Mark Zuckerbergs Charisma

Überzeugungskraft, Ausstrahlung - und Liebe zum Produkt

Kanzleramtsminister Peter Altmaier (l, CDU) und der Facebook-Chef Mark Zuckerberg (M.) unterhalten sich am 25.02.2016 in Berlin während der Facebook Innovation Hub. Zuckerberg hatte unter anderem Studien zur künstlichen Intelligenz vorgestellt. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Ob Mark Zuckerberg auch Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) von seinen Visionen überzeugt hat? Das Foto zeigt die beiden bei einem Treffen in Berlin. © picture alliance / dpa / Kay Nietfeld
Burkhard Fritz im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Mark Zuckerberg, Steve Jobs, Bill Gates – was unterscheidet sie von anderen Firmenlenkern? Visionen, Charisma und die Liebe zum eigenen Produkt, sagt der Unternehmensberater Burkhard Fritz.
Was ist nur dran an diesem eher schmächtigen jungen Mann? Als Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Berlin einen Besuch abstattete und unter anderen auch Kanzleramtsminister Peter Altmaier traf, sorgte das beinahe für mehr Aufsehen als der Besuch eines ausländischen Staatsoberhaupts.
Zuckerberg, wie auch der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs oder der ehemalige Microsoft-Chef Bill Gates, verstehe es hevorragend, seine Visionen nicht nur in der Öffentlichkeit zu verbreiten, sondern auch mit viel Überzeugungskraft umzusetzen, sagt Burkhard Fritz, der Unternehmer und Führungskräfte berät.

Lebe ich das, liebe ich das?

Die entscheidenden Fragen, die man sich als Unternehmensgründer stellen müsse seien: "Ist das mein Bild von der Zukunft - wo ich hin möchte mit meinem Unternehmen? Bin ich davon wirklich überzeugt? Lebe ich das, liebe ich das?"
Er habe einmal einen Unternehmer beraten, der sehr unglücklich gewesen sei, weil er seine eigenen Produkte nicht mehr geliebt habe.
"Wir haben uns dann zusammen gesetzt und überlegt: Was muss denn passieren, damit er seine Produkte wieder liebt? Und dann kam sie auch wieder, diese Lust und diese Ausstrahlung."
Im Fall von Zuckerberg erscheint es einfach und nachvollziehbar, sich für ein Produkt wie Facebook und dessen Möglichkeiten zu begeistern und andere mitzureißen. Ist das Modell des charismatischen Managers in Deutschland, dem Land der Maschinen- und Schraubenproduzenten, überhaupt denkbar? Zuckerberg oder Steve Jobs hätten riesige, auch finanzielle Erfolge mit ihren Produkten erzielt und seien so allgegenwärtig in den Medien. Es sei nicht einfach, damit Schritt zu halten. Und so bleibe vielleicht so manches deutsche Unternehmertalent mit Visionen in der Öffentlichkeit fast unbemerkt.



Das Interview im Wortlaut:
Korbinian Frenzel: Mark Zuckerberg ist in Berlin, der Facebook-Gründer, und das allein ist schon eine Nachricht, interessanterweise. Denn nehmen wir mal den Chef von General Motors, dessen Name mir jetzt partout nicht einfallen will, wenn der käme, dann wäre das wohl bestenfalls eine Notiz. Mark Zuckerberg ist ein Beispiel, Bill Gates könnte man dazunehmen oder Jeff Bezos, den Google-Gründer. Sie alle beeindrucken nicht nur durch ihren wirtschaftlichen Erfolg, sie ziehen auch Leute in ihren Bann und das bringt wiederum wirtschaftlichen Erfolg. Kann man Charisma lernen? Wir fragen einen Unternehmensberater, nein, ich korrigiere: einen Unternehmerberater. Ihm geht es nämlich in erster Linie um die Menschen, um Führungskräfte. Burkhard Fritz, guten Morgen!
Burkhard Fritz: Schönen guten Morgen, Herr Frenzel!
Frenzel: Warum sind manche Führungskräfte im besagten Sinne erfolgreich und andere nicht?
Fritz: Ja, das ist eine sehr spannende Frage, mit der wir uns sehr viele Jahre schon beschäftigen. Und ganz kurz gesagt, das liegt an der Persönlichkeit.
Frenzel: Und was muss die haben?
Fritz: Wir haben festgestellt, dass Persönlichkeiten über sieben Kräfte verfügen. Also, die haben bestimmte Ausprägungen. Eines davon beispielsweise, was bei Mark Zuckerberg oder auch bei Leuten wie Steve Jobs ist, ist die Vorstellungskraft, so eine visionäre Kraft, die die Menschen in den Bann zieht.
Frenzel: Machen Sie weiter, Sie haben gesagt: sieben. Schießen Sie los!
Fritz: Genau, die visionäre Kraft. Das Zweite ist natürlich das, was Sie gerade genannt haben, die Strahlkraft, die Ausstrahlung. Also, ist mein Bild, was ich habe von der Zukunft, da, wo ich hinmöchte mit meinem Unternehmen, bin ich davon wirklich überzeugt? Lebe ich das, liebe ich das?

Was macht Unternehmer unglücklich?

