Man steht vor einem "Scherbenhaufen"

Das Mitglied im Wirtschaftssachverständigenrat der Bundesregierung, Peter Bofinger, hat mit scharfen Worten den politischen Umgang mit der Euro-Krise kritisiert. Man erlebe "das Scheitern einer Strategie, die seit zwei Jahren verfolgt wird".
Die Politik habe darauf gesetzt, möglichst schnell maximale Einsparungen in den öffentlichen Haushalten umzusetzen, einen sehr hohen Marktdruck auszuüben und Solidarität nur im Notfall zu gewähren, kritisierte Bofinger. Man stehe vor einem "Scherbenhaufen": "Realwirtschaftlich ist die Euro-Zone jetzt in der Rezession."

Bofinger warnte zugleich vor weitreichenden Auswirkungen der Bankenkrise in Spanien. Die spanischen Institute hätten Auslandsverbindlichkeiten in Höhe von 160 Milliarden Euro. Ein möglicher Zusammenbruch spanischer Banken könnte das europäische Bankensystem insgesamt gefährden.

Ein solches "systemisches Risiko" wäre "die Rechtfertigung, dass man sagt: In diesem Fall muss eben auch die Gemeinschaft eingreifen, auch wenn man damit nicht sehr glücklich ist". Der Finanzexperte äußerte zugleich Verständnis dafür, dass die Regierung in Madrid zögert, offiziell Mittel aus dem Rettungsfonds EFSF zu beantragen, sondern versucht, auf anderem Wege finanzielle Unterstützung für die Bankenrettung zu bekommen.

Wenn Spanien den EFSF in Anspruch nähme, könnte das von den Märkten als weiteres negatives Signal gewertet werden und die Kreditaufnahme für Spanien weiter erschweren.


Das vollständige Gespräch mit Peter Bofinger können Sie mindestens bis zum 06.12.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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