Manischer Literatursammler
Detlef Opitz verfolgt in seinem Roman "Der Büchermörder" die Spur von Johann Georg Tinius, der zwei Morde begangen haben soll und der von einer Sammelleidenschaft besessen war. Diese Manie kennt auch der Verfasser, der seine eigene umfangreiche Bibliothek beim Pokerspiel verloren haben soll.
Ein Pfarrer, verheiratet und Vater von vier Kindern, der 1812/1813 zwei Morde begangen haben soll, wird nach einem zehn Jahre dauernden Indizienprozess zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Bei dem Täter handelt es sich um Johann Georg Tinius (1764-1846), der stets geleugnet hat, die Morde begangen zu haben. Darüber hinaus hatte er vor der Eröffnung des Verfahrens, alle nur erdenklichen Möglichkeiten, jene Beweisstücke, die im Prozess gegen ihn verwendet wurden, verschwinden zu lassen. Da er aber überzeugt von seiner Unschuld war, hat er es nicht getan.
Doch noch bizarrer als die vermeintlichen Verbrechen ist die Tatsache, dass es sich bei Tinius um einen manischen Bibliomanen handelt, dem nachgesagt wird, er hätte eine Bibliothek von 40.000 bis 60.000 Büchern besessen. Die Morde soll er begangen haben, weil er sich in notorischer Geldnot befand, um seine Büchersucht stillen zu können. 1821 kam der Rest der Bibliothek, immerhin noch 17.000 Bände, bei einer Versteigerung unter den Hammer – auch Goethe soll Bücher aus Tinius’ Sammlung erworben haben.
Detlef Opitz verfolgt in seinem Roman "Der Büchermörder" die Spur des angeblichen Mörders Tinius, der – das ist auf jeden Fall überliefert und entspricht der Wahrheit – von einer Sammelleidenschaft besessen war. Diese Manie kennt auch der Verfasser, der seine eigene umfangreiche Bibliothek beim Pokerspiel verloren haben soll. Bei einem anderen Spiel, zu dem er von der Stasi gebeten wurde, hat er allerdings nicht mitgespielt und den Werbungen der Staatssicherheit widerstanden, dass versuchte, ihn mit Büchern zu bestechen, um ihn zur Arbeit im Untergrund zu bewegen. Mit dem Roman "Der Büchermörder" hat nun Opitz eine vergleichbare Arbeit aufgenommen, ohne dass es dazu eines geheimdienstlichen Auftrages bedurfte.
Sieben Jahre hat der Autor recherchiert, um die seit ca. 150 Jahre verschollenen Prozessakten ausfindig zu machen. Seine Geschichte hat er auf drei Erzählebenen angesiedelt. Zunächst wird vom Fall Tinius berichtet, zu dem er Dokumente und Äußerungen ins Verhältnis setzt, um auf einer dritten Ebene darzustellen, wie sich der Autor in der Gegenwart auf die Suche nach dem Büchersüchtigen begeben hat.
Das Buch von Detlef Opitz ist ein sehr eigenwilliges und höchst avanciertes Sprachkunstwerk, denn der Autor wechselt spielend mit den Zeit- auch die Sprachebenen. Aber eigentlich scheint Opitz dieses Buch erzählen zu wollen, weil ein wirklicher Held, dem man in der Vergangenheit häufiger begegnen konnte, inzwischen verschwunden ist: die deutsche Sprache. Sie ist offensichtlich nur noch im Untergrund anzutreffen, in den tieferen Ebenen der Geschichte, so dass Opitz mit akribischen Methoden versucht, sie in diesen verborgenen Gründen ausfindig zu machen. Dabei werden durchaus geheimdienstliche Methoden angewendet, denn es geht um die Sicherung von Beweismaterialien, wobei der Fall von Tinius zum Gleichnis wird.
Detlef Opitz: Der Büchermörder. Eichborn Verlag. Frankfurt am Main 2005. 354 Seiten.
Doch noch bizarrer als die vermeintlichen Verbrechen ist die Tatsache, dass es sich bei Tinius um einen manischen Bibliomanen handelt, dem nachgesagt wird, er hätte eine Bibliothek von 40.000 bis 60.000 Büchern besessen. Die Morde soll er begangen haben, weil er sich in notorischer Geldnot befand, um seine Büchersucht stillen zu können. 1821 kam der Rest der Bibliothek, immerhin noch 17.000 Bände, bei einer Versteigerung unter den Hammer – auch Goethe soll Bücher aus Tinius’ Sammlung erworben haben.
Detlef Opitz verfolgt in seinem Roman "Der Büchermörder" die Spur des angeblichen Mörders Tinius, der – das ist auf jeden Fall überliefert und entspricht der Wahrheit – von einer Sammelleidenschaft besessen war. Diese Manie kennt auch der Verfasser, der seine eigene umfangreiche Bibliothek beim Pokerspiel verloren haben soll. Bei einem anderen Spiel, zu dem er von der Stasi gebeten wurde, hat er allerdings nicht mitgespielt und den Werbungen der Staatssicherheit widerstanden, dass versuchte, ihn mit Büchern zu bestechen, um ihn zur Arbeit im Untergrund zu bewegen. Mit dem Roman "Der Büchermörder" hat nun Opitz eine vergleichbare Arbeit aufgenommen, ohne dass es dazu eines geheimdienstlichen Auftrages bedurfte.
Sieben Jahre hat der Autor recherchiert, um die seit ca. 150 Jahre verschollenen Prozessakten ausfindig zu machen. Seine Geschichte hat er auf drei Erzählebenen angesiedelt. Zunächst wird vom Fall Tinius berichtet, zu dem er Dokumente und Äußerungen ins Verhältnis setzt, um auf einer dritten Ebene darzustellen, wie sich der Autor in der Gegenwart auf die Suche nach dem Büchersüchtigen begeben hat.
Das Buch von Detlef Opitz ist ein sehr eigenwilliges und höchst avanciertes Sprachkunstwerk, denn der Autor wechselt spielend mit den Zeit- auch die Sprachebenen. Aber eigentlich scheint Opitz dieses Buch erzählen zu wollen, weil ein wirklicher Held, dem man in der Vergangenheit häufiger begegnen konnte, inzwischen verschwunden ist: die deutsche Sprache. Sie ist offensichtlich nur noch im Untergrund anzutreffen, in den tieferen Ebenen der Geschichte, so dass Opitz mit akribischen Methoden versucht, sie in diesen verborgenen Gründen ausfindig zu machen. Dabei werden durchaus geheimdienstliche Methoden angewendet, denn es geht um die Sicherung von Beweismaterialien, wobei der Fall von Tinius zum Gleichnis wird.
Detlef Opitz: Der Büchermörder. Eichborn Verlag. Frankfurt am Main 2005. 354 Seiten.