Maria Epple: Ski-Sport nicht gefährlicher als früher

Maria Epple-Beck im Gespräch mit Marcus Pindur · 07.02.2011
Die Entwicklung der Skier ermögliche ein wesentlich höheres Grundtempo, sagt die ehemalige Riesenslalom-Weltmeisterin Maria Epple, dafür gebe es mehr Sicherheitsvorkehrungen. Ein Ereignis wie die WM packe sie noch immer.
Marcus Pindur: Die Kanzlerin hat sich angesagt und viel weitere Prominenz wird auch da sein, wenn heute Abend um 18 Uhr die Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen eröffnet wird. Die letzte Ski-WM in Garmisch fand im Jahr 1978 statt. Damals war Maria Epple, genannt Marile damals noch, 18 Jahre alt, sie war gerade erst von einer schlimmen Fußverletzung genesen und sie holte damals Gold im Riesenslalom mit einem Vorsprung von nur fünf Hundertstelsekunden. Und ich begrüße jetzt Maria Epple-Beck am Telefon, guten Morgen!

Maria Epple-Beck: Guten Morgen, Herr Pindur!

Pindur: Freuen Sie sich heute immer noch so auf jede Ski-WM wie damals?

Epple-Beck: Ja, das packt einen schon immer noch, es ist immer noch sehr, sehr interessant. Ich bin ja auch noch immer relativ nah am Sport durch meinen Mann, der Leiter des Alpinen Trainingszentrums in Oberjoch ist, und da spielt der Sport und der Skirennsport natürlich immer noch eine ganz große Rolle in der Familie.

Pindur: Also die Begeisterung für den Skisport hat nicht nachgelassen! Würden Sie sich heute noch zutrauen, den Kurs am Gudiberg zu fahren, wo unter anderem die Slalomwettbewerbe ausgetragen werden?

Epple-Beck: Nein, ich glaube nicht. Also ich weiß ja, wie hart die Pisten heute sind, und ich glaub, ich hätte vor allen Dingen nicht mehr die körperliche Verfassung dazu, runterzufahren. Im Kopf hätte ich es vielleicht schon noch, aber die Beine machen da vielleicht nicht mehr mit.

Pindur: Viel extremer noch als der Gudiberg ist natürlich die Kandahar-Strecke, das ist die steilste Abfahrt der Welt, 90 Prozent Gefälle, es gab in den letzten Weltcup-Rennen eine Menge schwerer Stürze. Ist das professionelle Skifahren gefährlicher geworden?

Epple-Beck: Ich weiß nicht, ob man sagen soll, es ist gefährlicher geworden. Es war auch früher schon sehr gefährlich, wenn man daran denkt, dass ja damals, dass es ... Es gab praktisch keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Heute werden Netze aufgebaut, von den A-Netzen bis über B-Netze, sogar in drei Reihen aufgestellt, es gibt eine ganz andere Rettungskette. Diese ganzen Dinge gab es ja früher nicht. Es gab da manchmal so nur ganz normale Gartenzäune nebendran, und ich meine die Herren Abfahrer sind auch damals schon mit 120, knapp 130 Stundenkilometer runtergefahren. Die Pisten waren schlechter präpariert. Aber was heute natürlich dazukommt, ist die skitechnische Entwicklung, die natürlich ein wesentlich höheres Grundtempo ermöglicht. Und das macht die ganze Sache natürlich ein bisschen brisanter.

Pindur: Was hat denn den Skisport Ihrer Ansicht nach am meisten verändert in den letzten Jahren: Sind das eher die Skier, das Material oder auch die mediale Aufmerksamkeit, die hohe Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit?

