Maja Göpel ist Transformationsforscherin und wissenschaftliche Direktorin der 2020 in Hamburg gegründeten Denkfabrik The New Institute. Die Medienwirtin promovierte 2007 in politischer Ökonomie. 2019 wurde sie zur Honorarprofessorin an der Leuphana ernannt. Sie forscht vor allem zu den Themen Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Transformation. Göpel initiierte die Bewegung Scientists for Future mit. Zuletzt erschien von ihr das Buch "Unsere Welt neu denken: Eine Einladung" (Ullstein, 2020).
"Das ist Demokratie pur"
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Wissenschaft berät Politik - für die Transformationsforscherin Maja Göpel reicht das in der heutigen Zeit nicht mehr. Sondern Wissenschaft soll ihre Erkenntnisse direkt mit den Menschen kommunizieren - und so, dass diese sie auch verstehen.
Virologen, die sich in Podcasts direkt an die Öffentlichkeit wenden. Die täglich in Fernsehtalkshows auftraten und deren Gesicht inzwischen jede und jeder kennt: Die Coronapandemie hat die Art, wie Wissenschaftler ihre Erkenntnisse kommunizieren, verändert.
Doch eigentlich ist der Trend, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich direkt an die Öffentlichkeit wenden, schon älter, findet die Transformationsforscherin Maja Göpel. Zum Beispiel in Form der Initiative "Scientists for Future", die sich für die Klimapolitik stark macht und die vor zwei Jahren gegründet wurde - unter anderem von Göpel.
Man habe damals das Gefühl gehabt, dass Wissenschaftspolitikberatung nicht reicht, sagt Göpel. "Ein großer Anteil der Bevölkerung, vor allen Dingen die jungen Leute" sei mit klimapolitischen Forderungen auf die Straße gegangen und es sei in Frage gestellt worden, ob diese sich wirklich auskennen mit dem, was sie da forderten.
"Da war dann aus der Wissenschaft das Gefühl, in dem Moment kommunizieren wir direkt und bestätigen erstmal, dass diese jungen Menschen unsere Studien gelesen und verstanden haben."
Sich einbringen als Ideal
Die Transformationsforscherin betrachtet das als Teil der Verantwortung der Wissenschaft:
"Da kann man Karl Popper zitieren, Hannah Arendt, die ja auch sagen, das ist ein Ideal, eine vita activa, dieses aktiv sich Einbringen für eine Sache, von der ich überzeugt bin", betont sie. "Das ist doch erstmal etwas total Positives. Das ist Demokratie pur, im Grunde genommen."
Den Vorwurf, das sei Aktivismus, weist Göpel zurück:
"Was ich seit zwei Jahren versuche und auch Herr Drosten und Frau Brinkmann: Wie können wir die Dinge auch so kommunizieren, dass sie für normale Menschen klar verständlich sind", betont sie.
Das allerdings sei auch eine Gratwanderung: "Wie schaffe ich es, für Personen, die nicht dafür bezahlt werden, sich mit diesen Dingen jeden Tag auseinanderzusetzen, die Essenz zugänglich zu kommunizieren und mir nicht gleichzeitig den Vorwurf einzuholen, dass das eben alles aktivistisch, zuspitzend und unwissend ist", so Göpel. "Das ist nicht leicht und ich glaube, dass wir da erst am Anfang sind."
(uko)
Die ganze Sendung "Der Tag mit Maja Göpel" hier zum Nachhören: