Info: Das Manifest der offenen Gesellschaft erscheint zeitgleich in den Zeitungen "Welt" und "der Freitag". Unter den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern ist unter anderem die ehemalige Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, der Schauspieler Volker Bruch oder die Kulturwissenschaftlerin Mithu M. Sanyal.
Austausch von Argumenten statt vergiftetem Diskurs
08:13 Minuten
Eine Gruppe von Intellektuellen will die Kritik an der Pandemie-Politik nicht selbst ernannten "Querdenkern" überlassen. In ihrem "Manifest der offenen Gesellschaft" plädiert sie für eine Debatte "auf Augenhöhe".
Eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen, Künstlern und Politikerinnen findet, die Debatte über die Corona-Politik schade dem sozialen Frieden und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Die Gruppe hat jetzt "Das Manifest der offenen Gesellschaft" veröffentlicht.
Einer der Initiatoren ist der Historiker René Schlott. Seiner Meinung nach fehlt in der Diskussion ein "Dialog auf Augenhöhe", in dem die "Kraft des besseren Argumentes" gilt.
Er sagt, Kritikerinnen und Kritiker der aktuellen deutschen Corona-Politik würden in die rechte Ecke gedrängt und ihre berechtigten Argumente würden nicht mehr zählen.
Vergiftete Diskussionskultur
Die Gruppe um Schlott sieht zwei verfeindete Lager. Auf der einen Seite gebe es die Corona-Leugnerinnen und "Covidioten", auf der anderen Seite Leute, die bedingungslos die Lockdown-Politik befürworten. Jedoch müsse es statt Streit und Polarisierung eine offene Debattenkultur geben, die Menschen zusammenbringt und den Austausch fördert.
Nach Schlotts Einschätzung ist die Diskussionskultur vergiftet. Ein Beweis sei zum Beispiel, dass die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot für ihre Kritik an der Lockdown-Politik der Bundesregierung Morddrohungen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bekommt. Sie sei damit nicht die Einzige.
"Es gibt eine Krise der Debattenkultur, der politischen Kultur, der Parteipolitik und der Pandemie-Politik", sagt Schlott.
Gesellschaftliche Gräben überwinden
Laut Schlott steige die Zahl der Menschen, die in der Coronakrise mit den Entscheidungen des Bundeskabinetts unzufrieden sind. Außerdem lasse sich Merkel von den immer gleichen Leuten beraten. Deshalb ändere sich ihre Politik auch nicht. So sollten nicht nur Naturwissenschaftlerinnen an den Beratungen teilnehmen, sondern auch Wissenschaftler aus anderen Fachgebieten.
Um die derzeitige Krise zu lösen, sei es sogar sinnvoll, dass das Parlament für eine begrenzte Zeit eine Regierung aus Expertinnen und Experten wählt - fernab von parteipolitischen Machtspielen und Abhängigkeiten. Das sei nach demokratischen Prinzipien möglich.
Diese Expertenregierung könne möglicherweise die gesellschaftlichen Gräben überwinden. Denn die derzeitige Lage sehe nicht gut aus. "Was wir heute ja gesehen haben ist, dass diese Lockdown-Politik tatsächlich heute vor die Wand gefahren ist", sagt Schlott. Ein Umdenken müsse schnell geschehen.
(sbd)