Mark Zuckerberg in Berlin

    Unsere zehn Fragen an Facebook

    Facebook-Chef Mark Zuckerberg im Innovation Hub in Berlin.
    Facebook-Chef Mark Zuckerberg im Innovation Hub in Berlin. © dpa / picture alliance / Kay Nietfeld
    Seine Fans umgarnen Mark Zuckerberg wie einen Wanderprediger. Nun besucht der Facebook-Chef Berlin und wird sich auch zu kritischen Themen äußern müssen. Hier sind unsere zehn dringlichsten Fragen - vom Umgang mit rechtsradikalen Nutzern bis zum Posten von Babybildern.
    Ohne Facebook geht nichts mehr, mit aber auch nicht so richtig. Der tägliche Umgang mit dem weltweit meistgenutzten Sozialen Netzwerk beschert uns als Onlineredaktion den direkten Austausch mit Hörern und Nutzern aus aller Welt und birgt zugleich unliebsame Überraschungen. Tagelang versuchte Deutschlandradio Kultur den Milliardenkonzern dazuzubewegen endlich einen von rechtsradikalen Nutzern manipulierten Bericht zu löschen. IS-Anhänger versuchten unsere Facebook-Seite zu nutzen, um ihre Propaganda zu verbreiten. Also, wir hätten da ein paar Fragen:

    1. Sollten sich die Deutschen weniger um Datenschutz scheren?

    Facebook ist kostenlos aber nicht umsonst. Die Nutzer zahlen mit ihren Daten. Deutschland gilt Social-Media-Unternehmen wie Facebook als schwieriges Land in Sachen Datenschutz. Ein Mittel gegen die Weitergabe der Daten von Facebook-Nutzern könnte das Koppelungsverbot sein. Menschen, die ihre persönlichen Daten für sich behalten wollen und nicht mit Werbung beballert werden wollen, würden eine kostenpflichtige Facebook-Variante nutzen. Ob Zuckerberg dazu bereit wäre?

    2. Warum störten Sie nackte Brüste mehr als Hassbotschaften?

    Facebook ist einer der wichtigsten Kanäle für radikale Gruppen, um für sich zu werben und sich zu organisieren. Auf Facebook steht, dass der Konzern Hassbotschaften gegen Minderheiten nicht zulassen werden. Doch jahrelang hielt sich Facebook nicht an die eigenen Regeln und löschte rechtsradikale Postings nur sehr schleppend. Anders als bei Postings nackter Brüste, bei solchen Inhalten griff das Unternehmen schneller durch und löschte den Eintrag. Erst nach der öffentlichen Kritik von Bundesjustizminister Heiko Maas reagierte Facebook. Der Konzern versprach, Beschwerden innerhalb von 24 Stunden prüfen und auch gleich reagieren. Doch noch immer hetzen Rechtsradikale auf Facebook gegen Flüchtlinge, weiterhin verbreiten IS-Anhänger Videos.

    Programmhinweis: In der Sendung "Studio 9" am Freitag ab 5:07 Uhr berichten wir im Deutschlandradio Kultur über den Berlin-Besuch von Mark Zuckerberg. Unter anderem sprechen wir darüber, wie eng die Popularität mancher Unternehmen - wie facebook oder Apple - mit dem Charisma ihrer Chefs und Gründer verknüpft sind. Auf unserer Facebook-Seite können Sie über Fragen diskutieren, die Zuckerberg unbedingt beantworten müsste.

    3. Was machen Sie gegen Manipulation und Missbrauch?

    Rechtsradikale Nutzer manipulieren sorgfältig recherchierte Beiträge, um sie für ihre Hetze zu nutzen. Das wissen wir vom Deutschlandradio Kultur nur zu gut. Eine Redakteurin berichtete über die Schwierigkeiten von Flüchtlingen, mit Gutscheinen zu bezahlen. Auf einer rechtsradikalen Facebook-Seite wurde ein Foto von ihr in einen völlig verkehrten Zusammenhang gerückt, die Journalistin erhielt in dem Posting eine falsche Identität. Facebook zeigt wenig Engagement dabei, gegen solche Falschmeldungen vorzugehen. Dabei nutzen viele Menschen Facebook längst als eine Art Nachrichtenmedium.

