Wie Kunst eine Stadt verändert
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In Pristina findet die Manifesta 14 statt. In der gesamten Stadt wird Kunst zu erleben sein, so auch im Grand Hotel und in der Nationalbibliothek. Das Festival soll vor allem auch für die Stadtgesellschaft sein – und das könnte klappen.
In Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, beginnt am Freitag die Kunstbiennale Manifesta und läuft dann 100 Tage bis zum 30. Oktober. Viele Künstler und Künstlerinnen aus dem Kosovo oder aus anderen Ländern des Westbalkans werden Vorort sein und ihre Kunst präsentieren. Sie werden aber nicht für die Kunst dort sein, sondern sie wollen auch das Leben in der Stadt selbst verbessern.
Das Land sei weitestgehend isoliert, und es gebe für die Einheimischen große Visa-Schwierigkeiten, sagt unser Autor Vladimir Balzer. Daher sei das Kunstfestival für die kosovarische Kunstszene und für junge Kulturschaffende eine Möglichkeit, etwas zu bewirken, sich international zu zeigen und auch Kontakt zur Außenwelt herzustellen. Vor allem für die noch sehr junge kosovarische Bevölkerung sei das wichtig. So sind 50 Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahre.
Kunst in imposanten Gebäuden
Die gesamte Stadt wird während der Manifesta bespielt. So auch das Grand Hotel Pristina, das 1978 noch unter dem jugoslawischen Ministerpräsidenten Tito gebaut worden war. Von seinem ehemaligen Glanz habe das Hotel viel verloren, berichtet Vladimir Balzer. Für die Manifesta ist es aber nun wiederbelebt worden.
So zeigen auf mehreren Etagen verschiedene Künstler und Künstlerinnen ihre Arbeiten so wie Majlinda Hoxha. Die kosovarische Künstlerin ist in Neuseeland groß geworden, ist jetzt aber zurückgekehrt. Sie hat Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hauses porträtiert, die zum Teil immer noch sehr stolz seien auf das Gebäude, obwohl es in diesem wirklich sehr traurigen Zustand ist, sagt Vladimir Balzer.
Zurück in den Mittelpunkt
Neben dem Grand Hotel ist ein weiterer imposanter Kunstort in der Stadt die Nationalbibliothek, die allein schon durch ihre Architektur auffällt, wie Kulturkorrespondentin Claudia Wheeler berichtet: „Sie wurde Anfang der 1980er-Jahre gebaut und sieht ein bisschen aus wie eine Kreuzung aus Moschee und Raumschiff.
Die Nationalbibliothek hat ganz viele Halbmonddächer aus Plexiglas, ist komplett von einem Metallgitter ummantelt, so als müsse man diese Bibliothek schützen. Ein ganz irres Gebäude, an dem sich hier Pristina aber auch die Geister scheiden, wie so oft bei exponierten Gebäuden. Die einen lieben es, die anderen hassen es. Und jetzt rückt es eben durch die Manifesta noch mal ein Stück mehr in den Mittelpunkt.“
Ein Ort für alle
Etwas außerhalb des Zentrums liegt wiederum eine alte heruntergekommene Ziegelfabrik. So soll während der Manifesta das Berliner Büro Raumlabor Ideen entwickeln, wie man diesen Ort wieder attraktiv machen kann. Für Benjamin Foerster-Baldenius vom Raumlabor ist es besonders wichtig, dass dieser Ort in der Hand der Gesellschaft liegt.
„Der gehört jetzt hier allen. Und was wir versuchen herzustellen, das ist eigentlich der Verhandlungsraum, in dem die Zukunft dieses Ortes verhandelt werden kann. Die Dinge gehen hier relativ schnell. Die Begeisterung ist dann auch sehr schnell herzustellen. Das heißt, es ist zu erwarten, dass er innerhalb von 100 Tagen der Manifesta tatsächlich auch entschieden wird, was hier passiert.“
So werde auch am Beispiel dieser Ziegelfabrik deutlich, worum es der Manifesta geht, sagt Claudia Wheeler. Leerstehende Gebäude sollen wieder genutzt werden, Gemeinschaftsräume und Treffpunkte sollen entstehen, die in Pristina dringend benötigt werden und vor allem sollen auch immer die Bewohner mit einbezogen werden.
Eine der populärsten Künstlerinnen, die das Festival unterstützt, ist übrigens die Sängerin Dua Lipa. Die 26-Jährige ist zwar nicht im Kosovo geboren, aber ihre Eltern stammen von dort und so gibt es immer noch eine starke Verbindung zum Land. So wird Dua Lipa selbst im August auf dem Sunny Hill Festival in Pristina zu erleben sein.