Nobelpreisträger im Zwielicht
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Mario Vargas Llosa werden Sympathien für Rechtsaußen-Politiker vorgeworfen. Die Literaturvermittlerin Michi Strausfeld hält vor allem die politischen Zeitungsartikel des peruanischen Schriftstellers für problematisch.
Als die prestigeträchtige Académie française im vorigen Jahr den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa aufnahm, war das Erstaunen groß. Die Académie gilt als Hüterin der französischen Sprache, doch Vargas Llosa hat alle seine Bücher auf Spanisch verfasst. Auch änderte die Institution extra ihre Altersbeschränkung, um den 85-jährigen Literaturnobelpreisträger von 2010 in ihren Reihen begrüßen zu können.
Sympathien für Rechtspopulisten?
Der Schritt der Académie wurde auch deswegen kritisiert, weil Llosa fehlende Distanz zu Rechtsaußen-Politikern vorgeworfen wird. Fünf Wissenschaftler publizierten in der Tageszeitung "Libération" einen Text, in dem sie dem Schriftsteller offene Sympathien für lateinamerikanischen Rechtspopulisten nachsagen.
Diese Einschätzung liegt laut der Literaturvermittlerin Michi Strausfeld, die Vargas Llosa persönlich kennt, hauptsächlich an den politischen Beiträgen, die der peruanische Schriftsteller verfasst: "Er schreibt Artikel, die alle 14 Tage in der Tageszeitung 'El Pais' publiziert werden." Andere Publikationen überall in Lateinamerika druckten die Beiträge dann nach. Man könne nur schwer nachvollziehen, was Vargas Llosa in den Texten sage, meint Strausfeld: "Dann geht ein leises oder lautes Stöhnen durch seine Leserschaft."
Vargas Llosa wollte Präsident werden
Vargas Llosa hat Erfahrungen in der Politik, 1990 wollte er in Peru Präsident werden, scheiterte aber in der Stichwahl. Dadurch kennt er viele Politiker. So soll er bei der Geburtstagsfeier von Álvaro Uribe Vélez, dem Ex-Präsidenten Kolumbiens, dabei gewesen sein. Unter Uribes Präsidentschaft wurden Tausende Zivilisten ermordet. Zudem ist bekannt, dass Vargas Llosa den jetzigen Präsidenten Kolumbiens und Ziehsohn Uribes, Iván Duque, unterstützt.
Nicht jeder Artikel, den Vargas Llosa schreibt, ist politisch: "Er wechselt, zwei literarische Artikel auf einen politischen", sagt Strausfeld. Die Beiträge über Literatur seien aufschlussreich und würden zum Denken anregen: "Aber die politischen Artikel machen wirklich Ärger."
(beb)