Maribor erfindet sich neu

Von Adolf Stock |
Maribor wird im nächsten Jahr Europäische Kulturhauptstadt. Unter dem Motto "Pure Energy" stellt sich eine ganze Region den Besuchern vor und will den Wandel schaffen: Aus der alten Industrieregion soll ein Zentrum für Kultur und Bildung werden.
Abends ist der Leon-Štukelj-Platz vielfarbig illuminiert. Das Licht wechselt von Grün zu Blau, von Orange zu Rot. Der neu gestaltete Platz wird im kommenden Jahr einer von rund 50 Veranstaltungsorten sein. Ganz Maribor soll zur Bühne für Klassik-, Jazz- und Pop-Konzerte, für Literatur, Film, Theater und Kleinkunst werden. Die Tate Gallery kommt mit Zeichnungen aus London, Rebecca Horn stellt aus, und dem slowenischen Komponisten Hugo Wolf werden Liederabende und Konzerte gewidmet.

Zum Musikfestival "Lent" kam bisher schon Jahr für Jahr eine halbe Million Besucher, 2012 sollen es noch mehr werden. Festivaleiter Vladimir Rukavina hat mit dafür gesorgt, dass Maribor in Konkurrenz zur Hauptstadt Ljubljana Europäische Kulturhauptstadt werden konnte.

"Ich war bis Anfang von diesem Jahr der Direktor von der Europäischen Kulturstadt Maribor 2012, und nun bin ich es gottseidank nicht mehr, denn ich habe das gemacht wie ein Volontär, und Sie haben schon mit Suzana Žiliè und mit den anderen gesprochen, und Sie sehen wie es geht, aber ich, nun in diesem Moment arbeite für Projekte des Kulturzentrums, und diese Projekte sind auch ein Teil von Maribor 2012."

26 Millionen Euro wurden verplant. Die vier Schwerpunkte heißen Leben auf Knopfdruck, Urbane Furchen, Stadtschlüssel, und Terminal 12. Hier bekommen die europäischen Länder Gelegenheit, sich kulturell vorzustellen.

Noch geht es in den Gassen der Altstadt und am Ufer der Drau gemächlich zu. An einer historischen Hausfassade wächst der älteste Rebstock der Welt. Er ist 450 Jahre alt und steht im Guinnessbuch der Rekorde. Ein guter Jahrgang liefert 100 kleine Flaschen, die gern an Berühmtheiten wie Bill Clinton oder Arnold Schwarzenegger verschenkt werden. Sogar eine Hymne wurde für den Weinstock komponiert.

Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Eisenbahn nach Maribor kam, wurde die Stadt zu einem industriellen Zentrum. Heute sind von den 120.000 Bewohnern viele arbeitslos. Die jungen Leute verlassen die Stadt, um woanders Arbeit zu suchen. Jetzt soll in brachliegenden Werkshallen ein Kulturzentrum entstehen, doch die meisten Kulturprojekte befinden sich derzeit in der Warteschleife. Die neue Kunsthalle am Ufer der Drau wird im Sommer vielleicht doch noch nicht eröffnet, und die geplante Uferpromenade bleibt einstweilen Zukunftsmusik, weil die benötigten EU-Gelder nicht fristgemäß beantragt wurden.

Zwischen Wochenmarkt und Fluss ist das neue Maribor dann doch schon zu sehen. Hier wurde unter anderem ein neues Puppentheater für knapp 200 Zuschauer gebaut. Projektkoordinatorin Alenca Borec ist zu Recht stolz auf den Neubau.

"Das große Gebäude hier war im 12. Jahrhundert ein Mennonitenkloster, und der Architekt wollte diese Idee auch verfolgen, und das Gebäude in dem Sinne auch restaurieren, also hat er alles ganz schlicht gelassen, und nur die neuen Inhalte, wie zum Beispiel dieser Eingang und die große Bühne, die im ehemaligen inneren Hof eingerichtet wurde, wurden dann als eine Betonung hineingesteckt, in rot zum Beispiel."

Wie das Lent Festival ist auch das Puppentheater international bekannt. Festival-Leiter Vladimir Rukavina kritisiert, dass Maribor als Europäische Kulturhauptstadt 2012 im Ausland zu wenig beworben wird, und er bezweifelt die Nachhaltigkeit der vielen Events. Werden sie verpuffen wie ein bunt leuchtendes Feuerwerk? Im benachbarten Ptuj blickt Bürgermeister Štefan Èelan strategisch nach vorn.

"Kulturhauptstadt Europas ist heutzutage eine echt bekannte und berühmte Trademark. Was wir werden bauen, welche Veranstaltungen wir in 2012 machen werden, ist für mich nicht so wichtig. Wichtig ist dieses große Netzwerk. 42 Städte, 43, 44,45, über diese starke Lobby möchten wir am Ende zum sogenannten Kultur-Euro kommen. Dann können wir Geld verdienen mit Tourismus und so weiter und so weiter."

Aus dem alten Dominikanerkoster soll für zunächst drei Millionen Euro ein Kultur-und Kongresszentrum werden. In vier weiteren Schritten geht es dann um 77 Millionen Euro. Kongressbesucher gibt es hier bisher noch nicht, aber Ptuj ist auch als Hochburg des slowenischen Karnevals ein beliebtes Reiseziel.

Im Schloss sind die traditionellen Kurent Masken und Kostüme zu sehen. Ein lebendiges Stück Brauchtum, das keinen ambitionierten Finanzplan braucht. Anfang Februar werden 700 Kurents durch die Altstadt von Ptuj ziehen, gutmütige Dämonen, die jedes Jahr den kalten Winter vertreiben.

Links:
Maribor
http://maribor-pohorje.si/wir-empfehlen.aspx

Kulturprogramm Kulturhauptstadt 2012
http://maribor-pohorje.si/files/epk_program_nem.pdf

Europäische Kulturhauptstadt
www.maribor2012.info
Mehr zum Thema