Betörender Fado vom süßen Weltschmerz
"Mariza bringt den süßen Weltschmerz ganzer Generationen zum Beben". So schrieb der Spiegel einmal über die "Königin des Fado". Ihr Auftritt beim 25. tff in Rudolstadt war für viele einer der glanzvollen Höhepunkte des Festivals.
Mariza wurde 1973 in Mosambik als Tochter eines portugiesischen Vaters und einer mosambikanischen Mutter geboren. 1976 ging die Familie nach Lissabon und eröffnete eine Taverne in der Mouraria. Ein Fado beseeltes Stadtviertel, in dem schon die Kinder Fado sangen. Wie Marisa dos Reis Nune. In der Taverne ihrer Eltern wurde fast jeden Abend Fado gesungen. Da dauerte es nicht lange, bis die hochbegabte Marisa selbst zu singen begann. Die Texte merkte sie sich anfangs mit Cartoons, die der Vater ihr zeichnete. Von ihrer Mutter hingegen lernte die kleine Sängerin zudem andere Musikstile kennen, auch aus Afrika. In dieser musikalischen Vielfalt aufgewachsen, galten Marizas erste musikalische Schritte als Profimusikerin somit keineswegs dem Fado allein. Da waren vielmehr brasilianische Musik, Gospel oder Jazz.
Erst der Tod von Fado-Legende Amália Rodriguez 1999 sollte das musikalische Leben der damals 26-jährigen Mariza grundlegend verändern. Quasi über Nacht wurde sie mit ihren landesweit im Fernsehen übertragenen Interpretationen berühmter Lieder der Rodriguez ein Star - ein Fadista-Star. Bereits ein Jahr später folgte die Auszeichnung als Beste Fadostimme des Jahres 2000, und 2001 gelang der kurzhaarigen, attraktiven Sängerin mit dem hochgelobten Debütalbum "Fado em mim" der Durchbruch. National wie international.
Heute zählt Mariza zu den absoluten Topstars unter den Fadistas, die den Fado in Portugal wieder populär gemacht haben. "Als ich klein war", sagte Mariza vor zwei Jahren in einem Interview, "war der Fado nur bei alten Leuten beliebt. Niemand sonst mochte ihn, denn Fado hatte das Stigma, die Musik des früheren Regimes zu sein... . Seit einiger Zeit ist eine neue Generation entstanden, die den Fado so singt, wie Portugal heute ist, und damit können sich die Menschen identifizieren. Wer hätte jemals gedacht, dass es irgendwann eine Fadosängerin mit kurzen blonden Haaren geben würde?"
Es bleibt ein Phänomen und ist auch ein Verdienst solcher Fadista wie Mariza, dass der Fado als "portugiesischer Blues" auch außerhalb Portugals immer beliebter wird. Auch in Deutschland. Dass der Fado auch hier und ohne portugiesische Sprachkenntnisse seine Wirkung entfalten kann, liege daran, so Mariza, dass er die Gefühle der Menschen bewege... .
Rudolstadt, Heidecksburg
Aufzeichnung vom 04.07.2015
Aufzeichnung vom 04.07.2015