Epple-Beck: Ich glaube, beides. Die skitechnische Entwicklung hat natürlich den ganzen Sport verändert. Es hat Veränderungen an der Pistenpräparation natürlich zum Beispiel nachgezogen, in der Skitechnik, das ist ganz klar, natürlich auch Auswirkungen auf die athletische Ausbildung von Sportlern, die brauchen heute eine viel größere Kraftkomponente, um überhaupt den Fliehkräften Stand halten zu können. Die mediale Präsenz ist natürlich auch um ein Vielfaches größer geworden. Was natürlich sich auch verändert hat, ist die Vermarktung der Athleten oder die Präsentation jetzt zum Beispiel von Sponsorfirmen, die im Rahmen der Weltmeisterschaften, aber natürlich auch bei normalen Weltcup-Rennen vor Ort präsent sind. Und es laufen so wie jetzt bei den Weltmeisterschaften wahrscheinlich parallel zu dem eigentlichen Event der Skirennen auch noch andere Events ab in und um Garmisch. Und das hat sich natürlich, das ist eine große Veränderung.

Pindur: Die alpine Ski-WM in Garmisch stellt quasi auch eine Generalprobe für die Olympischen Winterspiele 2018 dar. Falls es eine erfolgreiche Münchener Olympia-Bewerbung gibt, sollen dort die Winterspiele, die alpinen Wettbewerbe ausgetragen werden. Aber da sind noch 60 Grundstücksbesitzer, die ihre Flächen nicht zur Verfügung stellen werden, sie befürchten Umweltschäden. Haben Sie Verständnis für diese Haltung?

Epple-Beck: Ich habe in gewisser Weise schon Verständnis dafür, allerdings glaube ich, dass man das immer etwas abwägen muss. Ich glaube, es sind im Vorfeld auch Fehler passiert, die man vielleicht hätte auf einer anderen Ebene ganz gut lösen können, und das ist eigentlich schade, da hat man sich wahrscheinlich das Leben selber schwer gemacht. Ich glaube ...

Pindur: ... was für Fehler meinen Sie?

Epple-Beck: Fehler in der Kommunikation zwischen den Grundstücksbesitzern und dem Organisationskomitee, dem Bewerbungskomitee. Ich denke, da sind wahrscheinlich die größten Fehler passiert, die versucht man natürlich jetzt auszuräumen. Aber die Chance, Olympische Spiele wieder nach Deutschland zu holen, die Möglichkeiten – ich stehe voll hinter dieser Bewerbung und ich würde mich unglaublich freuen, wenn das klappen würde. Ich denke noch selber daran, als wir die letzten Olympischen Spiele hatten, 1972 in München, da war ich selber 12 Jahre alt und ich hab das mit größter Begeisterung angeschaut. Und das wäre auch heute wieder so, Jugend ist begeisterungsfähig.

Pindur: Kommen wir noch mal zu der WM heute: Welche Wettbewerbe wollen Sie sich denn möglicherweise live auch ansehen?

Epple-Beck: Also ich werde ganz sicherlich am Riesenslalom der Damen dort sein, das ist ja der Event, den ich ja damals auch vor 33 Jahren gewonnen habe, dort habe ich auch die große Ehre, die Flower-Zeremonie zu übernehmen, was mich sehr freut. Dann werde ich beim Slalom der Herren natürlich da sein am Sonntag, und wahrscheinlich auch noch beim Team-Event, das ist der Mittwoch glaube ich. Dort gibt es ja auch im Rahmen dieses Events auch noch einen Legendentag, da sind sehr viele ehemalige Skirennsportler, Skigrößen vor Ort und ich freue mich, da einige alte Kollegen wiederzutreffen!

Pindur: Vielen Dank für das Gespräch! Die ehemalige Profi-Skifahrerin Maria Epple im Deutschlandradio Kultur.


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Bewährung für Olympia 2018
Vor 17 Jahren starb auf der Skipiste in Garmisch die Ski-Rennläuferin Ulrike Maier nach einem furchtbaren Sturz. Bei der Ski-WM 2011 soll sich ein solches Drama nicht wiederholen.

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Alpine Ski WM in Garmisch-Partenkirchen
Schild Ski Alpin WM 2011 Garmisch Partenkirchen
Ski Alpin WM 2011 Garmisch Partenkirchen© picture alliance / dpa
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