Skandinavier sorgen in Kiel für Millionenumsätze
05:51 Minuten
Sie kommen aus Oslo oder Göteborg: Rund 1,5 Millionen Passagiere aus Skandinavien setzen jährlich mit der Fähre nach Kiel über. Dort sind sie als Kunden nicht mehr wegzudenken. Und in den Kneipen gehören sie zu besten Kunden.
Geradezu winzig erscheinen die gelben Männchen an der Schiffsspitze, die jetzt das Tauwerk zum Festmachen vorbereiten. Um kurz nach 9 Uhr ist die "Stena Germanica" an diesem Morgen im Kieler Hafen eingelaufen.
In luftiger Höhe hat sich in der Bordwand der 240 Meter langen weißen Fähre eine Tür geöffnet. An diese Tür fährt nun ganz langsam eine riesige Gangway heran, wie man sie auch von Flughäfen kennt. Nur gehen hier gleich keine Airport-Gäste von Bord – sondern Passagiere der Fähre aus Göteborg.
So geht es jeden Morgen. Und jedes Mal wartet vor dem Empfangsgebäude bereits ein Bus mit laufendem Motor. Kostenlos bringt er die Fahrgäste zum "Citti-Park", einem großen Einkaufszentrum am westlichen Kieler Stadtrand.
In den Bus steigt auch eine schwedische Dame mit einem kleinen Jungen an der Hand. Was sie kaufe, werde ihr Enkelkind entscheiden. Nur so viel: Der Geldbeutel sei gut gefüllt!
Ein paar Sekunden später folgt ein Mann in den Vierzigern mit seinem Sohn im Schlepptau. Unter dem Arm trägt der Vater einen kleinen zusammengeklappten Sackkarren. Der solle beim Bierabtransport helfen. Sieben oder acht Kartons werde er wohl kaufen, denn in Schweden sei der Alkohol nun mal deutlich teurer sagt er und verschwindet im Bus.
In luftiger Höhe hat sich in der Bordwand der 240 Meter langen weißen Fähre eine Tür geöffnet. An diese Tür fährt nun ganz langsam eine riesige Gangway heran, wie man sie auch von Flughäfen kennt. Nur gehen hier gleich keine Airport-Gäste von Bord – sondern Passagiere der Fähre aus Göteborg.
So geht es jeden Morgen. Und jedes Mal wartet vor dem Empfangsgebäude bereits ein Bus mit laufendem Motor. Kostenlos bringt er die Fahrgäste zum "Citti-Park", einem großen Einkaufszentrum am westlichen Kieler Stadtrand.
In den Bus steigt auch eine schwedische Dame mit einem kleinen Jungen an der Hand. Was sie kaufe, werde ihr Enkelkind entscheiden. Nur so viel: Der Geldbeutel sei gut gefüllt!
Ein paar Sekunden später folgt ein Mann in den Vierzigern mit seinem Sohn im Schlepptau. Unter dem Arm trägt der Vater einen kleinen zusammengeklappten Sackkarren. Der solle beim Bierabtransport helfen. Sieben oder acht Kartons werde er wohl kaufen, denn in Schweden sei der Alkohol nun mal deutlich teurer sagt er und verschwindet im Bus.
Durchschnittlich lässt jeder Fährgast 55 Euro in Kiel
Gerne hätten wir die nun folgende Shoppingtour über die üppigen Verkaufsflächen begleitet. Doch Interviews und Auskünfte zum Geschäft mit den schwedischen Kunden will der Citti-Markt leider nicht erlauben. Vielleicht weil das Geschäft mit dem Alkoholverkauf so gut läuft.
Sicher ist: Die Fähre aus Göteborg bringt nicht nur sehr viele Menschen in die Stadt an der Förde. Sondern auch viel Geld. Zumal es mit der täglichen Verbindung nach Oslo noch eine weitere Fähre gibt, die jeden Tag Kiel anläuft. Rund 1,6 Millionen Passagiere nutzen die beiden Schiffsverbindungen jedes Jahr.
