"Maria Stuart" mit flachen Figuren
Eigentlich handelt es sich bei "Maria Stuart" um eine scharfsinnige Analyse von Machtstrukturen im Spannungsfeld zwischen Privatem und Öffentlichem. Doch die Inszenierung von Elmar Goerden im Bochumer Schauspielhaus verweigert sich den politisch brisanten Fragestellungen. Die eigentlich brillanten Schachspieler gleichen hier eher schlechten Schauspielern. Die Figuren wirken verkürzt und verflacht, und der Text dazu wird auch noch in aberwitzigem Tempo gesprochen.
Maria Stuart - ein Trauerspiel. Welche Fragen haben den Regisseur Elmar Goerden umgetrieben bei der Beschäftigung mit Schillers zutiefst pessimistischem Politdrama von 1799? Der Abend in Bochum, der auf schwarzer leerer Bühne und mit opulenten Kostümen daherkommt wie der gute alte Klassiker, wird lang, denn Antworten zeichnen sich nicht ab.
Greifbar werden nur die Defizite dieser Inszenierung, das Grundlegende ist der Umgang mit dem Text. Der Abend ist wortlastig, man wünschte sich kluge Striche. Stattdessen wird in aberwitzigem Tempo gesprochen. Bei den meisten Akteuren ist die Diktion auch wenig konturiert. Die Titelheldin Ulli Maier hat sich dazu noch eine heisere Tonlage und ein nur durch willkürliche Zäsuren unterbrochenes Leiern zugelegt, in dem höchstens die Hälfte von dem, was sie sagt, zu verstehen ist. Dass die Figur so weder intellektuelle Klarheit noch persönliche Größe gewinnt, liegt auf der Hand.
Verkürzt und verflacht erscheinen alle Figuren in dieser Inszenierung. Um Imogen Kogges Königin Elisabeth weht momentweise der Hauch erschreckender Kälte und wahnsinnigen Größenwahns, aber dann stemmt sie wieder wie ein Marktfrau die Hände in die Seidentaille und steckt sich den Stift, mit dem sie das Todesurteil unterschrieben hat, hinters Ohr. Ihr Günstling Leicester ist eine schrille Hofschranze mit manierierten Gesten. Uwe Bohm amüsiert das Publikum bestens, bleibt aber ziemlich weit entfernt von Schillers Psychogramm eines gefährlich-gewissenlosen Opportunisten.
An diesem Abend könnte man fast vergessen, worum es eigentlich geht in diesem Drama: um eine scharfsinnige Analyse von Machtstrukturen im Spannungsfeld zwischen Privatem und Öffentlichem. Schiller konstruiert ein tödlich-ernstes Spiel, in dem jeder alles einsetzt: nicht nur politisches, sondern auch persönliches, emotionales Kapital. Privates wird instrumentalisiert für politische Zwecke, Politik bestimmt jedes persönliche Verhältnis. Und die Motive und Ziele geraten dabei zwangsläufig in undurchdringliches Zwielicht. Rächt sich Elisabeth an ihrer Rivalin oder greift sie zu einem letzten Mittel, um ihren Thron zu erhalten und den Bürgerkrieg zu vermeiden, wenn sie Maria enthaupten lässt?
Elmar Goerdens Inszenierung trifft diese politisch brisanten Fragestellungen nie, denn bei ihm wird das Spiel zu Unernst. Die Personen flüchten sich in Spielchen. Sie verstellen sich, outrieren, setzen sich in Szene. Statt brillanten Schachspielern gleichen sie oft schlechten Schauspielern. Maria Stuart - in Bochum ein Trauerspiel.
Greifbar werden nur die Defizite dieser Inszenierung, das Grundlegende ist der Umgang mit dem Text. Der Abend ist wortlastig, man wünschte sich kluge Striche. Stattdessen wird in aberwitzigem Tempo gesprochen. Bei den meisten Akteuren ist die Diktion auch wenig konturiert. Die Titelheldin Ulli Maier hat sich dazu noch eine heisere Tonlage und ein nur durch willkürliche Zäsuren unterbrochenes Leiern zugelegt, in dem höchstens die Hälfte von dem, was sie sagt, zu verstehen ist. Dass die Figur so weder intellektuelle Klarheit noch persönliche Größe gewinnt, liegt auf der Hand.
Verkürzt und verflacht erscheinen alle Figuren in dieser Inszenierung. Um Imogen Kogges Königin Elisabeth weht momentweise der Hauch erschreckender Kälte und wahnsinnigen Größenwahns, aber dann stemmt sie wieder wie ein Marktfrau die Hände in die Seidentaille und steckt sich den Stift, mit dem sie das Todesurteil unterschrieben hat, hinters Ohr. Ihr Günstling Leicester ist eine schrille Hofschranze mit manierierten Gesten. Uwe Bohm amüsiert das Publikum bestens, bleibt aber ziemlich weit entfernt von Schillers Psychogramm eines gefährlich-gewissenlosen Opportunisten.
An diesem Abend könnte man fast vergessen, worum es eigentlich geht in diesem Drama: um eine scharfsinnige Analyse von Machtstrukturen im Spannungsfeld zwischen Privatem und Öffentlichem. Schiller konstruiert ein tödlich-ernstes Spiel, in dem jeder alles einsetzt: nicht nur politisches, sondern auch persönliches, emotionales Kapital. Privates wird instrumentalisiert für politische Zwecke, Politik bestimmt jedes persönliche Verhältnis. Und die Motive und Ziele geraten dabei zwangsläufig in undurchdringliches Zwielicht. Rächt sich Elisabeth an ihrer Rivalin oder greift sie zu einem letzten Mittel, um ihren Thron zu erhalten und den Bürgerkrieg zu vermeiden, wenn sie Maria enthaupten lässt?
Elmar Goerdens Inszenierung trifft diese politisch brisanten Fragestellungen nie, denn bei ihm wird das Spiel zu Unernst. Die Personen flüchten sich in Spielchen. Sie verstellen sich, outrieren, setzen sich in Szene. Statt brillanten Schachspielern gleichen sie oft schlechten Schauspielern. Maria Stuart - in Bochum ein Trauerspiel.