"Niemand weiß, was der Kreml vorhat"
Ist Putin in der Ukraine wirklich zu Kompromissen bereit? Oder ist der Waffenstillstand nur eine Finte? Grünen-Politikerin Marieluise Beck warnt vor weiterem russischen Landhunger - und berichtet vom Leid der Menschen im Separatistengebiet.
Die Sprecherin der Grünen für Osteuropapolitik, Marieluise Beck, hält es für denkbar, dass sich Russland nicht mit der De-facto-Hoheit über die Regionen Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine begnügen wird. "Wir wissen nicht, ob Putin wirklich satt ist", sagte sie im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. Womöglich greife Russland auch nach den Küstenregionen der Ukraine, um einen Landweg zur Krim zu schaffen. Auch einen Vorstoß von Transnistrien nach Odessa hält Beck für denkbar.
"Niemand weiß, was die Separatisten vorhaben. Und niemand weiß, was der Kreml vorhat", sagte die Grünen-Politikerin. Es sei unklar, ob die Einigung auf einen Waffenstillstand eine Finte sei oder ob eine wirkliche Kompromissbereitschaft vorhanden sei. Ohnehin sei die Waffenruhe schon jetzt wieder brüchig, so Beck. "Nach meinen Informationen gibt es Provokationen von Seiten der Separatisten, vor allem in Donezk." Es werde aus den Wohngebieten heraus auf den Flughafen von Donezk geschossen. Das ukrainische Militär habe aber die Vorgabe, darauf nicht zu antworten.
Menschen im Osten des Landes sind verzweifelt
Unter den Menschen im Osten des Landes herrsche große Verzweiflung und das Gefühl, von Europa allein gelassen zu werden. Es gebe ein "Unverständnis darüber, warum sich Europa so schwer tut, sich klar an die Seite der Ukraine zu stellen", sagte Beck. Das verhalten der Separatisten in den von ihnen kontrollierten Gebieten beschrieb sie als rücksichtslos: "Man hat es dort mit Kriminellen und Banditen zu tun, die plündern, die die Bevölkerung terrorisieren, die entführen."