    4. Will Ihre Tochter ständig auf Facebook zu sehen sein?

    Mark Zuckerberg nutzt wie kaum ein anderer Unternehmer sein Privatleben, um seinen Konzern zu promoten. Auf seiner Facebook-Seite rechtfertigt er unternehmerische Entscheidungen mit seinen Erfahrunge als Vater. Er wirbt für die neue VR-Brille, weil es doch schön wäre, sich an die Geburt und das Aufwachsen des eigenenen Kindes nicht nur mit Hilfe von Bildern und Videos zu erinnern. Schon jetzt ist Zuckerbergs Tochter Max immer wieder auf Facebook zu sehen - mal in Windeln auf dem Boden liegend, mal im Video auf dem Schoß ihres Vaters. Sie ist noch nicht mal drei Monate alt. Auch eine angekündigte Millarden-Spende begründete Zuckerberg mit der Geburt seiner Tochter.
    Facebook-Chef Mark Zuckerberg mit seiner Frau Priscilla und Tochter Max
    Seit der Geburt von Töchterchen Max präsentieren sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla immer wieder mit ihr.© dpa / picture alliance / Courtesy Of Mark Zuckerberg

    5. Was halten Sie von geklauten Opfer-Fotos?

    Manche Medien kopieren private Facebook-Fotos, um über Täter und Opfer von Verbrechen zu berichten. Sie holen sich die Bilder - teils ohne Zustimmung - aus den Facebook-Profilen. Kaum eine Frage stellen Facebook-Nutzer vor seinem Town Hall Meeting in Berlin so häufig an Zuckerberg wie die nach den Opfer-Fotos. Die "Bild"-Zeitung veröffentlichte zudem Fotos und Klarnamen rechtsradikaler Facebook-Hetzer an einem "Pranger der Schande". Auch, wenn es um Unfälle geht, verwenden manche Medien auf Facebook gepostete Fotos.

    6. Warum verbieten Sie neuen Nutzern bestimmte Seiten?

    Internet.org heißt das Lieblingsprojekt von Mark Zuckerberg. Damit will er Menschen in armen Regionen einen Internet-Anschluss ermöglichen. Eine reine Wohltat? Wohl kaum - schließlich geht es dabei nur um rund 100 Internetseiten, die kostenfrei gewesen wären - darunter natürlich Facebook. Die indische Regierung hat dem Programm "Free Basic" einen Riegel vorgeschoben.

    7. Warum solidarisieren Sie sich mit Apple?

    Der Internet-Konzern Apple weigert sich, die iPhone-Daten eines getöteten Terroristen für das FBI zu entschlüsseln. Vor Apple-Läden demonstrieren Konsumenten gegen die US-Sicherheitsbehörde und für den IT-Konzern. In Barcelona sagte Mark Zuckerberg dazu: "Ich denke nicht, dass wir für mehr Sicherheit sorgen, indem wir dem Staat Hintertüren öffnen."
    Ein Internetnutzer hat ein Tablet auf dem Schoß, darauf ist eine Facebook-Illustration zu sehen
    Ein Alltag ohne Apple und Facebook ist möglich - aber nicht ganz einfach.© picture alliance / dpa / Josef Horazny

    8. Warum reicht Ihnen eine Realität nicht aus?

    Unternehmen wie Apple und Whatsapp, aber auch Facebook sind für einen weltweiten Mentalitätswandel verantwortlich. Das Erleben eines besonderen Momentes reicht nicht mehr aus. Facebook-User recken auf Konzerten, Reisen und Familienfeiern ihre Smartphones in die Höhe und teilen Bilder und Videos im Netz. Zuckerberg will mehr davon, er setzt auf Produkte für die Virtuelle Realität. Der Facebook-Chef unterstützt Samsung dabei, eine neue VR-Brille unters Volk zu bringen, die Szenen in 3D abbildet. Es drohen Gesellschaften, in denen fast keine Gespräche mehr ohne digitale Geräte stattfinden. Auch Freundschaften ändern sich durch die sozialen Medien.

    9. Wann kommt der Dislike-Button?

    Gerade erst hat Facebook neue Icons eingeführt. So kann man der Menschheit mitteilen, was man traurig und ärgerlich findet. Einen "Wow"-Button gibt es auch. Dem tausendfach geforderten "Dislike"-Button verweigert sich Facebook aber weiterhin.

    10. Was wird aus der Facebook-Löschgruppe?

    Die wirklich wichtigen Dinge laufen bei Facebook im Geheimen ab. So gab es mittlerweile bestätigte Gerüchte, Facebook wolle in Berlin eine Löschgruppe einführen, die gezielt nach radikalen Inhalten suchen und sie löschen werde. Wie aber lassen sich Hasspostings finden?