Malen und reflektieren

Der Künstler Georg Baselitz in einer Szene des gleichnamigen Kinofilms
Der Künstler Georg Baselitz in einer Szene des gleichnamigen Kinofilms © picture alliance / dpa / Alamode
Von Michael Köhler |
Die Filmemacherin Evelyn Schels hat einen Film über den Maler Georg Baselitz gedreht. Die Zuschauer erfahren Privates und Persönliches - die Abrechnung mit dem Vater, auch mit Vater Staat.
Als Hans Georg Kern wurde er 1938 im sächsischen Deutschbaselitz geboren. Sein Vater war Lehrer in der Dorfschule, und sein Vater war Nazi. Das sagt Baselitz in Evelin Schels Dokumentation. Jene Zeit und die Auseinandersetzung mit dem Vater waren prägend für ihn. Die Zuschauer erfahren Privates und Persönliches aus dem Film.

"Wir hatten ja diese Kinderfeste, da setzte man sich einen Helm auf, der aus Papier war, gurtete sich ein Schwert um, was aus Holz war und trug ein Fähnlein, wo ein Hakenkreuz drauf war. Da war ich gerade so sieben, und konnte noch nicht in die Hitlerjugend in diesem Alter."

Die Abrechnung mit den Vätern wird für ihn wichtig, auch mit Vater Staat. Weil er realistische Malerei ablehnte, lehnte die DDR ihn ab und verstieß ihn von der Kunsthochschule.

"Die wollten mich absolut nicht im Osten. Ich bin schweren Herzens nach Westberlin gegangen, was nicht weiter schlimm war, es gab keine Grenze. Man konnte hin spazieren oder mit der S-Bahn fahren."

In Westberlin studierte er bei Hann Trier, dem Maler des Informel. Und er lernte 1958 die abstrakte amerikanische Malerei mit Pollock, de Kooning, Sam Francis und Mark Rothko kennen. Die große Geste in der Malerei blieb, der Angriff auf ästhetische Konventionen hielt sich.

"Ich war extrem aggressiv als junger Mensch und bin keinem Streit aus dem Weg gegangen."

In Evelin Schels Dokumentarfilm sieht man ihn malen und reflektieren. Baselitz´ Malerei ist rau und vital. Die Gemälde entstehen auf dem Boden liegend. Er arbeitet schnell und mit viel flüssiger Farbe. Seit Mitte der 60er-Jahre stehen die Bilder auf dem Kopf.

Baselitz begann im geteilten Deutschland, im sauberen Westteil der Republik, seine ausdrucksstarke Serien entstellter Figuren und fleischiger Leiber, zu malen.

"Ich wollte Schweinerei machen! Und Schweinerei fing - dachte ich - an, bei der Farbe. Also, keine Farbe, sondern Saufarbe, Schmutz."

Auch wenn er große, farbige Holzskulpturen macht, und ungeschützt mit der Kettensäge zulangt, ist er nicht zimperlich. Heute lebt er am Ammersee. Der Film lässt den Maler, seine Galeristen und Gefährten zu Wort kommen. Das Bild vom Maler macht sich der Zuschauer.

"Alles, was ich gemacht habe, habe ich sehr heftig gemacht, das Gute wie das Schlechte."
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