Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Neue Präsidentin will die "Strahlkraft" der SPK steigern

Marion Ackermann steht vor einem bunten Bild des Malers Gerhard Richter im Albertinum in Dresden.
Marion Ackermann wird ab 2025 die erste Frau an der Spitze der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. © picture alliance / imageBROKER / Sylvio Dittrich
Die größte Kulturinstitution Deutschlands wird ab 2025 erstmals von einer Frau geführt: Marion Ackermann wird neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Sie steht vor großen Herausforderungen, hat aber auch viel vor.
Die Kunsthistorikerin Marion Ackermann wird die neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). 2025 tritt sie die Nachfolge von Hermann Parzinger an. Der Archäologe steht seit 2008 an der Spitze der größten Kultureinrichtung Deutschlands.
Die neue Präsidentin soll nicht mehr für eine so lange Amtszeit antreten, ihr Vertrag geht bis 2030. Bis dahin will Ackermann die tiefgreifenden Reformen vollenden, in denen die Stiftung steckt. Bund und Länder tragen die Einrichtung, zu der auch das Pergamonmuseum und das Humboldt Forum in Berlin gehören.
Bis zu ihrem Amtsantritt im kommenden Frühjahr wird die derzeitige Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Berlin schon eingebunden. Ackermann spricht von einem „weichen Übergang“.

Was ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz?

Mit rund 2000 Mitarbeitenden und über vier Millionen Besucherinnen und Besuchern im Jahr 2019 ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die größte Kultureinrichtung Deutschlands.
Die SPK hat ihren Sitz in Berlin. Unter dem Dach der Stiftung sind fünf kulturelle Einrichtungen vereint: die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung.
Die Verwaltung und Pflege der preußischen Schlösser wie Sanssouci obliegt hingegen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Beide Stiftungen agieren unabhängig voneinander.
Gegründet wurde die SPK im Jahr 1957, um die Kulturgüter des ehemaligen Staates Preußen als gesamtdeutsches Erbe zu bewahren und zu pflegen. Diese Aufgabe sollte sie bis zu einer Neuregelung nach der Wiedervereinigung Deutschlands erfüllen.
1990 übernahm die Stiftung durch einen Einigungsvertrag auch die preußischen Bestände aus DDR-Einrichtungen. In den letzten Jahren wurde auch diskutiert, die Stiftung aufzulösen und in kleinere Einrichtungen zu unterteilen. Am Ende entschied man sich aber für den Erhalt.

Wer ist Marion Ackermann?

Marion Ackermann habe bereits unter Beweis gestellt, "dass sie große Transformationsprozesse erfolgreich gestalten kann", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth zu der Personalie.
Die promovierte Kunsthistorikerin ist eine erfahrene Museumsmanagerin und bundesweit gut vernetzt. Nach Stationen am Kunstmuseum Stuttgart und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf leitet sie als Generaldirektorin die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Durch ihre bundesweite Tätigkeit hat Ackermann viel Erfahrung mit dem komplizierten Fördergeflecht von Bund und Ländern. Ackermann ist in der Lage, Menschen einzubinden, bringt Kommunikationsfähigkeiten und Überzeugungskraft mit.
Außerdem hat sie viel Erfahrung in den postkolonialen Debatten, die für alle großen Institutionen dieser Art fundamental sind. Die Frage, wie Deutschland mit seiner Geschichte und dem kolonialen Erbe umgeht, nimmt sie ernst. Das ist wichtig, denn in den Depots der Stiftung lagern Millionen von Objekten mit Bezug zur Kolonialzeit.
Ackermann gilt als politischer Mensch. Mit ihrer Haltung, dass ein Museum ein Instrument sei, um für eine freiheitliche Gesellschaft zu kämpfen, hat sie sich in Dresden bei der AfD und bei konservativen CDU-Leuten Gegner gemacht. Für Berlin dürfte das eine Umstellung werden, denn die SPK ist bislang nicht dafür bekannt, offensiv politisch aufzutreten.

