Der Feuilletonist des Fußballs
Jahrzehntelang war Marcel Reif einer der bekanntesten Sportkommentatoren in Deutschland. Nun hört er auf und spricht in der Sendung "Im Gespräch" darüber, wie es ihm gelang, den Job so zu machen, wie nur er das konnte.
Er galt schon immer als der besondere Fußballkommentator, als einer, der das Spiel versteht und auch darüber hinaus noch einiges zu erzählen hat. Marcel Reif kam als Auslands- und Krisenreporter mit Schwerpunkt England und Nordirland zum Sport und brachte eine eigene Note mit, die ihn über drei Jahrzehnte von anderen Kommentatoren unterschied. Dennoch ist er bescheiden geblieben, davon, dass er eine Legende geworden sei, will er nichts hören: "Legenden sind in der Regel tot. Und so fühle ich mich nicht."
Marcel Reifs Zwischenbilanz der Europameisterschaft in Frankreich fällt zwiespältig aus. Spielerisch seien nicht alle Mannschaften auf höchstem Niveau: "Ich fand den Fußball nicht so toll. Zu lange, zu viel, zu schlecht." Dennoch hätten sich einzelne Mannschaften, darunter die deutsche, gesteigert. Und auch die Fans hätten bislang kein gutes Bild abgegeben, ausgenommen diejenigen, die er für die wahren Fußballfans hält: "Die richtigen Fans im Stadion fand ich herzerwärmend. Was schlimm war, waren die Hooligans, die mit Fantum und Fußball nichts zu tun haben. Was die gemacht haben, am Anfang in Lille, oder was deutsche Hooligans in Lille veranstaltet haben, fand ich zum Davonlaufen", sagte er im Gespräch mit Deutschlandradio-Moderator Matthias Hanselmann.
Jetzt hört Marcel Reif bei Sky auf, bleibt der Sportberichterstattung aber unter anderem als Zeit-Kolumnist erhalten. Die EM verfolgt er von Deutschland und seiner Wahlheimat, der Schweiz aus - mit großem sportlichem Interesse, einigen Bedenken wegen der Sicherheit und mit Ablehnung gegenüber der hohen Anzahl von 24 Teams.