Gefühl der Ortlosigkeit.
Doch Mahsa Vahdat vertonte neben Lyrik von Rumi auch Texte von Hafez, der sich in Persien gegen Scheinheiligkeit und Frömmelei auflehnte vor hunderten Jahren. Und sie interpretiert auch ein Gedicht der 1967 viel zu jung bei einem Autounfall verstorbenen Poetin und Filmemacherin Forough Farrokhzad. Sie war eine wichtige Stimme der iranischen Moderne.
"Wenn ich den Text von Forough Farrokhzad singe, inspiriert mich das sehr, denn sie war eine sehr furchtlose Dichterin. Sie drückte ihre Weiblichkeit auf furchtlose Art in ihren Gedichten aus. Die Konservativen haben sie viel kritisiert, damals und heute. Aber sie ist auch hoch geachtet von sehr vielen Menschen. Es steckt eine große Menge an Befreiung in ihren Gedichten. Es ist befreiend, wie sie die Welt, ihre Schönheit und ihre Hässlichkeit gesehen hat."

Mit dem Kronos Quartet befreundet

Mahsa Vahdat hat das Kronos Quartet erst vor drei Jahren kennen gelernt, durch den iranisch-amerikanischen Komponisten Sahba Aminikia, der auch als Arrangeur auf "Placeless" auftaucht. Gleich bei der ersten Begegnung mit dem Geiger David Harrington war der iranischen Sängerin klar, es könnte etwas Gemeinsames entstehen.
"Für mich ist es so reizvoll, was das Kronos Quartett macht. Dieses Projekt ist mehr als Musik, es steht auch für eine tiefe Freundschaft. Wenn Politiker versuchen, uns auseinanderzubringen, ist es wichtig zu zeigen, dass wir auf dieser profunden Ebene zusammenarbeiten können, trotz all der Restriktionen. Dieses Album basiert auf Respekt und Vertrauen. Das ist etwas Wichtiges für mich, genauso wichtig wie die musikalische Erfahrung."
Mahsa Vahdat nennt das Album einen Meilenstein, denn ihre Kompositionen bekommen eine kammermusikalische Dimension. Die virtuosen Kronos Musiker entlocken ihren Instrumenten Töne, die man so nicht von einem Streichquartett erwartet. Das klingt zuweilen percussiv, dann wieder elegisch, aber nie überladen. Diese Musik atmet und wurde tief empfunden eingespielt.

Lieder ohne Rythmus

Das Kronos Quartet hat schon mit Philip Glass, Björk oder Tom Waits gearbeitet, auf dem neuen Album mit Mahsa und Marjan Vahdat interpretieren sie iranisch inspirierte Musik. Musikalisch ist "Placeless" die bisher mutigste Arbeit der Vahdat Schwestern:
"Ich denke die größte Herausforderung war, das einige der Lieder keinen Rhythmus hatten, sondern frei sind, daran haben wir sehr lange zusammen gearbeitet. Aber ich wusste, dass das Ergebnis fantastisch werden würde, besonders wenn es nur Stimme und Streicher gibt. Ich war sehr glücklich über die Arrangements der Lieder und auch über die detailreiche und tiefgründige Art und Weise, mit der Kronos an diesem Album gearbeitet hat. Was für Klanglandschaften sie erschaffen und wie sie zu dieser Musik stehen, das hat mich tief beeindruckt. "
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