Worum geht es bei der Reform der SPK?

Die Stiftung steckt mitten in einem Veränderungsprozess. Darunter fallen riesige Bauprojekte, die der jetzige Präsident Hermann Parzinger angestoßen hat. Neben dem Umbau des Pergamonmuseums und dem Neubau des „berlin modern“ am Berliner Kulturforum geht es um die Staatsbibliothek und den Forschungscampus Dahlem. Große Bauetats sind zwar da, aber die Finanzierung ist nicht abschließend gesichert.
Dazu kommt, dass der Betriebsetat der Stiftung seit 1996 eingefroren ist, weil die Länder ihn blockieren. Denn was für den Bund ein Aushängeschild ist, sehen die Länder als Konkurrenz für ihre Museen und Bibliotheken. Den Berliner Museen fehlt an allen Ecken und Enden das Geld für Bau-Instandhaltung, Personal, Ankäufe und Forschung. Zuletzt mussten deshalb einige Häuser auch dienstags geschlossen bleiben.

Was hat Marion Ackermann mit der Stiftung vor?

Mit guter Lobby-Arbeit will Ackermann die Ressourcen der Stiftung sichern. Seit Bekanntgabe ihrer Personalie hat die Kulturmanagerin angekündigt, das föderale System der Bundesrepublik sichtbarer werden zu lassen – und sendet so konstruktive Signale an die Länder. Sachsen-Anhalts Kultusminister Rainer Robra (CDU) lobte bereits Ackermanns „erfrischende Außenperspektive und Verständnis für föderales Arbeiten“.
Mit Blick auf die schwierige Haushaltslage der Stiftung und die andauernden Verhandlungen zwischen Bund und Ländern will Ackermann zudem jenseits staatlicher Finanzierungen auch die Wirtschaft stärker in die Pflicht nehmen.
Ackermann will die Strahlkraft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im internationalen Kontext steigern, entsprechend einer Forderung des Wissenschaftsrates. Die Sammlungen sollen stärker sichtbar werden, kokuratierte Projekte mit anderen Ländern und Mitarbeiter-Austauschprogramme sollen stattfinden.

Was ich wichtig fände: dass man das Preußische, das im Namen geführt wird, noch mal neu und frisch und anders auflädt.

Marion Ackermann, zukünftige Präsidentin der SPK

An der Spitze der Stiftung soll es künftig ein Kollektivorgan geben, von dem die Präsidentin ein Teil ist. In Zeiten, in denen niemand alle Diskurse beherrschen könne, sei das ein „sehr adäquates Mittel“, sagte Ackermann.
Die Mitarbeitenden in die Reformen einzubinden, ist eine weitere zentrale Aufgabe für Ackermann. Dabei komme es auf einen erfolgreichen Changemanagement-Prozess der SPK an.

Wird die Stiftung ihren Namen ändern?

Es gibt immer wieder Kritik am Namen der Stiftung, insbesondere vor dem Hintergrund postkolonialer Diskurse. 2022 gaben die Staatlichen Museen zu Berlin alle Benin-Bronzen an Nigeria zurück, behielten aber ein Drittel der Objekte als Leihgaben. Auch der Name der Einrichtung stand schon mehrfach in der Kritik.
Ackermann verwies auf einen Stiftungsratsbeschluss. Dieser habe empfohlen, den Namen „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ wie ein Readymade im Sinne des Künstlers Marcel Duchamp zu behandeln – also wie eine Art vorgefundenes Bruchstück oder Zitat.
„Was ich wichtig fände: dass man das Preußische, das im Namen geführt wird, noch mal neu und frisch und anders auflädt“, sagte Ackermann. Sie verwies auf die Skulptur der preußischen Prinzessinnen „Luise und Friederike“ des Bildhauers Johann Gottfried Schadow. Diese sei ein „wunderbares Symbol“ für das, was für die Stiftung wichtig werde: der Schulterschluss. Nur zusammen könne es gelingen, zum Global Player zu werden.

tha/kau
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