Programmtipp: Um 10:12 Uhr in der Lesart ein Beitrag zum neuen Man-Booker-Preisträger
Beißende Satire auf die Rassentrennung
Mit dem Schriftsteller Paul Beatty gewinnt das erste Mal ein US-Amerikaner den renommierten britischen Man Booker Prize. In "The Sellout" erzählt er die Geschichte eines Schwarzen, der die Sklaverei wieder einführen möchte.
Der US-Autor Paul Beatty hat für seinen Roman "The Sellout" den britischen Man Booker Prize erhalten.
In Mittelpunkt des Romans steht ein schwarzer Mann namens Me. Thomas Spickhofen, der von der Preisverleihung aus dem ARD-Studio in London berichtet, fasst die Geschichte kurz zusammen:
"Wir wissen von Me, dass er schwarz ist. Er lebt in einem Vorort von Los Angeles. Er zieht Marihuana und Wassermelonen. Und eines Tages wird sein Vater von der Polizei erschossen. Me beschließt daraufhin, sich an der Gesellschaft zu rächen: Ich führe die Sklaverei und die Rassentrennung wieder ein! Er will sich selbst auch einen schwarzen Sklaven halten, um endlich mal auf der richtigen Seite des Lebens zu stehen. Das ist so ein Witz, der erst mal im Hals steckenbleibt. Aber es ist eine Satire, eine Überspitzung. Beatty stellt da alles Mögliche auf den Kopf."
Meister der Pointen
Als ehemaliger Slam-Poet sei Beatty ein Meister der Pointen, so Spickhofen. Dennoch zeigte sich der Korrespondent überrascht von der Entscheidung:
"Er ist jemand, der dazu neigt, wirklich jede Pointe zu setzen. Spätestens alle zwei Seiten. (...) Er hält da eine gute Balance. Aber ich hätte nicht gedacht, dass er ein Kandidat für den Man Booker Prize ist."
Der Preisträger selbst sei bei der Verkündung der Auszeichnung zunächst sprachlos gewesen, so Spickhofen. Der mit 50.000 Pfund (rund 58.800 Euro) dotierte Preis wurde Paul Beatty von Prinz Charles' Frau Camilla überreicht.
Für den Literaturpreis wurden 155 Romane eingereicht. Diese sechs Autorinnen und Autoren standen auf der Shortlist:
- Paul Beatty (USA): "The Sellout" (Oneworld)
- Deborah Levy (Großbritannien): "Hot Milk" (Hamish Hamilton / Penguin Random House)
- Graeme Macrae Burnet (Großbritannien): "His Bloody Project" (Contraband)
- Ottessa Moshfegh (USA): "Eileen" (Jonathan Cape / Penguin Random House)
- David Szalay (Kanada/Großbritannien): "All That Man Is" (Jonathan Cape / Penguin Random House)
- Madeleine Thien (Kanada): "Do Not Say We Have Nothing" (Granta Books)