Mark Ronson: "Late Night Feelings"

"Meine Songs sind wie kleine Soldaten"

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Musikproduzent Mark Ronson bei der Oscar-Gala in Los Angeles im Februar 2019. Für den Soundtrack zu Für den Soundtrack zu "A Star Is Born" erhielt er den Oscar.
Musikproduzent Mark Ronson bei der Oscar-Gala in Los Angeles im Februar 2019. Für den Soundtrack zu Für den Soundtrack zu "A Star Is Born" erhielt er den Oscar. © dpa / picture alliance / Jordan Strauss
Von Marcel Anders |
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Mark Ronson hat mit Pop-Größen wie Amy Winehouse, Lady Gaga oder Bruno Mars zusammengearbeitet und hat letztens für den Soundtrack zu "A Star Is Born" den Oscar erhalten. Jetzt bringt der 43-jährige Musikproduzent sein neues Soloalbum heraus.
"Bei mir herrscht immer eine gewisse Verunsicherung. Denn das ist der einzige Job, in dem ich mich auskenne. Doch bei jeder neuen Platte denke ich: Was, wenn das niemandem gefällt? Natürlich hat mir der Erfolg von 'Uptown Special' Sicherheit und Vertrauen gegeben. Trotzdem habe ich auch am Anfang dieser Aufnahmen gedacht: 'Wie knüpfst du bloß an den Erfolg an?'. Es war ziemlich furchteinflößend."
Sagt Mark Ronson und zeigt sich so als das Gegenteil von dem, was man von einem millionenschweren Pop-Mogul erwartet. Der 43-Jährige ist gut gekleidet, residiert im teuersten Berliner Hotel und hortet Auszeichnungen und Preise.

Kein Album über seine Scheidung

Doch im Gespräch ist er schüchtern, nuschelt leicht und präsentiert sich voller Selbstzweifel. Nicht nur hinsichtlich seiner Karriere, sondern auch privat wegen der gescheiterten Ehe mit dem französischen Model Josephine de la Baum. Die verarbeite er – so heißt es in den Medien – auf seinem neuen Album. Ein Irrtum, wie er sagt:
"Ich hatte nie vor, ein Album über meine Scheidung zu schreiben oder mich nur mit Herzschmerz zu befassen. Klar ist das da eingeflossen. Aber im Grunde ging es mir um alles, was dich nachts wachhält. Das kann Liebe oder Lust sein – aber auch der Zustand der Welt. Schließlich leben wir in Zeiten fürchterlicher Politiker, die immer neue Feuer in Sachen Hass und Unruhe entfachen. Das macht mich wirklich traurig."

Retro und doch ein bisschen modern

Für die moderne Welt wirkt Mark Ronson fast ein bisschen zu idealistisch, zu romantisch und vielleicht auch zu naiv. Der gebürtige Brite ist an Eliteschulen und im internationalen Jetset aufgewachsen.
Für ihn ist Musik eine Realitätsflucht, ein Mittel, um Ängste und Sorgen zu verdrängen, mit einer Mischung aus Dance, Funk und Soul, die extrem tanzbar, aber auch geradezu altmodisch wirkt und an die Disco-Diven der 70er und 80er wie Gloria Gaynor oder Donna Summer erinnert:
"Meine Songs klingen nicht wie die aktuellen Hits aus den Charts.", erzählt Mark Ronson. "Aber ich will trotzdem, dass sie welche sind. Von daher sind sie wie kleine Soldaten, die in den Krieg ziehen. Im Sinne von: Sie kämpfen auf Spotify, im Radio und in den Charts gegen Calvin Harris, Benny Blanco oder wen auch immer. Deshalb lege ich ihnen eine Rüstung an. Etwa in Form einer Kick-Drum oder mit einem interessanten elektronischen Geräusch im Refrain. Kleinigkeiten, die sie moderner erscheinen lassen – damit sie gut vorbereitet in die Schlacht ziehen."

Das letzte Soloalbum Ronsons?

Der Trick funktioniert: Ronson ist erfolgreicher denn je. Für den Soundtrack zu "A Star Is Born" und das Duett "Shallow" von Lady Gaga mit Bradley Cooper wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet.
Momentan betreut er die kommende Werke von Alicia Keys, Miley Cyrus und King Princess, die auch Gastauftritte auf "Late Night Feelings" haben. Ein Album, das zwar nicht für die Neuerfindung des Pop steht, aber für unterhaltsames Musik-Entertainment, das sich nicht an den Parametern der Charts und der sozialen Medien orientiert. Und das, so Ronson, durchaus sein letztes Solowerk sein könnte:
"Ich habe das Gefühl, dass ich viel in dieses Album investiert habe – spirituell, romantisch, emotional, musikalisch. Es hat mich den Großteil der letzten zwei Jahre gekostet. Und insofern habe ich da alles reingesteckt, was ich hatte. Hoffentlich habe ich in einem halben Jahr wieder neue Ideen. Denn in den Pausen zwischen meinen Alben habe ich das Glück, mit umwerfenden Leuten zu arbeiten. Das sorgt für Inspiration, die wieder Lust auf Musik macht.
Aber: Wenn das hier tatsächlich mein letztes Solo-Werk sein sollte, wäre ich durchaus glücklich damit."

Mark Ronson: Late Night Feelings
RCA Records

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