Mark Benecke

Der Forensiker als Politiker-Imitator

Kriminalbiologe Mark Benecke bei einem Vortag 2011.
Kriminalbiologe Mark Benecke bei einem Vortag 2011. © Imago
Von Christoph Sterz |
Mark Benecke – alias Dr. Made - ist ein anerkannter Kriminalbiologe und quasi Deutschlands bekanntester Forensiker. Jetzt tritt er in Köln zur Oberbürgermeister-Wahl an als Kandidat der "Partei". Wahlkampfsprüche hat er keine: "Wir zeigen einfach Bildchen."
Mark Benecke: "Hier kannst dir einfach 'ne Tasse nehmen, und dann mixt du dir das zusammen, wie es passt."
Sehr gekonnt läuft das ab bei Mark Benecke. Freundlich ist er, und Kaffee bietet er auch sofort an beim Vor-Ort-Termin - das Spiel mit den Medien beherrscht Benecke schon; und das Politik-Spielen an sich auch. Wobei - wenn man so wie er als Politiker in Köln kandidiert, dann muss man da gar nichts spielen.
"In Köln ist ja eigentlich jeder Medienprofi. Also jeder war schon mal im Fernsehen, sei es in 'ner Soap-Opera oder einfach nur bei dem täglichen Spaziergang über die Severinstraße, wo man dann von allen Augen beäugt wird. Und deswegen ist das eigentlich ein ganz natürlicher Vorgang, dass eigentlich auch jeder Kölner Politiker ist. Gleichzeitig scheut der normale Kölner und die normale Kölnerin natürlich Verantwortung. Deswegen muss das halt einer wie ich machen."
Der, der da jetzt Verantwortung übernehmen will, lebt seit seiner Kindheit in Köln, arbeitet als international anerkannter Kriminalbiologe, ist üppig tätowiert und fällt damit durchs gutbürgerliche Politiker-Raster - ohnehin will er auch gar keine anderen Politiker imitieren. Und während er spricht, bringt er selbst die leerste Phrasen gekonnt und überzeugend rüber, als wäre er wirklich ein ernstzunehmender Kandidat. Wahlkampf-Sprüche hat Benecke übrigens keine.
"Inhalte überwinden"
"Wir haben eigentlich die Inhalte überwunden. Das habe ich das erste Mal live erlebt bei so einer blonden Politikerin von irgendso 'ner Partei, die hat hier ganz Köln zuplakatiert und saß dann auf einmal im Europaparlament. Die hatte gar nichts, überhaupt keine Inhalte. So gesehen war sie da also uns schon ein bisschen voraus. Wir haben dann zuletzt noch plakatiert: Inhalte überwinden. Das ist aber meiner Meinung nach auch schon wieder 'ne Position und ein Inhalt, also damit auch schon wieder zu viel. Wir werden es jetzt wahrscheinlich so machen, dass wir einfach nur Bildchen zeigen und fertig."
Damit ist Benecke ganz auf Parteilinie; sozusagen Vorzeige-Parteisoldat. Muss er aber auch sein, als NRW-Vorsitzender und jetzt auch noch Kölner Oberbürgermeister-Kandidat der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative; kurzgefasst: der Partei "Die Partei".
Die Satirepartei will am 13. September bei der Wahl in Köln ihren nächsten großen Erfolg feiern – und wie Benecke dann durchregieren will, das hat er sich jetzt schon abgeguckt bei anderen Politikern.
"Wir sitzen ja schon im Europaparlament, in Lübeck im Stadtrat, in Krefeld im Stadtrat und so weiter. Da habe ich mich natürlich mal umgehört und wir haben auch schon die ersten Tipps bekommen. Der Bürgermeister aus Krefeld zum Beispiel, der macht das so: Der bereitet vor der Sitzung im Rat bereits alles vor, das ist auch alles abgesprochen telefonisch oder persönlich mit den anderen Leuten, die da im Rat sitzen. Und dann sagt er nur noch: Weiß ich nicht, Top 15, gibt's dazu Kommentare? Nein? Okay, Top 16. Und so werde ich das auch machen. Das geht dann mal einfach denk ich effizient und schnell und dann dürfte das auch gar nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen."
100 Prozent plus X
Benecke rechnet bei der Wahl in Köln ganz vorsichtig mit einem Ergebnis von 100 Prozent plus X. Allerdings könnte ihm noch dazwischen kommen, dass er den klassischen volksnahen Politiker nicht komplett imitieren kann, weil der sich sehr gerne ganz unverstellt dabei zeigt, wie er an der Seite von potentiellen Wählern in eine fettige Bratwurst beißt.
Dieses Ranwanzen, diesen typischen Wahlkampf-Trick wird Benecke nicht nachmachen können; er ist Vegetarier. Der 44-Jährige will das aber mit dafür umso höherem Kölsch-Konsum ausgleichen und mit billigen Geschenken. Bei seinen Wahlkampf-Auftritten gibt es deshalb zum Beispiel Glitzerkugeln oder Taschenrechner aus dem Ein-Euro-Laden.
Und, womit sich der Kreis schließt: Auch Medienvertreter bekommen von Benecke was geschenkt.
"Wir haben hier auch Geschenke, gerade auch für Multiplikatoren, hier Wahlgeschenke hier im Schrank. Wenn du möchtest, kannst du hier noch so eine Tasse mitnehmen. Möchtest du das?"
"Also, das ist ein sehr billiger Versuch, mich jetzt hier auch politisch rumzukriegen, aber ..."
Benecke: "Ich hab auch noch Kekse, ich hab auch noch Kekse." (raschelnde Keksdose)
"Ja, okay, die Tasse würde ich nehmen."
Benecke: "Ja? Gut. Bitteschön."
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