Das Lied als Kurzgeschichte
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Er gilt als ewiger Geheimtipp, dabei hat der Berliner Musiker Manfred Maurenbrecher mehr als 20 Alben veröffentlicht: In seiner Autobiografie „Der Rest ist Mut. Vom Liedermachen in den Achtzigern" erzählt er auch, wie Bob Dylan ihn inspirierte.
"Zum aufrechten Liedermacher war er politisch zu wenig bissig, und für einen Schlagersänger nicht Fuzzi genug." Das schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" anlässlich des 70. Geburtstags von Manfred Maurenbrecher im vergangenen Jahr. Der Musiker aus Berlin gilt als ewiger Geheimtipp – dabei hat er mehr als 20 Alben veröffentlicht, zahllose Radiosendungen moderiert und gleich dreimal den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhalten.
Jetzt hat Maurenbrecher ein Buch veröffentlicht, in dem er uns mitnimmt in die Zeit seiner musikalischen Anfänge – die 80er-Jahre: "Der Rest ist Mut. Vom Liedermachen in den Achtzigern". Außerdem kam der Mitschnitt eines Livekonzerts von Manfred Maurenbrecher und Band aus dem Jahr 1985 in der Markthalle Hamburg erneut heraus.
In seiner Autobiografie schildert Maurenbrecher die Zeit von 1980 bis 1989, die einhergeht mit der Veröffentlichung von fünf Alben für die Plattenfirma CBS – eine große Plattenfirma, die durchaus große Pläne mit ihm hatte.
Dass sich bei ihm – anders als etwa bei Herbert Grönemeyer oder Nena – kein kommerzieller Durchbruch einstellte, habe er damals eine kurze Zeit lang bedauert, sagt Manfred Maurenbrecher heute. Aber inzwischen tue er das nicht mehr. "Als ich mit all diesen Sachen angefangen habe, war ich schon über 30", sagt er. Da habe er schon mehr Distanz zu solch hochfliegenden Plänen gehabt als das vielleicht mit 20 der Fall gewesen wäre. Er hatte zuvor auch schon in Germanistik promoviert.
Randy Newman und Bob Dylan als Vorbilder
Eine große Rolle in Maurenbrechers Karriere und damit auch in seinem Buch spielt die damals noch geteilte Stadt Berlin. "Berlin war ja auch der Sumpf der Spontis." Und damit auch der Startpunkt der Grünen beziehungsweise der damals aufkommenden alternativen Bewegung. "Dieses Westberlin war von heute aus gesehen wie ein großes freies Sanatorium."
Maurenbrecher spielte häufiger auf Parteiveranstaltungen der Grünen – doch klare politische Botschaften finden sich in seinen Songs nicht. "Ich selbst bin auch als Konsument nicht so der Freund von Mitklatsch- und Mitsingnummern", sagt er dazu.
Ihn habe immer gereizt, "das Modell, das Literaten für Kurzgeschichten entworfen haben, ins Lied umzusetzen", sagt der Musiker. Seine Vorbilder seien gewesen: Franz Josef Degenhardt, Randy Newman, der frühe Bob Dylan – "nicht der so symbolistisch vorgehende, sondern der konkrete Geschichte erzählt hat auf ‘ne tolle Art" – oder auch Bertolt Brecht. "Ich wollte Charaktere lebendig machen, an denen man achtlos auf der Straße vorbeigeht."
"'Ne ganze Menge Leute erreicht"
Es könne sein, dass das deutsche Publikum diesen Ansatz in den 80ern zu wenig verstanden habe, sagt Maurenbrecher heute. "Ich denke, das ist auch immer eine Frage, wieweit Medien das verstehen oder nicht verstehen – und wieweit es weiter übersetzt wird."
Aber er sehe bis heute, dass er "in den 80ern ‘ne ganze Menge Leute erreicht" habe. So bekomme er jetzt angesichts der Veröffentlichung seines Buchs und der Neuveröffentlichung des Konzerts von 1985 viel Post. "Da schreiben mir so viele: ‚Endlich – das habe ich nur in schlechter Kassette‘ und ‚Toll, dass es jetzt da ist!‘ Da muss es schon welche gegeben haben, die das damals auch gemocht haben."
(abr)