Bullen, PS und a capella
Nach Wochen der Stagnation kommt endlich ein wenig Bewegung in die Kinocharts des Mainstreams - durch unterschiedliche PS-Stärken und potenzielles Herzrasen des weiblichen Kinopublikums.
"Du wirst der Stuntman sein für den Film, den ich für Screentest drehe. Und du sagst keinem was, oder du kriegst was in die Fresse, kapiert? Was ist Screentest? Genau das. Top Secret."
Platz 5 - "Kein Ort ohne Dich" von George Tillmann Jr.
Lassen wir es langsam angehen, lassen wir Platz für Steigerungen. Auf Platz 5 ist die Bewegung maximal das Herzrasen der weiblichen Zuschauerschar unter 30. "Kein Ort Ohne Dich" von George Tillmann Jr.: Das klingt nach großer Liebe und Herzschmerz. Und genau das ist es auch. Eine Nicholas Sparks Verfilmung, wie sie im Buche steht.
"Die Aufgabe ist einfach. Bleib oben für acht Sekunden. Wow. Ja. Ist nichts dabei. Manche Bullen sind nett. Wow."
Bullenreiten in der Scheune und nebenbei die erste, einzige und wahre große Liebe finden – mit doppeltem Happy End, weil doppelter Liebesgeschichte.
"Ruth, ich weiß, ich bin kein reicher Mann und ich verstehe auch nichts von Kunst, ich kann dir nur versprechen, dich jede Sekunde jeden Tag meines Lebens zu lieben. Wirklich? Willst du mich heiraten? Ja, ja, ja. Warum hat das so lange gedauert."
Platz 4 - "Avengers - Age of Ultron" von Joss Whedon
Doppelt oder, besser gesagt, gleich sechsfache Unterhaltung mit Iron Man, Captain America, Thor, Hulk, Hawk-Eye und Black Widow gibt es auf Platz 4: Avengers – Age of Ultron von Joss Whedon. Die Bewegung, sie zielt nur in eine Richtung. Nach vorn – immer den Erhalt der Menschheit im Auge.
"Diese verletzbare Welt, braucht etwas, was stärker ist als wir alle. Ich wollte eine Rüstung, für die ganze Welt erschaffen. Aber ich erschuf etwas viel Furchtbareres. Ultron, in Fleisch und Blut."
Ein Schuss, der nach hinten losgeht. Doch die falsche Richtung. Und dabei wirkt alles wie mit angezogener Handbremse erzählt, in Vorbereitung auf die Teile, die da noch kommen werden. Und das sind viele. Glauben Sie uns.
"Da kommt was. Was da kommt, ist schon wieder weg."
Platz 3 - "Mad Max: Fury Road" von George Miller
Mehr PS als auf Platz 3 geht diese Woche nicht. Und wenn Sie jetzt auf Fast and Furious warten, müssen wir Sie leider enttäuschen. Fast and Furiosa wäre hier die passendere Titulierung. Mad Max: Fury Road von George Miller.
Was Regisseur George Miller aus der angestaubten Trashreihe - damals der Wegbereiter von Mel Gibsons Weltkarriere - macht, ist unglaublich. Die Handlung ist aufs Wesentliche reduziert. Mad Max – umwerfend grimmig gespielt von Tom Hardy und Furiosa – Charlize Theron als einarmige Amazone – fahren gefühlt eine Stunden nach links, dann eine Stunde nach rechts, verfolgt von einer Heerschar WarBoys, mitten durch die Wüste. Der im wahrsten Sinne des Wortes Turning Point nach genau einer Stunde:
"Es wird ein harter Tag. Doch ich garantiere dir, wenn ihr 160 Tage in diese Richtung fahrt, ist da nichts außer Salz. In die andere Richtung könnten wir zumindest zusammen so etwas wie eine Erlösung finden."
Die Action, sie setzt neue Maßstäbe, eine Mischung aus Cirque du Soleil und absolutem Wahnsinn. Eine postapokalyptische Punk-Rock-Oper, ein Film, der mit seiner gezielten Rastlosigkeit die Kinetik des Kinos neu erfindet.
"Ich werde erwartet. Erwartet in Wallhalla."
Platz 2 - "Ostwind 2" von Katja von Garnier
Schalten wir einen Gang runter, oder eigentlich auch zwei, denn auf Platz 2 gibt es statt 250 Pferdestärken maximal eine. Im wahrsten Sinne des Wortes.
"Was ist mit diesem Wunderpferd, das du gekauft hast? Ja, genau. Ostwald oder Südpol. Nordwind. Ostwind. Ja, gekauft für eine Viertel Million."
Ostwind 2 von Katja von Garnier.
"Klaus, wir wissen doch alle – mit Pferdesport ist noch niemand reich geworden."
Mit Pferdesport vielleicht nicht, aber mit Pferdefilmen. Katja von Garniers wahr gewordener Filmtraum aller Wendy-Leserinnen: Ein Mädchen, ein Gaul und jede Menge Abenteuer werden im zweiten Teil ergänzt um ein zweites Pferd inklusive mysteriösem Reiter.
"Wie heißt sie eigentlich? 33. Komischer Name, ich weiß. So hat der neue Besitzer sie genannt. Und du? Ostwind. Mika. Milan."
Was soll man dazu sagen – in einem guten halben Jahr kommt "Bibi und Tina 3".
Platz 1 – "Pitch Perfect 2" von Elizabeth Banks
"Wir begrüßen Sie live aus Washington DC wo die Barden Bellas gleich für den Präsidenten der Vereinigten Staaten an dessen Geburtstag performen werden... Wrecking Ball..."
Was für eine Eröffnung für einen Film. Rebell Wilson, Kampfgewicht von 150 Kilo, hängt in einem hautengen Ganzkörperanzug an einem Seil unter der Decke und schwebt auf einer Kugel langsam Richtung Bühne. Sie kommt ins Trudeln, ihre Hose reißt und offenbart ALLES:
"Oh nein, sie hat nichts drunter. Die Tore zur Hölle öffnen sich. Sie dreht sich. Macht euch bereit. Sie kommt. Schreie."
Hashtag Vagina-Gate. Mehr gibt es eigentlich dazu nicht zu sagen. Aber trotzdem, falls Ihnen diese Filmreihe bisher vollkommen fremd gewesen sein sollte: Pitch Perfect 2 ist die perfekte Kopie von Pitch Perfect 1. Ein paar College-Underdogs, die mit Sprüchen unter der Gürtellinie und viel A-capella-Gesang auf sich aufmerksam machen und hier nun gegen eine Version des Klischee-Deutschen antreten müssen.
"Gesang der Deutschen. Wir sind Soundmachine. Wie sollen wir denn mit denen mithalten? Ich bin hier nicht für die Ideen zuständig. Ich bin hier nur die heiße Chicka. Ich bin sicher, dass ich die heiße bin."
Und wo ist da jetzt die Bewegung? Die finden Sie bei sich selbst: beim rhythmischen Mitwippen im Kinosessel. Ganz unfreiwillig.
"Welch eine Inspiration für Mädchen auf der ganzen Welt, die zu hässlich sind um Cheerleader zu werden.... Girls..."