Live aus der Philharmonie Berlin
Ludwig van Beethoven
Ouvertüre zum Trauerspiel "Coriolan" c-Moll op. 62
Gustav Mahler
Fünf Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert
Arnold Schönberg
Kammersinfonie Nr. 2 es-Moll op. 38
Franz Schubert
Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759 "Unvollendete"
Antonello Manacorda dirigiert die Berliner Philharmoniker
Er zählt derzeit zu den besonders gefragten Dirigenten und Klangzauberern: Antonello Manacorda. © Nikolaj Lund
Wiener Schulen
Der italienische Dirigent Antonello Manacorda gibt sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Manacorda war Assistent von Claudio Abbado, dem früheren Chefdirigenten der Berliner. Und tatsächlich kann man Abbados Handschrift in diesem Programm wiedererkennen.
Fertig, beendet, vollendet: Wann kann die Arbeit an einem Kunstwerk als abgeschlossen gelten? Dass eine „Vollendung“ nicht notwendigerweise von einer Beendigung abhängt, legt das monumentale kompositorische Schaffen von Franz Schubert nahe. Die „Unvollendete Sinfonie“ ist nicht nur eines der bekanntesten Werke des jung gestorbenen Komponisten, sondern ein Inbegriff klassischer Musik schlechthin.
Große Resonanz auf Schubert-Interpretation
Der Dirigent Antonello Manacorda, 1970 in Turin geboren, dirigiert dieses Werk zum Abschluss seines Debüts bei den Berliner Philharmonikern. Eine gewagte Programmierung, aber auch eine, die viel über Manacordas bisherige Arbeit verrät. Mit der Kammerakademie Potsdam, der er seit 2010 vorsteht, hat er einen weithin beachteten Schubert-Zyklus eingespielt (eine Koproduktion von Deutschlandfunk Kultur und der Plattenfirma Sony).
Mitgründer des Mahler Chamber Orchestras
Und vielleicht ist der Schritt ans philharmonische Pult auch gar nicht so groß, wie es scheint: Als junger Geiger, später als Assistent, arbeitete Manacorda eng mit Claudio Abbado, dem damaligen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, zusammen. Gemeinsam mit Andrea Zietzschmann, der heutigen Intendantin der Berliner Philharmoniker, gehörte Manacorda zu den Gründern des von Abbado angeregten Mahler Chamber Orchestra.
Erste und Zweite Wiener Schule
So wird diese Begegnung nicht nur persönlich, sondern auch musikalisch im Sinne Abbados stattfinden, der stets auf ein kammermusikalisch inspiriertes Musizieren Wert legte. Das sorgfältig zusammengestellte Programm vereinigt hierfür vier Werke, die weder in der Besetzung noch in der Ausdehnung sonderlich groß sind.
Beethoven und Schubert rahmen Mahler und Schönberg ein. Schönberg, dessen Umkreis sich selbstbewusst als „Zweite Wiener Schule“ bezeichnete und damit die Wiener Klassik ins 20. Jahrhundert fortschreiben wollte.
Parallelen zwischen Schönberg und Schubert
Vollendet-unvollendet ist übrigens auch die Zweite Kammersinfonie, eines der merkwürdigsten Stücke Schönbergs. 1906 begonnen, direkt nach dem aufsehenerregenden Vorgängerwerk, legte der Komponist den Entwurf bald beiseite, um ihn sich immer wieder vorzunehmen.
Erst 1939, im amerikanischen Exil, beendete er das zwischen glutvoller Spätromantik und motorischer Neuer Sachlichkeit changierende Stück. Zwei Sätze genügten, ein dritter kam nicht zur Ausführung. Exakt wie bei Schubert.
Treuer Gast
Mit den Rückert-Liedern des von Schönberg zutiefst bewunderten Gustav Mahler betritt im ersten Teil des Konzerts ein langjähriger Hausfreund der Berliner Philharmoniker die Bühne: Der Bariton Christian Gerhaher. Er hat mit Musik von Bach bis zur Moderne schon für manche philharmonische Sternstunde gesorgt.
Christian Gerhaher, Bariton
Berliner Philharmoniker
Leitung: Antonello Manacorda