Die städtische Marketinggesellschaft hat die wirtschaftliche Bedeutung der Fährgäste untersuchen lassen. Demnach bleibt jeder zweite Fährgast zumindest für ein paar Stunden in der Stadt. Und gibt durchschnittlich rund 55 Euro in Kiel aus. Daraus ergebe sich eine Wertschöpfung von fast 20 Millionen Euro, so die im Jahr 2017 erhobenen Zahlen. Am stärksten würden Einzelhandel und Gastronomie profitieren. Wie hoch der Anteil des Alkohol-Umsatzes ist, ließe sich nicht sagen, so die Marketing-Gesellschaft.
Viele Fährgäste machen nur kurz Station und fahren noch am gleichen Tag wieder zurück. Das Schiff aus Göteborg hat knappe neun Stunden Aufenthalt in Kiel, die riesige Oslo-Fähre dagegen nur vier.
Bei Meislahn sei etwa jeder zehnte Kunde ein Fährgast, schätzt Katharina Krey. Sie ist Assistentin der Geschäftsführung des Traditionskaufhauses in der Kieler Innenstadt.
"Für die Skandinavier ist es hier doch vom Preis relativ attraktiv. Also, wir verkaufen sowohl Mode als auch den ganzen Living-Bereich auch gerne an die Norweger. Teilweise sogar Bettwäsche und so weiter, was ja auch echt schwer zu tragen ist."
Sicher ist: Die Fähre aus Göteborg bringt nicht nur sehr viele Menschen in die Stadt an der Förde. Sondern auch viel Geld. Zumal es mit der täglichen Verbindung nach Oslo noch eine weitere Fähre gibt, die jeden Tag Kiel anläuft. Rund 1,6 Millionen Passagiere nutzen die beiden Schiffsverbindungen jedes Jahr.
Die städtische Marketinggesellschaft hat die wirtschaftliche Bedeutung der Fährgäste untersuchen lassen. Demnach bleibt jeder zweite Fährgast zumindest für ein paar Stunden in der Stadt. Und gibt durchschnittlich rund 55 Euro in Kiel aus. Daraus ergebe sich eine Wertschöpfung von fast 20 Millionen Euro, so die im Jahr 2017 erhobenen Zahlen. Am stärksten würden Einzelhandel und Gastronomie profitieren. Wie hoch der Anteil des Alkohol-Umsatzes ist, ließe sich nicht sagen, so die Marketing-Gesellschaft.
Viele Fährgäste machen nur kurz Station und fahren noch am gleichen Tag wieder zurück. Das Schiff aus Göteborg hat knappe neun Stunden Aufenthalt in Kiel, die riesige Oslo-Fähre dagegen nur vier.
Bei Meislahn sei etwa jeder zehnte Kunde ein Fährgast, schätzt Katharina Krey. Sie ist Assistentin der Geschäftsführung des Traditionskaufhauses in der Kieler Innenstadt.
"Für die Skandinavier ist es hier doch vom Preis relativ attraktiv. Also, wir verkaufen sowohl Mode als auch den ganzen Living-Bereich auch gerne an die Norweger. Teilweise sogar Bettwäsche und so weiter, was ja auch echt schwer zu tragen ist."
Allerdings würden leider nicht alle den Weg in die Innenstadt finden, bedauert Krey. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass das Kieler Zentrum bisher nicht als architektonische Perle gilt. Und viele Geschäfte entlang der Fußgängerzone Holstenstraße leerstehen.
Rund 90 Prozent der Kunden seien Skandinavier
Immerhin: Es tut sich etwas, überall in der Stadt wird gebaut. Vor den Türen des kleinen Kaufhauses soll bald ein 170 Meter langer Kanal die City beleben, ein paar Schritte weiter lässt die irische Bekleidungskette Primark einen neuen Shoppingtempel errichten. Die Kunden aus Skandinavien seien wichtig, sagt Katharina Krey. Doch die ökonomischen Retter sieht sie in den Schweden und Norwegern nicht.
