Hamideh Mohagheghi (Hrsg.): Frauen für den Dschihad
Das Manifest der IS-Kämpferinnen
144 Seiten, 14,99 Euro
Herder Verlag
Wie der IS Frauen rekrutiert
Mit einem Manifest will der Islamische Staat Frauen aus dem Westen für sich gewinnen - und sie von seiner Ideologie überzeugen. Wie die Islamisten dabei argumentativ vorgehen, erklärt die Theologin Hamideh Mohagheghi.
Was bringt junge Frauen aus Europa dazu, sich dem Islamischen Staat anzuschließen? Illusionen über ihre Zukunft in dem Bürgerkriegsgebiet sollten sie sich keine machen, denn was der Islamische Staat in der Propaganda-Schrift "Frauen für den Dschihad: Das Manifest der IS-Kämpferinnen" verkündet, ist ziemlich deutlich.
Mädchen sollen nur das "Nötigste" lernen: etliche Jahre religiöser Unterricht, dazu ein bisschen Handarbeiten. Generell will der IS entscheiden, was nützliches und unnützes Wissen sei. Dann sollen die Mädchen heiraten: "Das Alter von neun ist das angemessene rechtliche Alter, in dem das Mädchen zu einer Frau wird und heiraten kann." Ihr restliches Leben soll die Frau im Gehorsam gegenüber dem Ehemann verbringen - und das Haus möglichst nicht mehr verlassen. Denn der brennende Sonnenschein, behaupten die IS-Ideologen, sei für die Frauenhaut "die Hölle".
Der IS verkauft die Entmündigung der Frauen als Befreiung
Wer glaubt so etwas? Und wer verbreitet es? Das IS-Manifest – das jetzt in deutscher Übersetzung erscheint, ergänzt durch einen ausführlichen Kommentar der Paderborner Theologin Hamideh Mohagheghi – gibt vor von IS-Frauen geschrieben zu sein. Es richtet sich an Frauen arabischer Länder und des Westens. Sie sollen ebenfalls in den vorgeblichen Dschihad ziehen, um im Islamischen Staat an der Seite eines Milizen zu leben. Dass den westlichen Nachrückerinnen oft nur die Rolle der Zweit- oder Drittfrau zugestanden wird, verrät das Manifest nicht.
Wie argumentiert der IS, der diese Entmündigung der Frauen als ihre Befreiung bezeichnet? Wie seriös ist die theologische Grundlage? Und wie viel Koran steckt in dem Manifest?
Hamideh Mohagheghi weist im Gespräch viele Widersprüche und theologische Fehler nach und wirft den IS-Ideologen vor, einzelne Koransuren ohne historischen Kontext zur Grundlage eines falschen Frauenbildes zu machen. Der gesamte Bildungsplan und die Fixierung auf Rituale, macht Hamideh Mohagheghi klar, diene der Entmündigung der Frauen: "Die Mädchen und Frauen sollen sehr gezielt dahin erzogen werden, dass sie überhaupt keine Chance und überhaupt keine Möglichkeit haben, sich weiterzubilden, weil alles andere ja 'schlecht' sei."
Hamideh Mohagheghi, geboren in Teheran, ist islamische Theologin an der Universität Paderborn. Sie ist Mitbegründerin des islamischen Frauennetzwerkes Huda und Mitglied der Islamkonferenz.