Und ich habe mal mit einem Unternehmer zusammengesessen, der im wahrsten Sinne des Wortes sehr unglücklich war. Er sagte zu mir: Ich liebe meine Produkte nicht mehr. Und wir haben uns dann gemeinsam hingesetzt und mal nachgefragt, was muss denn passieren, damit er seine Produkte wieder liebt? Und dann kam auch wieder diese Lust und diese Ausstrahlung, wie er hinter seinen Produkten auch stand. Also, Strahlkraft ist ein ganz, ganz wichtiges Charisma, Anziehungskraft, das ist das, was Sie gerade beschrieben haben.
Frenzel: Inwieweit braucht man auch Durchsetzungskraft? Ich frage das auch mit Blick auf Mark Zuckerberg, der ja quasi als, ja, als – Kind ist jetzt übertrieben –, aber als Jugendlicher, als Student angefangen hat, wo man ja solche Dinge eigentlich noch nicht so drauf hat normalerweise.
Fritz: Ja, das ist eine ganz wichtige Kraft, Entschlusskraft, Tatkraft, Kommunikationskraft sind wichtige Elemente. Aber wo viele, viele dran scheitern, ist die Durchsetzungskraft. Also, man hat sich viele tolle Dinge vorgenommen, hat sich auch auf den Weg gemacht und dann kommt der erste Gegenwind und man bricht zusammen. Und solche Leute wie Mark Zuckerberg, die haben einfach ihr Ding gemacht. Die sind ihrer Vision gefolgt und sie sind ihr sehr konsequent gefolgt. Und Mark Zuckerberg …
Frenzel: Die große Frage, Herr Burkhard (Versprecher des Moderators): Kann man denn das lernen, was Sie da gerade alles beschrieben haben?
Fritz: Nein.
Frenzel: Das heißt, das muss man im Blute haben?
Fritz: Nein, wenn Sie mit lernen das klassische Schullernen meinen, was wir kennen, dann sage ich ganz klar: Nein. Ich möchte da vielleicht kurz ausholen. Das, was so Leute wie Mark Zuckerberg uns zeigen, oder auch ein Steve Jobs, davon gibt es ganz viele Menschen draußen. Ob es Sportler sind oder auch ganz viele Unternehmer und Führungskräfte in deutschen Unternehmen. Und das ist etwas, das haben wir alle in uns.

Es geht darum, sich Dinge bewusst zu machen

Also, wir sprechen gerne davon auch, dass wir diese DNA alle in uns haben. Denn wir Menschen da draußen, alle Menschen draußen auf diesem Planeten haben eine Führungsauftrag. Die haben nämlich den Führungsauftrag, ein Leben zu führen, und vorzugsweise ein glückliches Leben. Und das ist etwas, was in jedem von uns drin ist. Also, der Wunsch, diese Persönlichkeit … der Wunsch, zu leben, diese Persönlichkeit herauszuholen, ist in jedem von uns drin. Und was wir lernen können, ist, es uns bewusst zu machen und aus uns rauszuholen. Und dann würde ich sagen: Ja, das kann man lernen. Aber da geht es ein bisschen um Wissen, da geht es darum, sich die Dinge bewusst zu machen, zu reflektieren, mutig zu sein, neue Verhaltensmuster auszuprobieren. Und dann kann sich eine Persönlichkeit entwickeln und entfalten.
Frenzel: Das sind ja alles wunderbar schöne Eigenschaften. Es gibt ja immer wieder Darstellungen, die sagen, Führungskräfte sind ganz häufig auch Autisten oder haben eine Tendenz in diese Richtung. Würden Sie das bestätigen?
Fritz: Ach, das weiß ich nicht. Man sagt das ja immer bestimmten Leuten nach, man hat es auch Mark Zuckerberg am Anfang, als man ihn beschrieben hat, gesagt, er hatte leicht autistische Züge, auch bei Steve Jobs. Es liegt vielleicht daran, dass diese Leute für den Außenstehenden das vielleicht haben, aber die sind in ihrem Kopf, in ihrem Geiste … Die haben das so klar vor Augen, die sehen schon ihr Facebook, wie die Menschen da dran sind, oder ein Steve Jobs, der schon in den 80er-Jahren ein iPad vor Augen hatte, obwohl er das noch nicht genau beschreiben konnte, aber er hat das schon gesehen. Und dass diese Leute, die so eine weitreichende Vision haben, dass die sich oft auch abkapseln müssen, um sich selbst zu schützen, das mag vielleicht auf den einen oder anderen autistisch wirken.

Deutsche Namen fehlen

Frenzel: Herr Fritz, warum haben wir denn eigentlich in dieser ganzen Reihung der Namen so gut wie nie oder eigentlich nie deutsche Namen? Ist der deutsche Manager doch ein anderer Typ, fehlt ihm die Lässigkeit?
Fritz: Ach, das kann ich eigentlich … Das kann ich so nicht bestätigen.
Frenzel: Aber so richtig zum Mark Zuckerberg reicht es hier bei keinem!
Fritz: Ja, aber vielleicht liegt das daran, dass diese Leute natürlich … Nehmen wir mal Mark Zuckerberg. Was bei ihm natürlich hinzukommt, mit Facebook hat er natürlich auch ein Produkt, was ganz, ganz viele Menschen da draußen in den Bann zieht, was ganz viele Menschen … Milliarden von Nutzern hat Facebook. Und was Menschen berührt … Das ist das Gleiche wie auch bei Steve Jobs gewesen. Und dass diese Leute … Und dann natürlich auch noch durch diesen riesenriesengroßen finanziellen Erfolg, dass die natürlich stärker in der Presse stehen als vielleicht ein erfolgreicher Unternehmer hier in Deutschland, das mag man nachvollziehen können.
Frenzel: Vielleicht liegt es daran, dass wir vor allem Schrauben und Maschinen verkaufen, da ist man dann vielleicht auch nicht ganz so glücklich, wie Sie es am Anfang beschrieben haben, mit dem Produkt. Ich danke Ihnen auf jeden Fall ganz herzlich für das Gespräch! Burkhard Fritz, Unternehmerberater in Dortmund!
Fritz: Ich danke Ihnen, Herr Frenzel, alles Gute!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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