"Ich glaube nicht, dass die Fährgäste einen so hohen Anteil haben, dass ein Geschäft nur wegen der Fährgäste noch überleben kann."
Was so allerdings nicht ganz stimmt. Zumindest nicht, wenn man dem Gastwirt am Alten Markt glauben darf, der seine Stimme nicht im Radio hören möchte. Ohne die Norweger und Schweden kann ich meinen Laden dicht machen, sagt er. Rund 90 Prozent seiner Kunden kämen von den Fähren aus Göteborg und Oslo. Entsprechend sind seine Öffnungszeiten: von morgens um halb zehn bis fünf Uhr nachmittags.
An diesem Vormittag geht es eher ruhig zu, in der Ecke der Kneipe sitzen fünf Norweger. Tatsächlich sind sie Kollegen, arbeiten allesamt in einer Bar in der Nähe von Oslo. Sie freuen sich über den Kurzausflug nach Kiel. Die dreieinhalb Stunden reichen, um das ein oder andere Bier zu genießen, das eben anders als in Norwegen keine neun Euro für einen halben Liter kostet. Und die Menschen in Deutschland seien so nett, sagt der Mann, der das erste Mal 1980 nach Kiel kam und immer wieder gerne hier ist.
Dann zückt die Frau am Tresen ihr Handy und öffnet ein Video. Es zeigt eine gut gefüllte Kneipe, in der zwei Norweger Musik machen. Mancher Deutsche schrecke wohl vor dem Betreten seines Gasthauses zurück, weil er den Eindruck habe: Die Norweger machen hier auf Ballermann, meint der Kneipier. Doch beklaut oder belästigt werde hier niemand, beschissen auch nicht. Und wenn mal ein Fährgast aus Oslo sein Portemonnaie vergesse, dann schicke er es eben nach Norwegen zurück.
"Ich glaube nicht, dass die Fährgäste einen so hohen Anteil haben, dass ein Geschäft nur wegen der Fährgäste noch überleben kann."
Was so allerdings nicht ganz stimmt. Zumindest nicht, wenn man dem Gastwirt am Alten Markt glauben darf, der seine Stimme nicht im Radio hören möchte. Ohne die Norweger und Schweden kann ich meinen Laden dicht machen, sagt er. Rund 90 Prozent seiner Kunden kämen von den Fähren aus Göteborg und Oslo. Entsprechend sind seine Öffnungszeiten: von morgens um halb zehn bis fünf Uhr nachmittags.
An diesem Vormittag geht es eher ruhig zu, in der Ecke der Kneipe sitzen fünf Norweger. Tatsächlich sind sie Kollegen, arbeiten allesamt in einer Bar in der Nähe von Oslo. Sie freuen sich über den Kurzausflug nach Kiel. Die dreieinhalb Stunden reichen, um das ein oder andere Bier zu genießen, das eben anders als in Norwegen keine neun Euro für einen halben Liter kostet. Und die Menschen in Deutschland seien so nett, sagt der Mann, der das erste Mal 1980 nach Kiel kam und immer wieder gerne hier ist.
Dann zückt die Frau am Tresen ihr Handy und öffnet ein Video. Es zeigt eine gut gefüllte Kneipe, in der zwei Norweger Musik machen. Mancher Deutsche schrecke wohl vor dem Betreten seines Gasthauses zurück, weil er den Eindruck habe: Die Norweger machen hier auf Ballermann, meint der Kneipier. Doch beklaut oder belästigt werde hier niemand, beschissen auch nicht. Und wenn mal ein Fährgast aus Oslo sein Portemonnaie vergesse, dann schicke er es eben nach Norwegen zurück.