Filmemacherin Marie Noëlle
Kam auf Umwegen zum Film: Marie Noëlle bei der Premiere ihres aktuellen Kinofilms "Heinrich Vogeler - Aus dem Leben eines Träumers". © picture alliance / dpa / Sina Schuldt
„Jeder Film ist ein Abenteuer“
35:47 Minuten
Marie Noëlle ist auf filmische Biografien spezialisiert: Sie hat die Geschichte des bayerischen Märchenkönigs erzählt, und auch die ihrer spanischen Großmutter. "Die Frau des Anarchisten“ löste in Spanien eine Debatte über Vergangenheitsbewältigung aus.
Marie Noëlle hat immer Bilder im Kopf. „Ich kann eine Straße herunterlaufen und denke mir eine Szene aus“, sagt die Drehbuchautorin, Regisseurin und Filmproduzentin, die in Frankreich aufgewachsen ist, aber in Deutschland arbeitet.
In ihrem gerade in die Kinos gekommenen Film „Heinrich Vogeler – aus dem Leben eines Träumers“ verbindet sie unterschiedlichste Bilder miteinander. Die des erfolgreichen Jugendstil-Malers Vogeler, Spielszenen, Interviewausschnitte, dokumentarisches Material.
Mit Gemälden die Welt verbessern
Die Doku-Fiction zeichnet das Leben eines Mannes nach, der „wirklich ein Künstler“ war, so Noëlle, aber in späteren Jahren als überzeugter Sozialist mit seinen Gemälden auch die Welt verbessern wollte. Eine weniger bekannte Seite des Malers, der vor dem Ersten Weltkrieg in der Künstlerkolonie Worpswede eher gefällige Bilder gemalt hatte, die nur der Schönheit huldigten.
Zum Film kam Noëlle auf Umwegen. Inspiriert von ihrem Jugend-Idol, der Physikerin und Nobelpreisträgerin Marie Curie, studierte sie zuerst Mathematik. Dann sattelte sie auf Wirtschaftswissenschaften um und lernte an der Universität Oxford ihren späteren Mann, den Deutschen Peter Sehr, kennen.
Der promovierte Biophysiker und Noëlle gründeten in München eine Produktionsfirma und begannen, gemeinsam Filme zu drehen. Beide waren Quereinsteiger. In ihrem letzten gemeinsamen Projekt vor Peter Sehrs frühem Tod setzten sie 2012 ein opulent ausgestattetes Biopic über Ludwig II., Bayerns Märchenkönig, in Szene.
Abenteuer und Tortur zugleich
„Jeder Film ist ein Abenteuer“, sagt Marie Noëlle, und die Finanzierung „immer eine Tortur“. Für die 16 Millionen-Euro-Produktion über den Erbauer von Schloss Neuschwanstein galt das offenbar ganz besonders.
Biografien sind so etwas wie ein Markenzeichen von Marie Noëlle. In „Die Frau des Anarchisten“ erzählt Noëlle die Liebesgeschichte zwischen ihrer spanischen Großmutter und dem Großvater, der im Bürgerkrieg gegen Franco kämpfte und ins KZ Mauthausen kam.
Ein sehr persönlicher Film, der in Spanien Aufsehen erregte und Diskussionen über die Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit auslöste. Auch in Noëlles eigener Familie gab es Kontroversen: Ihre Mutter weigert sich bis heute, den Film anzuschauen.
(pag)