Bildband "Büchertempel"

Ein Fest nicht nur für Bücherfreunde

05:25 Minuten
Das Buchcover zeigt eine moderne Bibliothek in einer kathedralenartigen Architektur
© Die Gestalten Verlag

Marianne Julia Strauss

Büchertempel. Die schönsten Bibliotheken aus aller WeltœGestalten Verlag, Berlin 2021

304 Seiten

49,90 Euro

Von Eva Hepper |
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Ein prächtiger Bildband feiert die außergewöhnlichsten Bibliotheken der Welt. Ob Barockpaläste, Lehmbauten oder futuristische Gebäude:€“ Bibliotheken haben auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Bedeutung verloren.
Filmvorführungen, Theaterabende, Kunstausstellungen – viele Events, die nichts mit dem klassischen Lesen zu tun haben, finden heute in Bibliotheken statt. Auch ungewöhnliche Sitzlandschaften, ja sogar Hängematten ziehen sich durch einige, durchaus altehrwürdige Büchertempel. Aber Tiere im Lesesaal? Fledermäuse etwa?
Tatsächlich gehört eine Kolonie der nachtaktiven Jäger zum festen Mitarbeiterstab der Biblioteca Joanina. Wenn die Tore der 1717 bis 1728 im portugiesischen Coimbra erbauten und mit Schätzen wie etwa einer Gutenberg-Bibel bestückten Bibliothek für den Besucherverkehr schließen, ist ihre Zeit gekommen. Nacht für Nacht machen sie Jagd auf papierhungrige Insekten und helfen so, die kostbaren Werke zu schützen.

Nicht nur eine originelle Gefahrenabwehr

Die Biblioteca Joanina hat aber nicht nur die vielleicht originellste Gefahrenabwehr zu bieten, sie gehört mit üppigen Deckengemälden, Blattgoldverzierungen und Holzvertäfelungen auch zu den weltweit schönsten Bibliotheken. Gemeinsam mit mehr als 50 weiteren Büchertempeln wird sie nun in einem prachtvollen Bildband gefeiert. Die Berliner Autorin Marianne Julia Strauss zeigt außergewöhnliche öffentliche und private Sammlungen; darunter National-, Kloster und Universitätsbibliotheken.
Das subjektiv zusammengestellte Spektrum reicht von Weltkulturerbe, zu dem etwa das Jahrhunderte alte Katharinenkloster in Ägypten zählt, über Barockpaläste wie die Österreichische Nationalbibliothek und UNESCO-geschützte Lehmbauten wie die Bibliotheken von Chinguetti (Mauretanien, 8. Jahrhundert) bis hin zu futuristischen Gebäuden, beispielsweise die 2017 erbaute Binhai Bibliothek im chinesischen Tianjin. Mit „The Uncensored Library“ ist sogar eine virtuelle Sammlung dabei.

Atemberaubend schöne Detailaufnahmen

Jede Institution wird mit einem allgemein einführenden Text und zahlreichen Fotografien vorgestellt. Mit bisweilen atemberaubend schönen Außen-, Innen- und Detailaufnahmen lassen sich jeweils über mehrere Doppelseiten hinweg die variantenreichen Architekturen der Häuser wie auch ihre Sammlungen studieren.
Ob die gusseisernen Treppen im Lesesaal der Jesuitenbibliothek der Abtei Maria Laach, die aluminiumbeschichtete Betonhülle der Hunters Point Library in New York oder das einer Bücherstadt gleichende Stahlgebäude der Bibliotheca Vasconcelos in Mexiko-Stadt, es macht Freude, diese besonderen Orte kennenzulernen.

Nichts von ihrer Bedeutung verloren

Es ist beeindruckend, dass die alte Institution Bibliothek auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Bedeutung verloren hat. Tatsächlich erfüllen die meisten Häuser, wie die Autorin in ihren erhellenden Texten schreibt, nicht „nur“ klassische Bildungsfunktionen, sondern wirken weit in den urbanen Raum und die Gesellschaft hinein.
Sie dienen als Ort der Begegnung und Kommunikation als Wissensspeicher und kulturelles Zentrum. Sie spielen zudem für den sozialen Wandel eine herausragende Rolle. Die Parque Biblioteca España in Medellín, Kolumbien, beispielsweise wurde in einem der gefährlichsten Viertel der Stadt erbaut und gilt heute als Vorzeigeprojekt für Wandel durch Bildung.

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