Ein Schokoladen-Start-up in Uganda
Weihnachtszeit ist Schokoladenzeit. Kakao wächst nur in den Tropen. Doch statt sich mit Afrikas Rolle als Rohstoffproduzent abzufinden, stellen zwei Jungunternehmer in Uganda jetzt selbst Schokolade her - und wollen damit irgendwann den großen europäischen Herstellern Konkurrenz machen.
Stephen Sembuya schaufelt Kakaobohnen aus einem großen Sack, füllt sie in den Trichter der Mahlmaschine und kurbelt kräftig. Nach und nach fallen die zerkleinerten Bohnen in eine Plastikschüssel. Nur einer von vielen Arbeitsschritten bei der Schokoladenproduktion.
Vom Rösten bis zur fertigen Schokolade braucht es mindestens einen Tag, also 24 Stunden, erklärt der 30-Jährige. Er ist der Spross einer Kakao-Dynastie in Uganda. Die Bohnen stammen von der Farm seiner Familie.
"Mein Großvater hat eine der ersten Plantagen in Uganda gegründet. Mein Vater und mein Onkel bauten sie weiter aus. Und mein Traum war es, daraus Schokolade herzustellen. Das hat hier noch niemand versucht. Normalerweise werden die Kakaobohnen aus Uganda exportiert. Leute im Ausland verdienen mit der Weiterverarbeitung zu Schokolade jede Menge Geld. Warum sollten wir das nicht auch können? Aber alle, denen ich von meiner Idee erzählte, erklärten mich für verrückt. Keiner konnte sich vorstellen, dass wir hier ein solches Produkt herstellen können."
Nur einer war ebenso überzeugt: Stephens Schulfreund Felix Okuye. Gemeinsam haben sie jahrelang hartnäckig an ihrem Traum gearbeitet: Recherchiert, experimentiert und all ihre Ersparnisse ausgegeben. Denn die Banken wollten ihrem Start-up keinen Kredit geben.
"Ein Unternehmen soll bereits zwei Jahre im Geschäft sein, bevor sie investieren. Wir brauchten aber erstmal Geld für die Produktentwicklung. Vor diesem Dilemma stehen viele junge Leute in Uganda. Uns mangelt es nicht an innovativen Ideen. Der Knackpunkt ist die Finanzierung. Die Banken und die Regierung trauen selbst Hochschulabsolventen nicht zu, das umsetzen, was sie gelernt haben. Das ist doch Irrsinn. Diese Mentalität hemmt die Entwicklung Ugandas und vieler anderer unterentwickelter Länder."
Während Felix Okuye die Schokoladenrohmasse in einem warmen Wasserbad erhitzt, mahlt sein Kompagnon weiter eine Ladung Kakaobohnen nach der anderen.
Ihre beiden Ehefrauen packen ebenfalls an: Sie gießen die Schokolade in Formen und verpacken die fertigen Tafeln dann in kleine braune Pappschachteln. "Uganda" steht darauf in geschwungenen Buchstaben, "Ugandas erste Schokolade aus einheimischen Bohnen". Stephen Sembuya lächelt.
"Als wir mit den ersten Tafeln auf die Plantage gefahren sind, konnten es der Manager und die Arbeiter gar nicht fassen, dass wir sie aus ihren Bohnen hergestellt hatten. So etwas hatten sie noch nie gegessen. Denn Schokolade war in Uganda bis dahin ein Luxusartikel. Sie wird importiert und ist dementsprechend teuer. Für einfache Leute unerschwinglich. Außerdem schmeckt Schokolade ganz anders, als die Kakaobohnen."
Sein Freund Felix kichert bei der Erinnerung.
"Die Bohne schmeckt eher bitter, aber die Schokolade ist süß. Für die Plantagenarbeiter grenzt das fast schon an Magie."
Große Nachfrage
Kein Wunder also, dass sich die Nachricht von der ersten einheimischen Schokolade wie ein Buschfeuer verbreitet hat. Mittlerweile ist die Nachfrage so groß, dass sie kaum mit ihrer Produktion nachkommen. Deshalb planen die beiden Jungunternehmer jetzt eine richtige Fabrik, mit leistungsstärkeren Maschinen und Angestellten. Selbstbewusst erzählt Stephen Sembuya von weiteren Zukunftsplänen.
"Wir wollen Kleinbauern dabei unterstützen, professionell Bio-Kakao anzubauen. Wir eröffnen ihnen einen neuen Markt und können selbst in Zukunft expandieren. Die Qualität muss so gut sein, dass wir auch in Europa eine Chance haben."
Schokolade aus Uganda in europäischen Läden. Das wäre sein größter Traum.